Quantenmechanische Bestimmung des Ampere
Extrem genauer Stromgenerator für die neue Realisierung der SI-Basiseinheit.
Im Herbst 2018 soll ein neues internationales Einheitensystem eingeführt werden, das die sieben Basiseinheiten Sekunde, Meter, Kilogramm, Ampere, Kelvin, Mol und Candela auf Naturkonstanten und andere physikalische Größen zurückführt, deren Werte dazu genau festgelegt werden. So ist die Vakuumlichtgeschwindigkeit c zukünftig exakt gegeben durch 299792458 m/s und die Planck-
Abb.: Prinzip des quantenmechanischen Stromgenerators (PQCG, Programmable Quantum Current Generator). Die Verbindung von Josephson-
Zur Realisierung der SI-Basiseinheiten werden Messverfahren neu entwickelt oder soweit verbessert, dass sie eine relative Ungenauigkeit von höchsten 10-8 haben. Für das Kilogramm und das Ampere, die bisher durch den Kilogrammprototypen und eine Kraftmessung zwischen stromdurchflossenen Drähten definiert waren, bringt das neue Einheitensystem grundlegend neue Messverfahren. So wird das Kilogramm mit Hilfe der Wattwaage realisiert, während für das Ampere zwei Realisierungen existieren, die auf drei Quanteneffekten beruhen.
Im ersten Fall definiert man die Einheit der Stromstärke mit Hilfe der Quantisierung der elektrischen Ladung. Dazu werden im Takt der Cäsiumfrequenz – über die die Sekunde definiert ist – Elektronen einzeln und abgezählt durch eine elektronische Schaltung transportiert. Solche Elektronenpumpen erreichen bisher nur sehr kleine Stromstärken von unter einem Nanoampere und eine relative Ungenauigkeit von 10-7.
Im zweiten Fall kommen der Josephson- und der Quanten-Hall-Effekt zum Einsatz, mit deren Hilfe man sehr genau elektrische Spannungen und Widerstände erhalten kann. Über das Ohmsche Gesetz bekommt man daraus die Stromstärke. Diesen Weg sind Wilfrid Poirier und seine Kollegen vom Institut für Metrologie in Trappes bei Paris jetzt beim Bau eines quantenmechanischen Stromgenerators gegangen, der elektrische Ströme im Bereich von Mikro- und Milliampere mit einer Rekordgenauigkeit von 10-8 erzeugen kann.
Zunächst haben die Forscher eine elektrische Spannung erzeugt, indem sie eine Anordnung von Josephson-
Abb.: Der quantenmechanische Stromgenerator (rot) liefert relativ starke Ströme mit einer unerreicht kleinen relativen Unsicherheit von 10-8. Sowohl die Einzelelektronenpumpen (blau) als auch die besten Kalibrierungsverfahren liefern deutlich ungenauere Ergebnisse. (J. Brun-
Die eingestellte Josephson-Spannung legten sie an ein Bauelement, das durch den Quanten-
Durch eine geschickte Verdrahtung der Josephson-Spannungsquelle mit dem Widerstandsnormal erreichten die Forscher, dass der Spannungsabfall in den Drähten vernachlässigbar war und der erzeugte Strom die vorhergesagte Stärke mit einer relativen Ungenauigkeit von 10-8 hatte. Mit einem Kryostromkomparator konnten sie den Strom in stabiler Weise verstärken oder auch abschwächen, sodass Stromstärken von einem Mikro- bis zehn Milliampere erreicht wurden und die relative Ungenauigkeit weiterhin bei 10-8 lag.
Der programmierbare Stromgenerator eignet sich somit als primäres quantenmechanisches Stromnormal, mit dem die Forscher ein Amperemeter im Bereich von Mikro- bis Milliampere eichen konnten. Sie sind zuversichtlich, dass sie durch weitere Verbesserungen ihres Stromgenerators seine relative Ungenauigkeit schon bald auf 10-9 verringern können. Doch schon jetzt reicht seine Präzision für die Realisierung des Ampere im Rahmen des neuen Einheitensystems.
Sobald auch die Elektronenpumpen Stromstärken mit der vom neuen Einheitensystem geforderten relativen Ungenauigkeit von 10-9 messen können, wird ein direkter Vergleich der beiden Methoden „auf Augenhöhe“ möglich. Ihre Ergebnisse sollten miteinander übereinstimmen, sodass das quantenmetrologische Dreieck geschlossen werden kann.
Mit einem Widerstandsnormal aus Graphen, das im Gegensatz zum bisher verwendeten nicht tiefgekühlt werden muss, ließe sich der Aufbau des Stromgenerators erheblich vereinfachen. Und mit einem pulsgetriebenen Josephson-
Rainer Scharf
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