23.12.2016

Quantenpunkte als Tumorsensor

Fluoreszierende Nanokristalle docken selektiv an Krebszellen an.

Wie gefährlich eine Krebs­erkrankung ist, hängt wesentlich von der Fähigkeit der Tumor­zellen zur Metasta­sierung ab, das heißt ihrer Ausbrei­tung und Ansiedlung in anderen Organen. Tumore der Bauch­speichel­drüse gehören wegen ihrer schnellen Metasta­sierung zu den aggres­sivsten Krebs­arten. Häufig erfolgt die Diagnose erst dann, wenn bereits weitere Organe betroffen sind. Ein wichtiges Ziel der Krebs­forschung ist daher, Metastasen früh­zeitig zu entdecken und einzu­dämmen.

Abb.: Nanopartikel mit dem v6-Peptid binden spezifisch an Tumorzellen. (Bild: P. Levkin / KIT)

Das am Karls­ruhet Institut für Techno­logie KIT entdeckte Protein CD44v6 spielt bei der Metasta­sierung eine wesent­liche Rolle: Wie die Forscher im vergan­genen Jahr in vorkli­nischen Studien an Tieren und anhand verschie­dener Pankreas­krebs-Modelle nachwiesen, fungiert CD44v6 auf der Zell­membran als Ko-Rezeptor für Signal­moleküle, die bestimmte Enzyme, die Tyrosinkinasen wie MET oder VEGFR-2 aktivieren. Diese Enzyme beein­flussen die Akti­vitäten von Tumor­zellen maßgeblich: MET treibt ihre Vermehrung, Migration und Invasion voran. VEGFR-2 fördert die Angionese, das heißt das Wachstum von Blutgefäßen, die zur Versorgung des Tumors notwendig sind. Damit stellen MET und VEGFR-2 ent­scheidende Faktoren für das Wachstum und die Ausbreitung von Krebs­zellen dar.

Um die Krebs­Zellen aufzu­spüren, die CD44v6 explizieren, setzte die Forscher­gruppe „Biofunctional Materials“ unter Leitung von Pavel Levkin am Institut für Toxi­kologie und Genetik und am Institut für Orga­nische Chemie in Koope­ration mit Véronique Orian-Rousseau vom ITG des KIT die v6-Peptide – kleine Abschnitte von CD44v6, die aus fünf Amino­säuren bestehen – in abge­wandelter Version ein: Die Wissen­schaftler nutzen fluores­zierende Quanten­punkte – kleine Nano­kristalle aus Cadmiumtellurid –, die sie an ihrer Oberfläche durch v6-Peptide funktiona­lisierten, um so die Krebs­zellen zu entdecken. Die fluores­zierenden Quanten­punkte binden spezi­fisch an CD44v6 expri­mierende Zellen und färben diese ein. Das gelang sowohl in Zell­kulturen als auch in Tumor­geweben. „Diese Strukturen besitzen damit ein hohes Potenzial für die Ent­wicklung und Verbes­serung von Nano­transportern zur Diagnose“, erklärt Pavel Levkin.

KIT / JOL

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