Quantitative Spektroskopie von Sternen mit Planeten
Genaue Werte von 54 spektroskopischen Parametern sollen Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften der Sterne und ihrer Planeten zeigen.
Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam und die Vatikanische Sternwarte haben sich zusammengetan und mehr als tausend helle Sterne spektroskopisch untersucht, die vermutlich Planeten beherbergen. Das Team präsentiert jetzt genaue Werte für 54 spektroskopische Parameter pro Stern vor und veröffentlicht alle Daten für die wissenschaftliche Gemeinschaft. Die beispiellos große Anzahl von Parametern ist für die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften der Sterne und ihren möglichen Planeten unerlässlich.
„Da sich Sterne und ihre Planeten gemeinsam bilden, stellte sich die Frage, ob das Vorhandensein bestimmter chemischer Elemente in einer Sternatmosphäre oder ihr Isotopen- oder Häufigkeitsverhältnis auf ein Planetensystem hinweist“, erklärt Klaus Strassmeier vom AIP, der Leiter der Untersuchung. Die Mengen verschiedener chemischer Elemente in einem Stern könnten darauf hindeuten, dass der Stern terrestrische Planeten hat. Auch für das Alter der Planeten und dass der Stern einige seiner Planeten verschluckt hat, können die Sternspektren verraten, so die Hypothese. Das muss weiter untersucht werden und die nun veröffentlichten Daten bilden die Grundlage dazu.
Von den über fünftausend bestätigten Exoplaneten wurden 75 Prozent mit dem Transiting Exoplanet Survey Satellite TESS der NASA aufgespürt. Dabei wurden mehr Exoplaneten in den Bereichen des Himmels gefunden, die am weitesten von der Ekliptik entfernt sind. Die Durchmusterung von Sternen innerhalb dieser Region wird als Vatican-Potsdam Northern Ecliptic Pole bezeichnet. Die Durchmusterung konzentrierte sich auf das reichhaltigste Beobachtungsfeld von TESS, einem Himmelsbereich, der etwa 4000-mal so groß ist wie der Vollmond.
Alle etwa 1100 darin enthaltenen Sterne, die möglicherweise von Planeten umgeben sind, wurden untersucht. Bis zu 1,5 Stunden Teleskopzeit waren pro Stern nötig, um genug Licht für ein einziges hochwertiges Spektrum einzufangen. Da jeder Stern mehrmals beobachtet wurde, dauerte es fünf Jahre, bis die Durchmusterung abgeschlossen war.
Die Beobachtungen bedienten sich der Teleskope an zwei Standorten: In Arizona kam das Vatican Advanced Technology Telescope des Vatikan-Observatoriums zum Einsatz und leitete das Licht zum Spektrographen des AIP, dem Echelle Polarimetric and Spectroscopic Instrument PEPSI weiter. Auf Teneriffa nutzte das STELLA-Observatorium des AIP den STELLA-Echelle-Spektrographen, um das Licht von Riesensternen mit geringerer, aber immer noch hoher Präzision einzufangen.
Die Spektren enthüllen Elemente, die zu jenen gehören, die am schwierigsten zu beobachten sind. Häufigkeitsverhältnisse von Elementen wie Kohlenstoff zu Eisen oder Magnesium zu Sauerstoff geben Hinweise auf die Existenz und das Alter von sonst unsichtbaren Gesteinsplaneten. „Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Daten der Durchmusterung vollständig ausgewertet sind“, betont Strassmeier. „Aber wir erwarten, dass wir bald weitere Entdeckungen bekannt geben können.“
AIP / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
K. G. Strassmeier et al.: VPNEP: Detailed characterization of TESS targets around the Northern Ecliptic Pole, I. Survey design, pilot analysis, and initial data release, Astron. Astroph. 671, A7 (2023); DOI: 10.1051/0004-6361/202245255 - Kosmische Magnetfelder (K. Strassmeier), Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam
- Vatican Observatory, Vatikan
Weitere Beiträge
- A. Pawlak, NASA: Abschied von Kepler, Physik Journal, Dezember 2018, S. 12 PDF
- R. Scharf, TESS sucht nach zweiter Erde, Physik Journal, Juni 2018, S. 20 PDF
- H. Rauer, M. Godolt und P. Eigmüller, Ein Planet in unserer Nachbarschaft, Physik Journal, November 2016, S. 22 PDF
- L. Kaltenegger, Die Suche nach der zweiten Erde, Physik Journal, Februar 2012, S. 25 PDF