Radar-Chip überprüft Produktionsprozesse
Hochpräziser 80 GHz-Sensor weist kontinuierlich ausgesendete Radarsignale nach.
Das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR entwickelt Millimeterwellen-Sensoren für die Qualitätskontrolle und -sicherung in der Produktion. Diese nutzen elektromagnetische Signale und messen berührungslos, präzise und in Echtzeit, auch unter widrigen Umweltbedingungen. Ein Single-Chip-Radar mit hochpräzisem 80 GHz-Sensor bestimmt die exakte Position einer schwebenden Kugel und steuert mit diesen Messwerten automatisch den Stromfluss durch den Elektromagneten, der die Kugel in ihrer Schwebeposition hält. Die Höhe kann frei gewählt und verändert werden. Dies zeigt die Tauglichkeit des Systems für industrielle Anwendungen, die Regelung in Echtzeit erfordern, etwa für Regelschleifen-Prozesse zur Positionskontrolle oder Navigation im Nahbereich.
Abb.: Das Single-Chip-Radar mit dem 80 GHz-Sensor reguliert Position und Bewegung einer schwebenden magnetischen Kugel exakt und in Echtzeit. (Bild: Fh.-FHR)
Das Radar wendet das FMCW-Verfahren an. Hierbei wird das Signal während des Sendens über die gesamte Bandbreite moduliert, ein Chirp entsteht. Dieser Chirp wird zyklisch wiederholt. Im Gegensatz zu einem Radar, das nur einen Puls aussendet, senden FMC-Radare kontinuierlich. Darum werden sie frequenz-modulierte Dauerstrich-Radare genannt. Die Prozessierung des Signals erfolgt auf einer Xilinx-Zynq-Plattform. Ein PID-Controller gleicht den Mess- mit dem Sollwert ab. Er sorgt so für die Regulierung des Stromflusses durch den Elektromagneten und damit der Kugelposition.
FMCW-Radare zeichnen sich durch ihre flexiblen Anwendungsmöglichkeiten aus. Außerdem sind sie kostengünstig mittels Halbleiter-Technologie realisierbar. Das Fraunhofer FHR und die Ruhr-Universität Bochum setzen selbstentwickelte Single-Chip-Radare auf Basis von Silizium-Germanium ein, wie sie auch für Automotive-Radare genutzt werden. Hier kann das ganze System auf einem wenige Millimeter großen Chip integriert werden. Die Stromversorgung ist dank der niedrigen Spannung von fünf Volt über einen USB-Anschluss realisierbar.
Das Fraunhofer FHR bietet Hochfrequenz-Sensoren für präziseste Abstands- oder Positionsbestimmung als auch bildgebende Systeme an. Aufwändige Schutzmaßnahmen wie bei Röntgenanlagen sind nicht notwendig. Anwendbar ist die Technologie in allen Bereichen der Produktion: Lebensmittelherstellung und Reifegrad-Erkennung, Kunststoffherstellung und Recycling, Überwachung von Trocknungsprozessen, Erkennung der Materialzusammensetzung und Schichtdickenmessung, Schüttgutsortierung und Fremdkörperdetektion. Die Standfestigkeit dieser Systeme im 24/7-Betrieb haben die Entwickler des Instituts erfolgreich in der Fertigungsstraße eines Entwicklungspartners unter Beweis gestellt.
Fh.-FHR / JOL