Rätselhafte UV-Strahlung in Sternentstehungsgebieten
Beobachtungen von fünf jungen Sternen in der Ophiuchus-Region mit dem James Webb Space Telescope stellen Sternbildungsmodelle auf den Prüfstand.
Ein europäisch-amerikanisches Astronomie-Team hat das MIRI-Instrument an Bord des James Webb Space Telescope (JWST) eingesetzt. Das Ziel war der Nachweis von ultravioletter Strahlung (UV) in fünf jungen Sternen in der Ophiuchus-Region, um ihre Rolle bei der Entstehung von Sternen zu verstehen. Die entdeckte UV-Strahlung um diese Protosterne und deren wichtiger Einfluss auf das umgebende Material stellen eine Herausforderung für Modelle zur Sternentstehung dar.

„Wir wollten uns Protosterne genauer ansehen, also junge Sterne, die sich noch tief im Innern ihrer molekularen Mutterwolken bilden. Während Protosterne Masse akkretieren, schleudern sie einen Teil davon in Form von Materiestrahlen nach außen“, sagt Iason Skretas, Doktorand am MPIfR. Diese Jets sind das auffälligste Zeichen für die Entstehung von Sternen. Die Forschenden konnten zeigen, dass sie die Existenz von ultravioletter Strahlung berücksichtigen müssen, um die Chemie und Physik dieser molekularen Ausflüsse junger Sterne zu verstehen.
„Das ist die erste Überraschung. Junge Sterne sind nicht in der Lage, Strahlung zu erzeugen, wir sollten also auch keine erwarten. Und doch konnten wir zeigen, dass UV-Strahlung in der Nähe von Protosternen auftritt. Woher kommt sie, was ist ihre Quelle: intern oder extern? Wir haben uns vorgenommen, das zu untersuchen“, fügt Agata Karska hinzu, die am Zentrum für moderne interdisziplinäre Technologien an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun und MPI für Radioastronomie in Bonn forscht.
Das Team richtete das Mittelinfrarot-Instrument MIRI des JWST auf junge Sterne in Richtung des Sternbilds Ophiuchus. Die Ophiuchus-Molekülwolke befindet sich 450 Lichtjahre von uns entfernt und enthält mehrere Sterne vom Typ B, die sehr jung und heiß sind und stark im UV-Bereich strahlen. Fünf Objekte, die sich in unterschiedlicher Entfernung zu diesen massereichen Sternen befinden, wurden für detaillierte Beobachtungen ausgewählt.
MIRI ermöglicht es, astronomische Objekte im Wellenlängenbereich von 2 bis 28 Mikrometern zu beobachten, wodurch mehrere Linien von molekularem Wasserstoff erfasst werden, die aufgrund der Erdatmosphäre vom Boden aus nicht beobachtet werden können. Das JWST ist für diese Art von Beobachtungen unverzichtbar. Damit wird es möglich, diese Linien selbst von sehr schwachen Objekten mit hoher Auflösung zu beobachten.
Die Analyse der JWST-Beobachtungen in der Ophiuchus-Molekülwolke zeigt eindeutig das Vorhandensein von UV-Strahlung in der Umgebung von Protosternen und deren Ausflüssen., hervorgerufen durch die Einwirkung dieser Strahlung auf den molekularen Wasserstoff. Das wirft die Frage auf, woher die UV-Strahlung kommt. Hängt sie mit Prozessen zusammen, die in unmittelbarer Nähe des Protosterns ablaufen? Zum Beispiel mit Stoßwellen, die beim Einfall von Materie auf den Protostern entstehen, oder mit Stoßwellen, die entlang des protostellaren Jets entstehen?
„Eine Möglichkeit ist, dass die UV-Strahlung von massereichen Sternen in der Nähe stammt, die die Geburtsorte der nächsten Generation von Sternen beleuchten. Daher sind wir von dieser Hypothese ausgegangen“, sagt Friedrich Wyrowski, ebenfalls vom MPIfR.
Wie die Ergebnisse nahelegen, muss die Produktion von UV-Strahlung in den Modellen zur Beschreibung der Sternentstehung berücksichtigt werden. Zukünftige Analysen der JWST-Beobachtungen konzentrieren sich nicht nur auf das Gas, sondern auch auf die Zusammensetzung von Staub und Eis und bieten so alternative Möglichkeiten, den Ursprung der UV-Strahlung um Protosterne einzugrenzen. Die Erhöhung der Anzahl der beobachteten Quellen, einschließlich Beobachtungen, die den gesamten Umfang der Ausflüsse abdecken, wird ein entscheidender Schritt sein, um die Entstehungsorte für die UV-Strahlung weiter einzuschränken. [MPIfR / dre]
Weitere Informationen
- Originalpublikation
I. M. Skretas, A. Karska, L. Francis, et al., UV-irradiated outflows from low-mass protostars in Ophiuchus with JWST/MIRI, Astron. Astrophys. 703, A139, 13. November 2025; DOI: 10.1051/0004-6361/202554977 - Abt. Sternentstehung und Galaxienentwicklung (Amélie Saintonge), Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR), Bonn














