19.08.2016

Raman-Test für Photovoltaik

Raman-Spektroskopie erlaubt kontaktfreie Analyse von Siliziumwafern.

Bei der Massenfertigung von Solarzellen spielt die Reinheit des eingesetzten Materials eine entscheidende Rolle für den elektrischen Wirkungs­grad des End­produktes. Das erfordert geeignete Maßnahmen zur zuverlässigen Prozess­kontrolle. In einem gemeinsamen Projekt setzen das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP, die Fach­hochschule Südwest­falen, die Geb. Schmid GmbH und die Spectroscopy & Imaging GmbH dabei auf einen neuen Ansatz: Raman-Spektroskopie soll es ermöglichen, Verunreinigungen auf dem oder im Material zerstörungs- und kontaktfrei zu analysieren. So könnten die Herstellungs­kosten gesenkt werden, bei gleichzeitigen Vorteilen für die Qualitäts­kontrolle.

Abb.: Solarzelle unter einem µ-Raman-Spektrometer (Bild: FH Südwestfalen / B. Ahrens)

Mehr als 95 Prozent der weltweit hergestellten Solarzellen bestehen aus Silizium­wafern. Das sind dünne Scheiben, die im Herstellungs­prozess zunächst aus großen Silizium­blöcken herausgeschnitten werden. Beispielsweise durch den Säge­vorgang können sie dabei beschädigt und zudem mit organischen Resten aus dem Säge­mittel verschmutzt werden. Solche Kontaminationen treten zwar nur sehr selten auf, durch die hohen Stückzahlen in der Photovoltaik-Industrie können sie aber dennoch erheblichen Einfluss auf die Gesamt­kosten haben. Deshalb sind aufwändige Prozesse nötig, um die Wafer chemisch zu reinigen oder fehlerhafte Wafer auszusortieren, bevor sie weiter­verarbeitet werden.

„Es gibt bisher kein inline-fähiges Verfahren, das solche organischen Rückstände auf Wafer-Oberflächen analysieren kann. Wir wollen dafür die Raman-Spektroskopie nutzbar machen, die zugleich auch die Oberflächen­beschaffenheit direkt im Anschluss an den Säge­vorgang überprüfen kann”, sagt Stefan Schweizer, der das Projekt an der Fach­hoch­schule Südwest­falen leitet. „Wenn uns das gelingt, haben wir ein leistungs­starkes Instrument zur lücken­losen und durch­gehenden Kontrolle der Herstellungs­qualität in der Fertigung von Silizium­wafern. Mögliche Verunreinigungen könnten frühzeitig erkannt und unnötige Reinigungs­schritte eingespart werden. Das steigert die Material­effizienz, senkt die Produktions­kosten und schont die Umwelt”, umschreibt er die Ziele.

Die Raman-Spektroskopie nutzen Forscher bisher vor allem bei der Analyse von pharmazeutischen Produkten und in der wissenschaftlichen Forschung. Das zu untersuchende Material wird dabei mittels eines Lasers bestrahlt. Trifft das Licht aus der Laserquelle auf die Oberfläche der Probe, wird es gestreut. Aus der Verteilung der Frequenzen im entstehenden Spektrum lassen sich Aussagen über die untersuchte Substanz und die Material­eigenschaften ableiten.

Die Vorteile der Raman-Spektroskopie gegenüber anderen Methoden: Das Material muss nicht eigens vorbereitet werden, die Überprüfung ist also an jedem Schritt der Prozess­kette ohne vorherige Proben­präparation möglich. Die Überprüfung erfolgt zerstörungs- und kontakt­frei. Bei einer Kontamination können nicht nur Aussagen darüber erfolgen, ob ein Silizium­wafer verunreinigt ist, sondern auch wie stark und mit welchen Substanzen. Denn verschiedene Verunreinigungen sorgen im zurück­gestreuten Licht für charakteristische Frequenzen, sie sind somit wie an einem Fingerabdruck zu identifizieren.

„Wir wollen zunächst Detektionsgrenzen ermitteln, um zu zeigen, dass die Methode die nötige hohe Nachweis­empfindlichkeit hat. Gleichzeitig werden wir in Zusammen­arbeit mit den beteiligten Industrie­partnern mit der Entwicklung eines Mess­kopfes beginnen, der in industriellen Anlagen eingesetzt werden kann", umschreibt Hartmut Schwabe vom Fraunhofer CSP in Halle den Ablauf des bis Ende Juni 2019 laufenden Projekts.

Das Fraunhofer CSP bringt seine eigene Silizium­wafer-Produktions­linie und einen großen Pool an material­analytischen Mess­verfahren in das Projekt ein, in dem zudem das wissenschaftliche Know-how der Fachhoch­schule Südwest­falen, die Expertise der Spectroscopy & Imaging GmbH als Hersteller von Raman-Spektrometern und die Erfahrung der Geb. Schmid GmbH im Bereich der System­integration im Rahmen von Inline-Mess­verfahren und -Geräten gebündelt werden. Mit einem Demonstrator-System wollen die Foscher zum Projekt­abschluss die Funktionalität im Einsatz unter realen Bedingungen zeigen.

Fh.-IMWS / DE

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