08.03.2018

Raus aus der Nische

Das EU-Förderprogramm „Future and Emerging Technologies“ wirkt – und sollte mehr Mittel erhalten.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat zusammen mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) das Förderprogramm „Future and Emerging Technologies“, kurz FET, der Europäischen Kommission untersucht. Mithilfe bibliometrischer Verfahren, einer Online-Befragung und Fallstudien konnte belegt werden, dass das Programm neues Wissen generiert und positive Effekte auf Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft hat. Um diese Wirkung auszubauen und Europa als Forschungs- und Innovationsstandort zu stärken, empfiehlt das Fraunhofer ISI, das Förderprogramm zukünftig finanziell besser auszustatten.

Bisher führt das FET-Programm eher ein Dasein in der Nische, ist es doch zwischen dem grundlagenorientierten „European Research Council“ (ERC) und dem stark anwendungsbezogenen Rahmenprogramm „Horizon2020“ angesiedelt. Aufsehen hat bisher vor allem die Förderlinie „FET Flagships“ erregt – vor allem wegen des großen Förderumfangs und der langen Förderdauer. Weniger bekannt sind dagegen die Ausschreibungen in den Linien „FET Open“ und „FET Proactive“.

Projekte, die im Rahmen von „FET Open“ gefördert werden, haben zum Ziel, frühzeitig aus wissenschaftlichen Forschungsergebnissen radikal neue Technologien zu entwickeln. Das umfasst hochriskante Ideen ebenso wie Innovationen, die auf Resultaten anderer FET-geförderter Projekte basieren. „FET Proactive“ will dabei helfen, neue interdisziplinäre Forschungsgemeinschaften zu etablieren, die sich um ein spezielles Thema gruppieren. Dazu gehört beispielsweise der Aufbau einer europäischen Infrastruktur von Hochleistungsrechnern.

Die Untersuchungen des Fraunhofer ISI im Rahmen des Projekts „FET Traces“ haben unter anderem gezeigt, dass die Resultate aus den mehr als 200 analysierten FET-Projekten überdurchschnittlich oft in hochrangigen Fachzeitschriften wie Nature oder Science zitiert werden. Außerdem sind die Projekte anwendungsbezogen: An 40 Prozent ist mindestens ein Industrieunternehmen beteiligt und 12 Prozent führten zu einer Unternehmensgründung – im akademischen Umfeld ein sehr hoher Wert. Auch die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler profitieren laut eigener Aussage vom FET-Programm, sei es in Form von eingeworbenen Anschlussprojekten oder wissenschaftlichen Auszeichnungen.

Einziger Wermutstropfen scheint zu sein, dass vielen Forscherinnen und Forschern der Zugang zur FET-Förderung verschlossen bleibt – vielleicht auch, weil die bisher bereitgestellten Mittel nicht ausreichen. In diesem Fall bleibt zu hoffen, dass die Europäische Kommission den Empfehlungen des Fraunhofer ISI folgt und in Zukunft das Förderprogramm finanziell besser ausstattet.

Kerstin Sonnabend

 

 

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