30.05.2018

Rechnen auf großen Skalen

Neue Simulationsmethode beschleunigt Berechnung von Gravitationswellen auf Exascale-Supercomputern.

Schwarze Löcher bergen auch nach der direkten Messung der Gravitations­wellen noch viele Geheimnisse. Was passiert, wenn zwei schwarze Löcher mit­einander verschmelzen oder Sterne mit einem Schwarzen Loch zusammen­stoßen? Das haben Forscher der Goethe-Universität und des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) nun mit einer neu­artigen numerischen Methode simuliert. Der Simulations­code, „ExaHyPE", ist so ausgelegt, dass er Gravitations­wellen auf der zukünftigen Generation von „Exascale"-Super­computern sehr genau und schnell berechnen kann.

Abb.: Kollision zweier Neutronensterne (Bild: U. Warwick / M. Garlick)

Die Herausforderung bei der Simulation schwarzer Löcher besteht darin, dass man ein komplexes Gleichungs­system, die Einstein-Gleichungen, lösen muss. Das ist nur numerisch möglich und geschieht mithilfe von leistungs­fähigen Parallel­rechnern. Wie gut und wie schnell man sich der Lösung nähert, hängt von dem verwendeten Algo­rithmus ab. Hier hat das Team von Luciano Rezolla am Instituts für theoretische Physik der Goethe-Universität und am FIAS nun einen Meilen­stein erreicht. Lang­fristig könnten durch diese theoretische Arbeit auch die experimentellen Möglich­keiten erweitert werden, Gravitations­wellen von anderen astronomischen Objekten als schwarzen Löchern nachzuweisen.

Die neuartige numerische Methode, die auf den Ideen des russischen Physikers Galerkin beruht, erlaubt die Berechnung von Gravitations­wellen auf Super­computern mit sehr hoher Genauig­keit und Geschwindigkeit. „Das zu erreichen war nicht einfach und ist seit Jahren das Ziel vieler Gruppen welt­weit. Obwohl das Erreichte nur ein kleiner Schritt zur Modellierung realistischer schwarzer Löcher ist, erwarten wir, dass unser Ansatz zum Paradigma aller zukünftigen Berechnungen wird", sagt Luciano Rezzolla.

„Exascale"-Supercomputer existieren zwar bisher noch nicht, aber weltweit erforschen bereits viele Wissen­schaftler den Einsatz der Exascale-Maschinen. Diese Super­computer stellen eine Weiter­entwicklung der heutigen „Petascale"-Super­computer dar und sollen in der Lage sein, so viele Rechen­operationen pro Sekunde durchzuführen, wie es Insekten auf der Erde gibt. Dies ist eine Zahl mit 18 Nullen. Es wird angenommen, dass solche Super­computer mit der Kapazität des menschlichen Gehirns vergleich­bar sind.

Während sie darauf warten, dass die ersten „Exascale"-Rechner gebaut werden, testen die ExaHyPE-Wissen­schaftler ihre Software bereits in den größten Super­computing-Zentren Deutschlands. Die größten sind das Leibniz-Rechen­zentrum LRZ in München und das Hoch­leistungs­rechen­zentrum HLRS in Stuttgart. Diese Computer sind bereits aus mehr als 100.000 Prozessoren aufgebaut und werden in Kürze deutlich größer werden.

Die neuen mathematischen Algorithmen erlauben nicht nur, astro­physikalische Kompakt­objekte wie schwarze Löcher und Neutronen­sterne zu untersuchen, sondern auch Tsunamis und Erdbeben. Das liegt an Gemeinsam­keiten in den zugrunde­liegenden Gleichungen. Weitere Anwendungen für den Exahype-Algorithmus zu untersuchen, die Feststoffe, Flüssigkeiten und Gase innerhalb der Theorien des Elektro­magnetismus und der Gravitation mathematisch beschreiben, ist das Ziel eines von der Europäischen Kommission im Rahmen des EU-Forschungs- und Innovations­programms Horizon 2020 geförderten Forschungs­projekts. Die Frankfurter Wissenschaftler arbeiten darin eng mit Kollegen aus München, Trient und Durham zusammen.

„Der spannendste Aspekt des ExaHyPE-Projekts ist die einzig­artige Kombination von theoretischer Physik, angewandter Mathematik und Informatik. Nur durch die Kombination all dieser verschiedenen Disziplinen können wir das Potenzial von Super­computern nutzen, um die Komplexität des Universums zu verstehen", so Michael Dumbser, Leiter des Teams für angewandte Mathematik in Trient.

U. Frankfurt / DE

Anbieter des Monats

SmarAct GmbH

SmarAct GmbH

Mit der Entwicklung und Produktion von marktführenden Lösungen im Bereich hochpräziser Positioniertechnik, Automatisierungslösungen und Metrologie begleitet die SmarAct Group ihre Kunden zuverlässig bei der Realisierung ihrer Ziele.

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen