02.11.2006

Rettung für Hubble

Die NASA will das alternde Weltraumteleskop "Hubble" reparieren und seine Lebensdauer damit um mindestens fünf Jahre bis 2013 verlängern.

Washington (dpa) - Die US-Raumfahrtbehörde will das alternde Weltraumteleskop «Hubble» aufmöbeln und seine Lebensdauer damit um mindestens fünf Jahre bis 2013 verlängern. Die NASA werde sieben Astronauten zur Reparatur von «Hubble» in den Weltraum schicken, sagte NASA-Direktor Michael Griffin am Dienstag im Goddard-Flugzentrum bei Washington. Frühestens im Mai 2008 würden die Astronauten an Bord der Raumfähre «Discovery» zu dem elftägigen Weltraumeinsatz starten. Dieser Entscheidung war eine lange Diskussion um die Sicherheit von Shuttle-Flügen vorausgegangen. Nach dem Unglück der Raumfähre «Columbia» im Jahr 2003, bei dem alle sieben Astronauten ums Leben kamen, hatte die NASA den Reparaturflug zu «Hubble» abgesagt.

Der Wartungsflug war ursprünglich schon für 2005 vorgesehen. Die Entscheidung der NASA folgt auf die jüngsten erfolgreichen Shuttle- Flüge. Dabei waren unter anderem Sicherheitsinspektionen und kleine Notreparaturen an den Shuttles im All erfolgreich verlaufen.

«Hubble» kreist seit 1990 in einer Umlaufbahn rund 600 Kilometer über der Erde. Bei dem Gerät müssen dringend die sechs Batterien und Kreiselstabilisatoren ausgetauscht werden. Ohne den nun beschlossenen Einsatz könnte das Teleskop den wissenschaftlichen Betrieb nach Ende 2008 nicht mehr fortsetzen. Die Reparatur wird Griffin zufolge die Lebenszeit des Weltraumteleskops mindestens bis zum Jahr 2013, möglicherweise gar bis 2018 verlängern.

In seinen bislang mehr als 16 Dienstjahren funkte das Teleskop mehr als 750 000 oft spektakuläre Bilder zur Erde. An deren Auswertung arbeiten rund 7000 Forscher. Nach ersten unscharfen Bildern und einer Notreparatur 1992 sind die mit Hilfe des Weltraumteleskops gewonnenen Erkenntnisse mittlerweile in zahlreiche Lehrbücher der Astronomie eingeflossen. So half «Hubble» unter anderem bei der Bestätigung der Existenz so genannter Schwarzer Löcher - kollabierter Reste ausgebrannter Sterne, deren Dichte so groß ist, dass nicht einmal Licht von ihnen entweichen kann.

Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA begrüßte die Entscheidung der NASA. «Hubble» habe mit seinen scharfen Aufnahmen und erstaunlichen Entdeckungen eine beispiellose wissenschaftliche Auswirkung auf das Verständnis des Universums, heißt es in einer Erklärung.

Die geplante Reparatur wird der fünfte und letzte Wartungsflug einer Raumfähre zu «Hubble», bevor die Space-Shuttle-Flotte 2010 ausgemustert wird. Das Kommando über die siebenköpfige Besatzung soll wie beim letzten Wartungsflug im Jahr 2002 der heute 47 Jahre alte Scott Altman übernehmen.

Dabei wird das Weltraumteleskop nicht nur repariert, sondern auch mit zwei wissenschaftlichen Instrumenten aufgemöbelt. Neue Sensoren sollen «Hubble» die Suche und Fixierung von Zielobjekten im Weltall erleichtern. Mit Hilfe der neuen Wide Field Camera 3 (WFC3) wollen Wissenschaftler beispielsweise weit entfernte junge Galaxien aus der Frühzeit des Universums studieren. Zudem sollen nahe Sternensysteme und Objekte in unserem eigenen Sonnensystem näher untersucht werden.

Großräumige Strukturen im Weltall soll der so genannte Cosmic Origins Spectrograph (COS) analysieren. Damit wollen Forscher der Frage nach der Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten nachgehen. Der Ursprung der für die Entwicklung des Lebens wichtigen chemischen Elemente - wie Kohlenstoff und Eisen - soll beleuchtet werden. Darüber hinaus erwarten Kosmologen weiteren Aufschluss über die Natur der so genannten dunklen Energie. Diese soll für die zunehmende Expansion des Universum verantwortlich sein.

Im Jahr 2013 soll das Nachfolgemodell von «Hubble», das «James Webb Space Telescope», auf eine Umlaufbahn um die Erde gebracht werden.

Hintergrund: Weltraumteleskop «Hubble»

Seit mehr als 16 Jahren umkreist das Weltraumteleskop «Hubble» die Erde. Aus 600 Kilometern Höhe blickt es ungehindert von den Luftschichten der Erde in die Tiefen des Alls. Nie zuvor gesehene Bilder von fernen Galaxien, sterbenden Sonnen und so genannten Schwarzen Löchern verschafften den Astronomen neue Einblicke in die Entstehung und den Aufbau des Universums.

Das Observatorium wurde nach dem US-Astronomen Edwin Hubble (1889- 1953) benannt. Es wurde gemeinsam von der US-Raumfahrtbehörde NASA und der europäischen ESA entwickelt. Am 24. April 1990 wurde es mit Space-Shuttle «Discovery» in den Orbit gebracht. «Hubble» ist über elf Tonnen schwer und etwa 13 Meter lang. Einmal in 96 Minuten umkreist es die Erde. Sein Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 2,4 Meter. Für die Betriebsenergie sorgen Solarzellen.

Bereits kurz nach Betriebsbeginn wurden schwere Mängel festgestellt. Es stellte sich heraus, dass der Hauptspiegel falsch geschliffen wurde und verschwommene Bilder lieferte. Bei einer Reparatur-Mission konnte die Besatzung der Raumfähre «Endeavour» die Probleme 1993 weitgehend beheben - das Weltraumteleskop bekam eine «Brille» in Form einer Korrekturoptik.

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