Riesiges Gesichtsfeld für Himmelsdurchmusterungen
Teleskop der ESO mit einer Kamera mit 268 Millionen Bildpunkten geht an den Start.
Teleskop der ESO mit einer Kamera mit 268 Millionen Bildpunkten geht an den Start.
Das VLT Survey Telescope (VST), ein 2,6-Meter-Teleskop ausgestattet mit der gigantischen 268-Megapixel-Kamera OmegaCAM, hat als neuestes Teleskop am Paranal-Observatorium der ESO seinen Betrieb aufgenommen. Mit seinem großen Gesichtsfeld (doppelt so breit, wie die Vollmondscheibe) werden seine Aufgaben schnelle Himmelsdurchmusterungen mit hoher Bildqualität sein. Das VST ist ein Teleskop für den sichtbaren Spektralbereich und ergänzt das VISTA-Teleskop der ESO, das Himmelsdurchmusterungen im Infraroten durchführt.
Abb.: Vergleich der Gesichtsfelder des VST (ganz außen) mit anderen Teleskopen. Der mittlere Rahmen entspricht dem Sichtfeld des MPG/ESO 2.2-m mit dem Wide Field Imager (etwa ein Viertel), das Hubble-Teleskop mit dem Wide Field Channel der Advanced Camera for Surveys erfasst lediglich etwa ein Dreihundertstel. (Bild: ESO/INAF-VST/OmegaCAM/Digitised Sky Survey 2)
Das Teleskop ist ein Gemeinschaftsprojekt der INAF-Sternwarte von Neapel (Osservatorio Astronomico di Capodimonte) und der ESO. Das Herzstück bildet die Kamera OmegaCAM. Sie wiegt 770 kg und besteht aus 32 einzelnen CCD-Detektoren, die zusammen ein Bild mit insgesamt 268 Megapixeln erzeugen. Zusätzlich kontrolliert die Kamera die Nachführung der aktiven Optik, die eine optimale Position der Spiegel gewährleistet. Die Kamera wurde von einem Konsortium aus ESO und Instituten in den Niederlanden, Deutschland und Italien gebaut.
Erste, jetzt veröffentlichte Aufnahmen zeigen die Sternentstehungsregion Messier 17 – auch bekannt als Omeganebel oder Schwanennebel. Das Gesichtsfeld des VST ist so groß, dass die Aufnahme den gesamten Nebel inklusive der schwächeren Außenbereiche scharf erfasst. Die zweite hier veröffentlichte Abbildung zeigt Omega Centauri, den größten Kugelsternhaufen am Nachthimmel. Auch erlaubt VST nicht nur die Abbildung der helleren Regionen des Haufens, sondern selbst der schwachen Außenbereiche des Objektes mit etwa 300.000 Sternen.
In den kommenden fünf Jahren wird das VST drei Himmelsdurchmusterungen durchführen, deren Daten öffentlich zugänglich gemacht werden. Die KIDS-Durchmusterung wird mehrere Himmelsgebiete weit abseits der Milchstraße untersuchen, um unsere Kenntnisse über Dunkle Materie, Dunkle Energie und Galaxienentwicklung zu erweitern. Die VST-ATLAS-Kampagne hat ebenfalls eine Verbesserung des Verständnisses der Dunklen Energie zum Ziel, außerdem die Unterstützung von speziellen am VLT und anderen Großteleskopen durchgeführten Studien. Die dritte Durchmusterung, VPHAS+, wird sich auf den Zentralbereich der Milchstraße konzentrieren, um die Struktur der galaktischen Scheibe und den zeitlichen Ablauf der Sternentstehung darin zu kartieren. Jedes Jahr werden schätzungsweise 30 Terabyte an Rohdaten erzeugt und zu den Datenzentren in Europa transferiert, wo sie weiterverarbeitet werden.
ESO / MPIA / KK