Röntgen im Nanobereich
Röntgendetektor für die Untersuchung nanoskaliger Elemente entwickelt.
Einem internationalen Forscherteam ist es jetzt gelungen, einen der kleinsten Röntgendetektoren weltweit mit einer Auflösung von zweihundert Nanometern zu entwickeln. Üblicherweise bewegt sich die Auflösung solcher Detektoren minimal im Mikrometerbereich. Der neue Detektor besteht aus einem Halbleiter-Nanodraht aus Galliumarsenid, der an beiden Enden jeweils unterschiedlich dotiert ist: In einen Teil des Halbleiters sind Zink-Atome, in den anderen Teil Zinn-Atome eingebracht. Die Forscher regten den Halbleiter mit einem im Durchmesser etwa achtzig Nanometer großen Röntgenstrahl an und erzeugten so Ladungsträgerpaare am p-n-Übergang.
„In dem elektrischen Feld des p-n-Übergangs werden die Elektronen-Loch-Paare – also die Ladungsträger, die die Röntgenstrahlung hervorruft – auseinandergetrieben“, erklärt Maximilian Zapf von der Uni Jena, einer der beteiligten Forscher. „Dank detaillierter Röntgenanalysetechniken konnten wir beobachten, was in dem Feld mit den Elektronen passiert.“
Für die hohe Auflösung des Detektors sorgt die geringe Größe des Drahtes. „Theoretisch sind – je nach Durchmesser des Drahts – auch noch höhere Auflösungen möglich“, sagt Projektleiter Carsten Ronning von der Uni Jena. „Irgendwann allerdings degradiert der Draht.“ Auch diese Grenzen des Systems sind ein wichtiger Bestandteil des Forschungsergebnisses. „Durch das elektrische Feld des p-n-Übergangs und die damit verbundene Beschleunigung der Ladungsträger entstehen hochenergetische Elektronen. Bei zu hoher Beschleunigung interagieren diese `hot electrons´ mit dem Ausgangsmaterial des Drahts, erzeugen weitere Elektronen und lösen so unter Umständen einen Lawineneffekt aus. Es entsteht Wärme – und der Draht degradiert.“
Der neue Detektor zielt nicht darauf ab, in der Medizin zum Einsatz zu kommen. Dafür wäre er aufgrund seiner geringen Größe viel zu ineffizient. Vielmehr kann die Methode wertvolle Informationen bei der Untersuchung von Materialien liefern. „Viele Bauteile – etwa in chipbasierten biochemischen Sensoren oder physikalischen Lichtquellen – werden immer kleiner“, sagt Zapf. „Unser Detektor könnte beispielsweise verwendet werden, um solche nanoskaligen Elemente zu prüfen und ihr Material zu charakterisieren.“
FSU / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
M. Zapf et al.: Hot electrons in a nanowire hard X-ray detector, Nat. Commun. 11, 4729 (2020); DOI: 10.1038/s41467-020-18384-x - Physik nanoskaliger Festkörper (C. Ronning), Institut für Festkörperphysik, Friedrich-Schiller-Universität Jena