03.08.2017

Röntgenbilder höher aufgelöst

Femtosekundenpulse bilden Grundlage für eine kohärente Lichtbeugung an Kristallen.

Physiker der Friedrich-Alexander-Uni­versität Erlangen-Nürnberg haben gemeinsam mit Kollegen vom Deutschen Elektronen-Synchro­tron Desy in Hamburg ein Verfahren vorge­schlagen, mit dem sich die Qualität von Röntgen­bildern gegenüber herkömm­lichen Methoden erheb­lich verbessern lässt. Mit der Inko­härenten Diffrak­tiven Bild­gebung (IDI) soll es künftig möglich sein, einzelne Atome in Nano­kristallen oder Molekülen schneller und mit wesent­lich höherer Auflösung abzu­bilden.

Abb.: Um extrem kurze und intensive Röntgenlaserblitze zu erzeugen, werden hochenergetische Elektronenpakete durch spezielle Magnetanordnungen (Undulatoren) gelenkt. (Bild: XFEL)

Seit über 100 Jahren werden Röntgen­strahlen in der Kristallo­grafie eingesetzt, um die Struktur von Molekülen zu bestimmen. Dabei wird das Prinzip der Beugung und Über­lagerung genutzt, dem alle Wellen unter­liegen: Licht­wellen werden von den Atomen im Kristall abgelenkt und über­lagern sich. Misst man ausreichend viele dieser Photonen mit einem Detektor, erhält man ein charakteris­tisches Beugungs­bild oder Wellen­muster, aus dem die Form der Kristall­struktur abgeleitet werden kann. Voraus­setzung hierbei ist, dass die Wellen kohärent gestreut werden, also eine feste Phasen­beziehung zwischen ein- und aus­fallenden Photonen besteht. Ist die Streuung der Photonen inkohärent, besteht keine feste Phasen­beziehung mehr zwischen ein- und ausfal­lenden Photonen, weswegen nicht mehr auf die An­ordnung der Atome rück­geschlossen werden kann.

Dennoch hat auch die kohärente diffrak­tive Röntgenbild­gebung einen ent­scheidenden Nachteil: „Meist überwiegt bei Röntgen­licht die inko­härente Streuung, etwa in Form von Fluoreszenz­licht, das durch Photonen­absorbtion und an­schließende Emission entsteht“, erklärt Anton Classen, Mitarbeiter der AG Quanten­optik und Quanten­information an der Uni­versität Erlangen-Nürnberg. Dadurch werde ein diffuser Hintergrund erzeugt, der nicht für die kohä­rente Bildgebung genutzt werden könne und die Abbildungs­treue kohä­renter Methoden reduziere.

Genau diese bislang uner­wünschte inko­härente Strahlung wollen die Forscher für ihr neues Bildgebungs­verfahren nutzen. „Bei unserer Methode werden die inkohärent gestreuten Photonen des Röntgen­lichts nicht über einen langen Zeitraum, sondern zeitaufgelöst in kurzen Schnapp­schüssen aufge­nommen“, erklärt Joachim von Zanthier. „Werden die Schnapp­schüsse einzeln ausgewertet, erhält man wieder die Infor­mationen über die Anordnung der Atome.“ Der Trick dabei ist, dass innerhalb kurzer Sequenzen die Licht­beugung kohärent erfolgt. Hierfür müssen allerdings Röntgen­blitze von wenigen Femto­sekunden verwendet werden, die erst neuerdings von Freie-Elek­tronen-Lasern wie dem Euro­päischen XFEL in Hamburg oder der Linac Coherent Light Source (LCLS) in Kali­fornien, USA, erzeugt werden können.

Da die neue Methode Fluoreszenz­licht nutzt, steht viel mehr Signal als bisher zur Verfügung, das zudem in deutlich größere Ablenk­winkel gestreut wird, womit mehr Orts­information gewonnen wird. Darüber hinaus kann mit Filtern das Licht nur bestimmter Atom­sorten gemessen werden. Dadurch wird es möglich, die Position einzelner Atome in Molekülen und Proteinen mit deutlich höherer Auflösung im Vergleich zur kohä­renten Bildgebung bei Verwendung von Röntgen­licht derselben Wellen­länge zu bestimmen. Das Verfahren könnte somit besonders der Er­forschung von Proteinen in der Struktur­biologie und in der Medizin neue Impulse geben.

FAU / JOL

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