29.03.2016

Röntgenblick ins Universum

Neuer Katalog von Röntgenquellen anhand der ROSAT-Himmelsdurchmusterung aufgestellt.

Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für extra­terrestrische Physik (MPE) haben die erste vollständige Himmels­durch­musterung mit ROSAT erneut analysiert, um ein neues Bild des Röntgen­himmels zu erhalten. Gleichzeitig stellen sie nun eine überarbeitete und erweiterte Version des Katalogs heller und schwacher Punkt­quellen vor. Der jetzt veröffentlichte „2RXS-Katalog" ist der derzeit tiefste und sauberste Atlas für Röntgen­quellen am Himmel bis zum Start des neuen Röntgen­satelliten eROSITA, der derzeit am MPE fertig gestellt wird.

Abb.: Diese Projektion zeigt die Verteilung der 2RXS-Quellen am Himmel in galaktischen Koordinaten. Die Größe der einzelnen Punkte zeigt die Zählrate (Helligkeit) jeder Quelle, die Farben repräsentieren die Röntgenfarben. (Bild: MPE)

In den 1990er Jahren führte der ROSAT-Satellit die erste, tiefe voll­ständige Himmels­durch­musterung mit einem abbildenden Röntgen­teleskop im Energieband 0,1 bis 2,4 keV durch und vergrößerte die Zahl der bekannten Röntgen­quellen um einen Faktor 100. Das Ziel des neuen Katalogs war es nun, die Zuverlässig­keit des Katalogs zu verbessern. Hierfür analysierten die Wissenschaftler am MPE erneut die ursprünglichen Photon-Ereignisdaten, wobei ein weiter­entwickelter Erkennungs­algorithmus sowie ein vollständiges Screening-Verfahren zum Einsatz kamen.

Ein wichtiges Merkmal des neuen Katalogs ist eine statistische Bewertung, wie zuverlässig der Nachweis einer Quelle ist. Da das ROSAT PSPC-Instrument extrem empfindlich ist und ein geringes Hinter­grund­rauschen aufweist, lassen sich kosmische Röntgen­quellen durch den Nachweis von nur wenigen Photonen identifizieren. Diese sind allerdings manchmal nur schwer von zufälligen Fluktuationen zu unterscheiden – deshalb enthält der neue Katalog eine Abschätzung zu diesem Effekt, die auf simulierten Daten beruht.

Der Katalog enthält auch mehr als nur eine Liste der Quellen, wie zum Beispiel Röntgen­bilder mit überlagerten Röntgen­kontur­linien für jede der Detektionen. Für viele Quellen haben die Forscher Röntgen­licht­kurven erstellt, die zeigen, wie stark die Helligkeit einer Quelle im Tages­verlauf schwankt. Für die hellsten Röntgen­quellen wurden die Spektren auf der Grundlage von drei einfachen spektralen Modellen modelliert: einem Potenz­gesetz, einem thermischen Plasma sowie einem Schwarz­körper-Emissions­modell. Hiermit kann man unterscheiden, um was für eine kosmische Röntgen­quelle es sich handelt: leistungs­fähige, akkretierende schwarze Löcher; riesige Galaxien­haufen; aktive Sterne; sowie die Überreste von Sternen, die als Super­nova explodierten.

Mit dem neuen Katalog können die Astrophysiker diese Objekte am Röntgen­himmel nicht nur mit mehr Vertrauen untersuchen, sie haben nun auch beträchtlich mehr Informationen. Darüber hinaus fließen die Erfahrungen, die die Hoch­energie­gruppe am MPE bei dem neuen Röntgen­quellen­katalog der ROSAT-Himmels­durch­musterung gesammelt hat, in die Daten­reduktions­analyse und die wissen­schaftliche Auswertung der bevor­stehenden eROSITA-Himmels­durch­musterung ein. Derzeit befindet sich das eROSITA-Röntgen­teleskop am MPE im Bau und wird 2017 starten, um den gesamten Himmel mit noch höherer Präzision als ROSAT zu durchmustern, um so 30-mal tiefer ins Universum vorzustoßen. Eines der Haupt­ziele von eROSITA ist es, die Verteilung von etwa 100.000 Galaxienhaufen zu messen, die jeweils Tausende von Galaxien enthalten. Der 2RXS-Katalog ist die tiefste und zuverlässigste Röntgen-Himmels­durch­musterung vor eROSITA.

MPE / DE

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