Rosetta ist wach – Komet in Sicht
Erlösendes Signal: ESA-Sonde beendet Winterschlaf nach fast tausend Tagen und meldet sich per Funk zurück.
Mit dem Eingang des ersten Funksignals der ESA-Kometensonde Rosetta nach 31 Monaten Winterschlafmodus in den Weiten des Weltraums wurde ein mit Spannung erwarteter Meilenstein der Mission erfolgreich gemeistert. Rosetta soll mit ihrem Flug zum fernen Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko befindliche Sonde Rosetta soll an ihrem Missionsziel gleich drei Premieren vollbringen: den Kometen aus nächster Nähe umkreisen, den Versuch unternehmen, auf diesem ein Landegerät aufzusetzen, und den Kometen auf seinem Vorbeiflug an der Sonne begleiten. Seit ihrem Start vor zehn Jahren ist Rosetta dreimal an der Erde und einmal am Mars vorbeigeflogen, um sich den nötigen Schwung für ihr Reiseziel zu holen, und hat auf ihrem Flug auch die Asteroiden Steins und Lutetia näher unter die Lupe genommen.
Abb.: Mit diesem Signal meldete sich Rosetta nach dem Aufwachen zurück. (Bild. ESA)
Da Rosetta nur mit Solarenergie läuft, wurde die Sonde im Juni 2011 für den sonnenfernsten Teil ihrer Bahn, die mit einer Entfernung von beinahe 800 Millionen Kilometer von der Sonne noch leicht über die Jupiterumlaufbahn hinausging, in einen Schlummermodus versetzt. Weil sich Rosetta nun auf ihrem Orbit der Sonne wieder auf 673 Millionen Kilometer „genähert“ hat, kann sie erneut genügend Sonnenlicht aufnehmen, um voll funktionsfähig zu sein.
Aus diesem Grund hat Rosettas vorprogrammierte innere Uhr die Sonde heute in einer Entfernung vom Kometen von immerhin noch neun Millionen Kilometer wieder aktiviert. Nach dem Warmlaufen der wichtigsten Navigationsinstrumente, dem Abschluss der Drallstabilisierungsphase und der Ausrichtung ihrer Hauptantenne Richtung Erde hat ein Signal von Rosetta nun bestätigt, dass die Sonde den erdfernsten Teil ihres langen Flugs wohlbehalten überstanden hat.
Das Signal ging um 19.18 Uhr deutscher Zeit bei der NASA-Bodenstation Goldstone in Kalifornien während des ersten für einen Funkkontakt zwischen Sonde und Erde möglichen Fensters ein. „Unser Kometenjäger ist wieder da“, verkündete Alvaro Giménez, ESA-Direktor für Wissenschaft und robotische Exploration. „Mit Rosetta werden wir in der Kometenforschung neue Maßstäbe setzen. Diese faszinierende Mission steht in einer Reihe mit unseren früheren Pionierleistungen auf diesem Gebiet. Sie baut auf den technologischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer ersten interplanetaren Weltraummission Giotto auf, die 1986 bei ihrem Vorbeiflug am Halleyschen Kometen die ersten Nahaufnahmen eines Kometenkerns vornehmen konnte.“
Rosettas erste Aufnahmen von 67P werden im Mai erwartet, zu einem Zeitpunkt, an dem die Sonde immerhin noch zwei Millionen Kilometer von ihrem Reiseziel entfernt sein wird. Daher müssen zunächst Beobachtungen von der Erde aus herhalten. Grundlage für das neueste Bild des Kometen ist eine umfangreiche Serie von Beobachtungen vom 5. Oktober 2013. Zu diesem Zeitpunkt der Beobachtungen war Tschurjumow-Gerassimenko von der Erde aus nur vor dem Hintergrund des Zentrums der Milchstraße zu sehen. Von den unzähligen Sternen hebt sich der lichtschwache Körper deshalb kaum ab.
Abb.: Durch aufwändige Rechnungen, in denen der Hintergrund aus unzähligen Sternen (links, mit nachträglich eingefügter Spur) entfernt wurde, tritt der Komet als heller Punkt zutage (rechts). Die Beobachtungen wurden mit Hilfe des Very Large Telescope am 5. Oktober 2013 aus einer Entfernung von etwa 500 Millionen Kilometern durchgeführt. (Bild: MPS)
„Um das aktuelle Bild zu erzeugen, benutzten wir eine Methode, die winzige Veränderungen im Erscheinungsbild der Sterne, die auf Luftbewegungen in der Erdatmosphäre beruhen, sorgfältig herausrechnet“, erklärt Colin Snodgrass vom MPS, der die Bilddaten auswertete. „Dieser Trick entfernt alles, was unverändert am Himmel steht. Zu sehen sind dann nur Sterne, deren Helligkeit sich ändert, und Körper, die sich bewegen – also etwa ein Komet“, fügt er hinzu.
Im Oktober vergangenen Jahres befand sich der Komet noch so weit von der Sonne entfernt, dass er noch keine Gase und keinen Staub ausstieß. Er ist deshalb als einfacher Punkt zu sehen. Im Verlauf seiner Reise in Richtung Sonne wird sich die Oberfläche des Kometen erhitzen, gefrorene Gase werden verdampfen und winzige Staubteilchen mit sich reißen. Gase und Staub speisen dann den charakteristischen Kometenschweif. 67P benötigt etwa sechseinhalb Jahre, um auf seiner Umlaufbahn einmal um die Sonne zu kreisen. Seine engste Sonnenannäherung, die ihn zwischen die Umlaufbahnen von Erde und Mars führen wird, erreicht er am 13. August 2015.
ESA / MPS / CT