01.08.2014

Rosetta: Jetzt gilt's!

Raumsonde im Ziel-Anflug auf den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, Orbit-Einschuss am 6. August.

Keine zweitausend Kilometer trennen die ESA-Sonde Rosetta und Lander Philae mehr von ihrem Ziel, dem Kometen Churyumov-Gerasimenko. Bilder der OSIRIS-Kamera deuten bereits an, was Sonde und Lander vor Ort erwartet: „Die Oberfläche sieht relativ rau aus, es bleibt abzuwarten, ob es sich um Einschlagskrater handelt oder um Strukturen, die sich aus der kometaren Aktivität ergeben“, sagt Ekkehard Kührt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Der Kometenforscher ist als Wissenschaftler an den Messungen der OSIRIS-Kamera beteiligt und wertet die Daten ebenfalls aus. Eine weitere Aufnahme der Kamera zeigt, dass der Komet in eine Staubwolke, die so genannte Staubkoma, gehüllt ist. „Bei der Annäherung an Churyumov-Gerasimenko wird es spannend sein, mit den anderen Instrumenten der Mission herauszufinden, welches Gas die Staubpartikel mit sich reißt.“

Abb.: Die Staubhülle, die Koma, des Kometen Churyumov-Gerasimenko erstreckt sich über ein Gebiet von 150 mal 150 Kilometern. Die Aufnahme wurde am 25. Juli 2014 mit einer Belichtungszeit von 330 Sekunden erstellt. Durch die Überbelichtung des hellen Kerns entstehen Artefakte wie die verschwommene helle Struktur rechts vom Kern sowie im Zentrum des Kerns. (Bild: ESA / MPS, OSIRIS Team)

Nähern Kometen sich bei ihrem Flug durch das All der Sonne an, beginnen die eisigen Bestandteile zu sublimieren, Gas wird freigesetzt und reißt dabei Staubpartikel mit einer Geschwindigkeit von bis zu einigen hundert Metern in der Sekunde mit sich. „Details kometarer Aktivität sind bisher kaum verstanden“, sagt Kometenforscher Kührt. Das aktuelle Bild der Koma vom 25. Juli 2014 wurde mit einer Belichtungszeit von 330 Sekunden aufgenommen, um das schwache reflektierte Licht der Staubpartikel abbilden zu können. Dabei wurden durch die Helligkeit des Kometen selbst Teile der Aufnahme überbelichtet – im Bereich des Kometenkerns –, Streulicht verursachte ein Artefakt, eine verschwommene, helle Struktur rechts vom Kern. Dennoch ist erkennbar: Die Koma, die sich rund um den Kometen über ein Gebiet von etwa 150 mal 150 Quadratkilometern erstreckt, dünnt sich zu den Rändern hin aus. Die Aufnahme zeigt nur den inneren Teil der Koma, in dem die höchste Dichte an Staubpartikeln enthalten ist .
Bereits Ende April hatte die OSIRIS-Kamera aus mehr als zwei Millionen Kilometern Entfernung eine Staubwolke um den Kometen festgestellt. Die Wissenschaftler des DLR-Institut für Planetenforschung warten nun mit Spannung darauf, dass weitere Instrumente wie das Spektrometer VIRTIS, an denen sie beteiligt sind, Daten zu den Gasen liefern, die die Staubteilchen von der Kometenoberfläche ins All befördern. „Mögliche Kandidaten sind Wassermoleküle, Kohlenmonoxid oder Kohlendioxid.“

Die Aufnahme des Kometen vom 29. Juli 2014 zeigt die raue Oberfläche von Churyumov-Gerasimenko, der ein entenähnliche Form hat. Auffällig sind die besonders hellen Regionen beispielsweise am schmalen Grat zwischen Kopf und Körper. Dies könnte daran liegen, dass dort ein hoher Eisanteil zu finden ist, aber auch verschiedene Körnigkeiten oder Topographien könnten die uneinheitliche Helligkeit verursachen. „Das lässt sich zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht eindeutig sagen“, sagt Kührt.

Um sich auf die Suche nach einem geeigneten Landeplatz zu machen, müssen die Wissenschaftler und Ingenieure des Philae-Teams noch warten: „Wir sehen die Oberfläche noch nicht deutlich genug“, sagt Lander-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR. Das Landegerät, das am 11. November die erste Landung auf einem Kometen durchführen soll, wird aus dem Lander-Kontrollzentrum des DLR in Köln gesteuert und betrieben. Am 6. August kommt die Rosetta-Sonde nach einem letzten Abbremsen am Kometen an, erst dann kann sie die Oberfläche aus der Nähe beobachten und kartieren. Für eine sichere Landung von Philae ist die Rauigkeit der Kometenoberfläche und seine Aktivität ein wichtiges Kriterium. Als Landeplatz wäre flaches Terrain günstig – und nicht unbedingt ein Standort direkt neben einer Gletscherspalte, aus der kräftig das Gas strömt.

DLR / OD

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