02.03.2007

Roter Mond über Europa

Am späten Samstagabend taucht der Mond vollständig in den Schatten der Erde ein - es kommt zu einer totalen Mondfinsternis.

Hamburg (dpa) - Roter Mond über Europa: Am späten Samstagabend bietet der Nachthimmel ein besonderes Schauspiel. Zum ersten Mal seit fast drei Jahren taucht der Mond vollständig in den Schatten der Erde ein - es kommt zu einer totalen Mondfinsternis. Bei klarem Himmel ist das kosmische Schattenspiel von ganz Europa aus zu beobachten. Die Wetteraussichten sind allerdings wenig rosig. Am besten sind die Beobachtungschancen nach Prognose des Wetterdienstes Meteomedia noch in der Westhälfte Deutschlands, während im Osten und an den Alpen vermutlich dichte Wolken den Blick auf das Himmelspektakel verhindern werden.

Die Finsternis beginnt um 22.30 Uhr, wenn der Mondrand - hoch am Südosthimmel im Sternbild Löwe - den Kernschatten der Erde berührt. Um 23.44 Uhr ist der Erdtrabant schließlich ganz in den Schatten unseres Planeten eingetaucht. Diese so genannte totale Phase dauert bis 0.58 Uhr am Sonntagmorgen.

Während dieser Zeit ist der Mond jedoch nicht vollkommen finster. Die irdische Lufthülle bricht das Sonnenlicht und lenkt vor allem den roten Anteil in den Schatten. Je nach Verschmutzung der Atmosphäre schimmert der verfinsterte Mond daher dunkelgrau bis kupferrot. Da Staub- und Rußpartikel in der Luft durch die Zivilisation zunehmen, waren Mondfinsternisse in den vergangenen Jahren oft eher dunkel, wie Astronomen berichten. Um 2.12 Uhr hat der Mond den Kernschatten der Erde wieder komplett verlassen, das Schauspiel ist zu Ende.

Zu einer Mondfinsternis kommt es, wenn der Erdtrabant von der Sonne aus gesehen genau hinter unserem Planeten vorbeizieht. Er durchquert dann den Erdschatten, der mehrere hunderttausend Kilometer weit ins All hineinreicht. Da sich Mond und Sonne am irdischen Himmel dann genau gegenüberstehen, ist eine Mondfinsternis nur bei Vollmond möglich. Allerdings kommt es nicht bei jedem Vollmond zu einer Finsternis. Denn die Mondbahn ist gegen die Erdbahn leicht geneigt, und daher zieht der Vollmond fast immer ober- oder unterhalb des Erdschattens vorbei.

Nur wenn der Vollmond sich auf seiner Bahn gerade an den Schnittpunkten mit der Erdbahnebene aufhält, trifft er den Erdschatten. Diese Schnittpunkte der Mond- und Erdbahnebene heißen auch Drachenpunkte, weil sich chinesische Beobachter früherer Jahrhunderte vorstellten, dass bei einer Finsternis ein himmlischer Drache den Mond verschlingt.

Auch in anderen Kulturen waren Mondfinsternisse Stoff für Legenden. Den «Blutmond» während der Finsternis erklärten etwa die Amazonas-Indianer mit einer Pfeilattacke eines jugendlichen Bogenschützen, die den Mond bluten lässt, bis ein Schamane den Pfeil herauszieht und die Wunde heilt. Die Wikinger fürchteten den mythischen Wolf Hati, der dem Mond am Himmel nachjagt und ihn gelegentlich fängt. Mit möglichst viel Lärm gelang es den Menschen jedoch glücklicherweise jedes Mal, Hati wieder in die Flucht zu schlagen.

Wer die Mondfinsternis am Wochenende verpasst, bekommt erst in knapp einem Jahr wieder eine Chance, in den frühen Morgenstunden des 21. Februar 2008 - der ist allerdings ein Donnerstag und damit für die meisten Menschen ein Arbeitstag. Zwar findet in diesem Jahr noch eine zweite totale Mondfinsternis statt, bevor dieses Schattenspiel am 28. August gegen 11.00 Uhr beginnt, ist der Erdtrabant von Europa aus gesehen jedoch längst untergegangen. Die Vereinigung der Sternfreunde hat angekündigt, das Schauspiel dieses Wochenendes live im Internet zu übertragen.

Till Mundzeck, dpa

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