27.05.2008

Roter Planet, große Hoffnung

Jubel bei der Nasa: Nach der Bilderbuchlandung beginnt die US-Marssonde «Phoenix» nun mit der Suche nach Spuren von Leben.  

Washington (dpa) - Das unbekannte Flugobjekt tauchte plötzlich aus den Weiten des Weltalls am Marshimmel auf: Gebremst von Fallschirmen schwebte es auf die Nordpol-Region des Roten Planeten herab, ruckartig fuhren drei Beine aus dem vom Menschenhand geschaffenen Metallkörper aus, dann setzte er butterweich auf dem gefrorenen Polar-Gelände auf.

275 Millionen Kilometer entfernt auf dem Planeten Erde brach im Kontrollzentrum der US-Weltraumbehörde NASA im kalifornischen Pasadena ungehemmter Jubel aus. Erwachsene Männer fielen sich in die Arme, gratulierten sich überschwänglich, sprachen von einem großen Schritt für die Raumfahrt. «Wir betrachten "Phoenix" als Meilenstein in der künftigen Erforschung des Mars», schwärmte Peter H. Smith, einer der Top-Manager des Unternehmens von der Universität von Arizona, nach der Bilderbuchlandung der US-Marssonde.

Kaum ein anderer Planet hat Fantasie und Forscherdrang der Menschen derart entzündet wie der Mars. Es geht um große Fragen bei der Mission auf unserem Nachbarplaneten. Ist dort jemals Leben entstanden? Hat auf dem heute so unwirtlichen, eiskalten Mars der Sprung von der toten zur belebten Materie stattgefunden? Damit wäre die Erde nicht mehr der einzige uns bekannte Hort des Lebens im Weltraum.

«Follow the water» (Folgen wir dem Wasser) heißt die Marschroute der Forscher, die nach möglichen außerirdischen Lebensspuren fahnden. Nur wo es genügend Wasser gab, konnte sich Leben entwickeln - zumindest Leben, wie wir es kennen. Wasser gibt es auf dem Mars, bislang ist es dort jedoch nur in gefrorenem Zustand beobachtet worden. So hatte im Jahr 2002 etwa die US-Sonde «Mars Odyssey» ausgedehnte Wassereisvorkommen nachgewiesen. In einer früheren Warmphase des Roten Planeten könnte das Wasser jedoch flüssig gewesen sein und damit die Basis für Leben geboten haben. Möglicherweise taut auch heute immer noch der Dauerfrostboden in den Polarregionen während des Marssommers auf und bietet extraterrestrischen Mikroorganismen so einen Lebensraum.

Es wäre eine Sensation, wenn jemals Spuren des Lebens auf dem Nachbarplaneten der Erde gefunden werden sollten. Allerdings gilt es unter Forschern als «extrem unwahrscheinlich», dass das «Phoenix»- Labor, das seine gefrorenen Bodenproben zunächst in einem Ofen erwärmen muss, direkt Leben nachweist.

«Falls wir Nitrate, Kohlenstoff und Ähnliches nachweisen können, dann wissen wir, dass der Planet sehr viel "lebensfreundlicher" ist», erläutert Prof. Samuel P. Kounaves von der Tufts University. «Diese Mineralien haben wir bei bisherigen Marsmissionen nicht gefunden. Aber sie sollten sich dort befinden», sagt er. «Wir hoffen, dass sie sich gleich unter der Marsoberfläche im Boden finden.» Der Mars galt immer schon als Heimstätte des Lebens im Weltall - zumindest die Fantasie der Menschen hat unseren Nachbarplaneten längst besiedelt.

Und wenn es nach US-Präsident George W. Bush geht, wird tatsächlich eines Tages Leben auf dem Mars zugegen sein, wenn auch irdisches: Bush hatte den Roten Planeten nach einer Rückkehr zum Mond zum nächsten Ziel der NASA-Astronauten erklärt. Noch klingt bei diesen ehrgeizigen Plänen jedoch viel Zukunftsmusik mit.

Peer Meinert, dpa

Chronologie - Landeversuche auf dem Roten Planeten
Bei 14 von 39 irdischen Marssonden war bisher eine Landung auf dem Roten Planeten vorgesehen. Nur einer Minderheit gelang das riskante Manöver jedoch:

  • 4. November 1962: Die Sowjetunion startet mit «Sputnik 24» den ersten Landeversuch auf dem Roten Planeten. Die Sonde zerbricht allerdings schon kurz nach dem Start und verglüht am 19. Januar 1963 in der Erdatmosphäre.

  • 27. November 1971: Das Landemodul der sowjetischen Raumsonde «Mars 2» zerschellt an der Oberfläche des Roten Planeten. Es ist das erste menschengemachte Objekt auf dem Mars.

  • 2. Dezember 1971: Dem Landemodul der sowjetischen Raumsonde «Mars 3» gelingt die erste weiche Landung auf dem Roten Planeten, nach 20 Sekunden versagen jedoch seine Instrumente.

  • 9. März 1974: Das Landemodul der sowjetischen Sonde «Mars 7» verfehlt - vermutlich durch einen Computerfehler - den Roten Planeten um 1300 Kilometer.

  • 12. März 1974: Die sowjetische Sonde «Mars 6» setzt ein Landemodul aus, der Kontakt reißt jedoch noch während des Abstiegs in die Marsatmosphäre ab.

  • 20. Juli 1976: Die Landekapsel der US-Sonde «Viking 1» landet weich auf dem Mars. Mehr als sechs Jahre lang sendet sie Hunderte Bilder und Daten.

  • 3. September 1976: Das Landemodul der amerikanischen «Viking 2»- Sonde setzt weich auf dem Roten Planeten auf. Es funkt rund dreieinhalb Jahre lang Bilder und Daten.

  • 17. November 1996: Die russische Raumsonde «Mars 96» stürzt nach einem fehlerhaften Start samt Mars-Einschlagmodulen in den Pazifik.

  • 4. Juli 1997: Die US-Sonde «Pathfinder» landet auf dem Mars und liefert spektakuläre Bilder. Mit dem Roboter «Sojourner» erkundet erstmals ein ferngesteuertes Fahrzeug einen anderen Planeten.

  • 3. Dezember 1999: Die US-Raumfahrtbehörde NASA verliert bei der Landung des «Mars Polar Lander» den Kontakt zu der Forschungssonde.

  • 25. Dezember 2003: Der Landerobotor «Beagle 2» der europäischen Sonde «Mars-Express» wird auf der Oberfläche abgesetzt, sendet aber keine Funksignale.

  • 4. Januar 2004: Der amerikanische Landeroboter «Spirit» erreicht den Mars und setzt im Krater Gusev auf.

  • 25. Januar 2004: Der Marsrover «Opportunity» landet auf dem Roten Planeten und erkundet seitdem wie «Spirit» die Marsoberfläche.

  • 26. Mai 2008: Die US-Marssonde «Phoenix» setzt am frühen Morgen europäischer Zeit weich auf dem Roten Planeten auf. NASA-Forscher jubeln über die Bilderbuchlandung in der Nordpolarregion des Mars.

Weitere Infos:

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