Satellitendaten sollen vor Vulkanausbrüchen warnen
Vulkanologen nutzen dynamische Modelle aus der Meteorologie, um den Überdruck in einer Magmakammer vorherzusagen.
Ausströmende Gase, kleine Erschütterungen der Erde oder ein Aufwölben des Untergrunds: Viele Parameter werden gemessen, um den Ausbruch eines Vulkans kurzfristig vorherzusagen, bislang allerdings vergeblich. Ein neuer Ansatz französischer Geophysiker könnte das nun ändern. Sie verknüpften Satellitenmessungen mit dynamischen Modellen, wie sie bereits für Wettervorhersagen und in der Klimaforschung angewandt werden. Erste Analysen an einem Vulkanmodell zeigten viel versprechende Ergebnisse.
Abb.: Aufnahmen des Okmok-Vulkans in Alaska mit einem Radarsatelliten, das Bodenbewegungen mit etwa drei Zentimeter Auflösung (Farbringe) anzeigt. (Bild: ISTerre)
Mary Grace Bato vom Institut des Sciences de la Terre in Le Bourget du Lac und ihre Kollegen fokussierten ihre Arbeit auf den Druckanstieg in einer Magmakammer. Dieser Prozess findet vor jedem Vulkanausbruch statt und bietet einen der Schlüsselparameter für eine mögliche Eruption. Direkte Druckmessungen in den mehrere Kilometer tiefen und bis zu 100 Kubikkilometer großen Kammern sind jedoch nicht möglich. Doch bieten Messungen einer Bodenhebung über der Magmakammer per Satellit eine Möglichkeit, auf den Druckanstieg zurückzuschließen.
„Die Menge an geodätischen Daten von Satelliten und Bodenstationen hat jüngst enorm zugenommen“, sagt Bato. Nun sei es die große Herausforderung, diese Daten effizient in Modelle einfließen zu lassen, um eine möglichst zeitnahe Vorhersage des Vulkanverhaltens ermitteln zu können. Zu diesem Zweck griffen die Geophysiker auf Höhendaten des GPS-
Bato und Kollegen nutzten nun ein dynamisches Modell, in das beide Datensätze einflossen. Dabei passten sie die Daten derart an, dass neue Messungen mit einem vorhergehenden Modell abgeglichen und aktualisiert wurden. Dieses Prinzip wird bereits für Wettervorhersagen genutzt und lieferte nun auch für einen simulierten Vulkan mit einer zweiteiligen Magmakammer viel versprechende Ergebnisse. So konnten die Wissenschaftler aus vorgegeben Höhenmessungen zuverlässig auf den die Bodenhebung verursachenden Druckanstieg in der Magmakammer zurückschließen.
Zusätzlich erlaubte dieser Ansatz für die stetig optimierte Modellierung eines Vulkans Rückschlüsse auf die Flussrate der Magmaströme im Untergrund. Mit diesen Resultaten halten es Bato und Kollegen für möglich, gefährliche Überdruckwerte zu bestimmen, die auf eine in Kürze zu erwartende Eruption des Vulkans hinweisen können. Um dieses mögliche Vorhersagesystem weiter zu verfeinern, könnten in Zukunft neben den Höhenmessungen der Satelliten auch weitere Daten wie etwa Schweremessungen von Gravimetern in das dynamische Modell einfließen.
Der Schritt von der Simulation in die Praxis bleibt dennoch eine große Herausforderung. Dazu müssen die Modelle möglichst genau an die Geologie der beobachteten Vulkane angepasst werden. Die Arbeitsgruppe bereitet dazu erste Testmessungen am Grimsvötn-
Jan Oliver Löfken
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