Schnellere und stabilere Quantenkommunikation
Hochdimensionale Verschränkungen in Systemen aus zwei Photonen hergestellt und zu überprüft.
Quantenkommunikation basiert darauf, dass sich die Kommunikationspartner verschränkte Photonen teilen. Das Problem: Solche Systeme sind nicht so stabil, wie es die Forscher gern hätten. „Über lange Distanzen kann Information verloren gehen, weil es immer ein Hintergrundrauschen gibt, zum Beispiel durch Photonen von der Sonne“, erklärt Marcus Huber vom Wiener Institut für Quantenoptik und Quanteninformation. Dadurch sind sowohl der Bandbreite als auch der Sicherheit solcher Kommunikationskanäle in der Praxis Grenzen gesetzt. Huber und seinen Kollegen einer internationalen Forschungsgruppe haben jetzt einen Ansatz entwickelt, mit dem sich diese Grenzen überwinden lassen. Es gelang ihnen, hochdimensionale Verschränkungen in Systemen aus zwei Photonen herzustellen und zu überprüfen. Damit lässt sich schneller und sicherer kommunizieren.
Die einfachste Art der Verschränkung hat zwei Dimensionen und wird oft über die Polarisation von Photonen realisiert. Wenn eine Hälfte eines verschränkten Paares horizontal polarisiert gemessen wird, ist das andere Photon dann immer vertikal polarisiert. Neben der Polarisation eignen sich aber auch andere Eigenschaften der Photonen, um Verschränkung zu realisieren. „Die räumliche Struktur von Photonen lässt sich vereinfacht gesagt messen, indem wir Fotos machen“, so Huber. „Wir teilen eine Art Bildsensor nach einem speziellen Muster in 97 Pixel ein und messen, wo die Photonen auftreffen. So können wir ein Photonenpaar in 97 Dimensionen verschränken. Die beiden Photonen eines Paares treffen dann immer im selben Pixel ein.”
Dem Team gelang nicht nur nicht die Herstellung von hochdimensionalen Verschränkungen, sondern auch deren verlässliche Überprüfung. „Wir können eine Verschränkung in 19 Dimensionen in etwa dreieinhalb Minuten überprüfen“, sagt Team-Mitglied Nicolai Friis. „Das ist etwa hundert Mal schneller als bisher. Zudem konnten wir Verschränkung in 55 Dimensionen nachweisen, das ist ebenfalls ein Rekord.”
Die Bandbreite steigt mit zunehmender Dimension der Verschränkung an, aber nicht linear. Bei einer Verschränkung in zwei Dimensionen lassen sich pro Photon 0,7 bis 0,8 Bit übertragen. „Ein in 16 Dimensionen verschränktes Photonenpaar kann so viel Information übertragen, wie vier Paare in zwei Dimensionen. Das hängt aber auch von den externen Umständen ab, weil es immer Störungen in Luft, Kabeln oder anderen Übertragungswegen gibt”, so Friis.
Die Zahl der Dimensionen, in denen ein Photonenpaar sich verschränken lässt, ist nach oben hin praktisch unbegrenzt. „Die räumliche Struktur eines Photons ist im Prinzip unendlich-dimensional und in unserem Experiment nur durch die Auflösung des Pixelsensors begrenzt. Verifizieren konnten wir die Verschränkung bislang für 55 Dimensionen”, sagt Huber. Praktisch realisierbar könnten in Zukunft Photonenpaare werden, die zehn bis hundert Mal so viel Information tragen wie zweidimensional verschränkte Systeme. Je mehr Dimensionen die Verschränkung hat, desto widerstandsfähiger wird sie zudem gegen Hintergrundrauschen und Informationsverluste. Wie viel Information ein einzelnes Photon theoretisch mit sich tragen kann, ist eine offene Frage. Mit den jetzt gewonnenen Erkenntnissen steigt die praktisch nutzbare Bandbreite jedenfalls deutlich.
ÖAW / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
N. Herrera Valencia et al.: High-Dimensional Pixel Entanglement: Efficient Generation and Certification, Quantum 4, 376 (2020); DOI: 10.22331/q-2020-12-24-376 - Institut für Quantenoptik und Quanteninformation, Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, Österreich