Schön und praktisch
Neues Material zeigt ästhetische Kristallstruktur und nichtlineares optisches Verhalten.
Festkörperchemiker der Universität Augsburg haben gemeinsam mit Kollegen aus Frankfurt am Main und Houston, Texas, den Stoff TFB vorgestellt – ein völlig neues Material, das Infrarotstrahlung in sichtbares Licht verwandelt und noch mehr kann. TFB steht für Zinnfluorooxoborat bzw. Sn[B2O3F2]. Die Herstellung dieses neuen Materials gelang einem von dem Augsburger Chemiker Henning Höppe geleiteten Forscherteam durch die geschickte Reaktion zweier großtechnisch verfügbarer Chemikalien: Boroxid und Zinnfluorid.
Abb.: In TFB verbinden sich Tetraeder aus Bor, Sauerstoff (rot) und Fluor (grün) zu unendlichen Schichten; die grau gezeichneten Zinnatome sorgen für die perfekte Ausrichtung der Schichten. (Bild: U. Augsburg)
Höppes Festkörperchemie-
„Die wissenschaftliche Bedeutung der aktuellen Ergebnisse unserer Forschung zu Fluorooxoboraten liegt in der völlig außergewöhnlichen Kristallstruktur des von uns gezielt hergestellten TFB", erläutert Höppe. TFB enthält – wie gängige Silikate – ausschließlich Tetraeder als zu ebenen Schichten verbundene Baueinheiten, wobei alle Tetraederspitzen genau in dieselbe Richtung zeigen. „Diese ausgesprochen ästhetische Kristallstruktur ist sehr ungewöhnlich. Wir ahnten, dass solch perfekte Schichten herstellbar sein müssten. Und wir dachten", so Höppe, "mit Zinn könnte es funktionieren – und es hat funktioniert!“
Die Kristallstrukturen von Fluorooxoboraten, deren Bildung dank reiner Grundlagenforschung jetzt also verstanden werden kann, sind unter Anwendungsgesichtspunkten hochrelevant. Sie verfügen nämlich über besondere nichtlineare optische Eigenschaften, zu denen unter anderem die Frequenzverdopplung zählt – will heißen: Wird ein solches Material mit hoher Intensität bestrahlt, entsteht Strahlung mit verdoppelter Frequenz und dementsprechend halbierter Wellenlänge. Infrarotstrahlung wird so zu grünem Licht, wie man es etwa vom Laserpointer kennt.
„Unser TFB kann aber noch mehr", betont Höppe: „Denn mit diesem gezielt herstellbaren Material lässt sich auch hochenergetisches UV-
U. Augsburg / DE