Schutz vor Eis und Erosion
Neues Forschungsprojekt soll Erosion von Rotorblättern vorbeugen und Leistungsfähigkeit von Windkraftanlagen sichern.
Regen, Hagel und Frost setzen den Rotorblättern von Windenergieanlagen (WEA) zu. Das zeigt sich besonders an den Nasenkanten, den gegen den Wind gerichteten Vorderkanten der Rotorblätter. Dort kann es schnell zu Eisansatz kommen, und zudem treten dort gehäuft Erosionsschäden auf. Das alles reduziert die Leistungsfähigkeit einer WEA erheblich. Aktuell begegnet man dem Problem zumeist mit speziellen Lacksystemen und Beschichtungen. Auf neue Materialkombinationen in der Rotorblattfertigung und auf integrierte Enteisungssysteme setzen das Institut für integrierte Produktentwicklung (BIK) der Universität Bremen sowie der Materialspezialist Saertex in einem neuen Forschungsvorhaben.
Abb.: Schäden an Windenergieanlagen wie hier an der Nasenkante eines Rotorblattes erfordern aufwändige Serviceeinsätze und den Einsatz höhentauglicher Spezialkräfte. (Bild: MB Bladeservice Einbeck)
Das Verbundprojekt „Multifunktionale Hybridlösung zum Schutz von Rotorblättern“ (HyRoS) mit sieben Forschungs- und Entwicklungspartnern hat ein Gesamtvolumen von rund 2,1 Millionen Euro, wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit 1,2 Millionen Euro gefördert und vom Projektträger Jülich (PTJ) betreut.
Ziel von HyRoS ist es, das Erosionsverhalten von Rotorblättern zu verbessern und Eisansatz zu minimieren oder zu verhindern. So sollen der Verschleiß an den Rotorblättern und damit die Wartungskosten von WEA sinken sowie die Verlässlichkeit des Gesamtsystems steigen. Besonders bei den großen Anlagen wie zum Beispiel Offshore oder an Onshore-
Um das zu erreichen, setzen die Projektpartner auf eine neuartige Kombination verschiedener Werkstoffe zu einem sogenannten hybriden Werkstoffsystem. Es vereinigt die Vorteile mehrerer Materialien, in diesem Fall die eines technischen Geleges und eines Elastomers. Dies sind Verbunde von Faserlagen mit einem elastischen Gummi. Hinzu kommt ein System mit einer intelligenten Regelung zur energieeffizienten Beheizung der Rotorblätter. In dem Projekt wird diese multifunktionale Hybridlösung zum Schutz der Rotorblätter mit der entsprechenden Materialentwicklung, Fertigungstechnologie und Regelungstechnik konzeptioniert und aufgebaut.
„Mehr als 100 Millionen Schwingungen bewegen die Rotorblattstruktur, und an der Blattspitze treten je nach Anlagentyp und Hersteller in Abhängigkeit der Umdrehungszahl in der Spitze Umfangsgeschwindigkeiten zwischen 160 und 250 Kilometern pro Stunde auf. Hinzu kommen die Witterungs- und Umwelteinflüsse. Es wirken also enorme Kräfte. Das stellt sehr hohe Anforderungen an das Material“, sagt Lars Ischtschuk, HyRoS-
„Das Aufgabenpaket des BIK umfasst insbesondere die Erforschung und Entwicklung der Applikationstechnologie, also der Produktionsprozesse und Vorrichtungen für ein prozesssicheres Applizieren des multifunktionalen Rotorblattschutzes im Formwerkzeug. Eine der größeren Herausforderung für uns ist die Integration der Rotorblattheizsysteme“, erklärt BIK-
In dem Verbundprojekt wird mit dem Blick auf aktuelle und künftige Szenarien eine umfassende Anforderungsanalyse für die zu entwickelnden und zu untersuchenden Technologien, Materialien, Prozesse und Vorrichtungen durchgeführt. Diese Szenarien betrachten sowohl die Prozesse der teilautomatisierten Rotorblattfertigung und die Produktionsprozesse des hybriden Rotorblattschutzes als auch den Betrieb der Rotorblätter.
Neben BIK und Saertex als Projektleiter sind bei HyRoS das Gummiwerk Kraiburg (Waldkraiburg), Kaschier + Laminier (Bad Bentheim), Hermes Systeme (Wildeshausen), das Institut für Verbundwerkstoffe (Kaiserslautern) und WRD, die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft von Enercon (Aurich) in das Projekt involviert.
U. Bremen / DE