07.02.2024

Schutzschicht macht Quantenpunkte heller

Phospholipide auf der Oberfläche stabilisieren die Photonenemission.

Quantenpunkte aus Perowskit-Nano­kristallen kann man in Flüssigkeiten zu einer Dispersion mischen, wodurch sie sich leicht weiterverarbeiten lassen. Zudem leuchten sie aufgrund ihrer besonderen optischen Eigen­schaften heller als viele andere Quantenpunkte und sind billiger herzustellen, was sie unter anderem für Anwendungen in Bildschirmen interessant macht. Wie man diese ohnehin schon vielver­sprechenden Eigenschaften von Perowskit-Quanten­punkten nochmals deutlich verbessern kann, haben nun Forschende um Maksym Kovalenko an der ETH Zürich und der Empa gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine und den USA gezeigt. Dabei kamen sowohl chemische Verfahren zur Oberflächen­behandlung als auch bislang in Perowskit-Quantenpunkten noch nie beobachtete quantenmechanische Effekte zum Einsatz.

Abb.: Um einen Quantenpunkt aus einem Perowskit-​Nanokristall (l.)...
Abb.: Um einen Quantenpunkt aus einem Perowskit-​Nanokristall (l.) effizienter zu machen, bilden spezielle Moleküle eine umhüllende Schutzschicht. Dadurch leuchtet der Quantenpunkt heller.
Quelle: Kovalenko Lab, ETHZ

Quantenpunkte geben Photonen mit einer bestimmten Farbe ab, nachdem sie zuvor zum Beispiel durch ultraviolettes Licht angeregt wurden. Dabei bildet sich ein Exziton aus einem Elektronen, das sich nun freier bewegen kann, und einem Loch, also einem fehlenden Elektron in der energetischen Bandstruktur des Materials. Das angeregte Elektron kann danach wieder auf ein niedrigeres Energieniveau zurückfallen und sich so mit dem Loch rekombinieren. Wird die dabei freiwerdende Energie in ein Photon umgewandelt, so sendet der Quantenpunkt Licht aus.

Das funktioniert aber nicht immer. „An der Oberfläche der Perowskit-Nanokristalle befinden sich ´unglückliche´ Atome, denen ihr Nachbar im Kristallgitter fehlt“, erklärt Senior Researcher Gabriele Raino. Diese Randatome stören das Gleichgewicht der positiven und negativen Ladungsträger im Innern des Nanokristalls und können dazu führen, dass bei der Rekombination die Energie nicht als Licht abgegeben wird, sondern in Kristallschwingungen übergeht. Dadurch blinkt der Quantenpunkt, leuchtet also nicht durchgehend.

Um dies zu verhindern, haben Kovalenko und seine Mitarbeitenden massgeschneiderte Moleküle entwickelt, Phospholipide. „Diese Phospholipide sind den Liposomen sehr ähnlich, mit denen zum Beispiel der mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus so eingebettet wird, dass er in der Blutbahn stabil bleibt und bis zu den Zellen gelangt“, erklärt Kovalenko. Ein wichtiger Unterschied: Die Forschenden optimierten ihre Moleküle derart, dass der polare, also elektrisch empfindliche Teil des Moleküls an die Oberfläche der Perowkskit-Quantenpunkte andockt und dort dafür sorgt, dass die unglücklichen Atome wieder einen Ladungspartner haben.

Der nach außen abstehende, nichtpolare Teil des Phospholipids macht es zudem möglich, mit Quantenpunkten in nichtwässrigen Lösungen, zum Beispiel in organischen Lösungsmitteln, eine Dispersion herzustellen. Auch für die strukturelle Stabilität der Quantenpunkte ist der Lipidmantel auf der Oberfläche der Perowskit-Nanokristalle wichtig, wie Kovalenko betont: „Diese Oberflächenbehandlung ist absolut essenziell für alles, was wir mit den Quantenpunkten machen wollen.“ Bisher haben Kovalenko und seine Mitarbeitenden die Behandlung für Quantenpunkte aus Blei-Halogenid-Perowskiten demonstriert, sie lässt sich aber leicht an andere Metall-Halogenid-Quantenpunkte anpassen.

Durch die Lipid-Oberfläche konnte das Blinken der Quantenpunkte so weit reduziert werden, dass in 95 Prozent der Elektron-Loch Rekombinationen ein Photon ausgesandt wird. Um den Quantenpunkt noch heller zu machen, mussten die Forschenden allerdings die Geschwindigkeit der Rekombination selbst erhöhen. Ein angeregter Zustand, wie zum Beispiel ein Exziton, zerfällt dadurch, dass ein Dipol mit dem elektromagnetischen Feld des Vakuums in Wechselwirkung tritt. Je größer dieser Dipol, desto schneller der Zerfall. Eine Möglichkeit, einen größeren Dipol zu erzeugen, besteht darin, mehrere kleinere Dipole einheitlich aneinander zu koppeln. Das ist vergleichbar mit Pendeluhren, die mechanisch miteinander verbunden sind und dadurch nach einer gewissen Zeit im Takt schlagen.

Die Forschenden konnten im Experiment zeigen, dass die kohärente Kopplung auch in Perowskit-Quantenpunkten funktioniert – und zwar mit einem einzigen Exziton-Dipol, der sich durch quantenmechanische Effekte im gesamten Volumen des Quantenpunkts ausbreitet und so gleichsam mehrere Kopien seiner selbst erzeugt. Je größer der Quantenpunkt, desto mehr Kopien können entstehen. Diese können dann einen als Superradianz bezeichneten Effekt hervorrufen, durch den das Exziton viel schneller rekombiniert. Der Quantenpunkt ist daher auch schneller wieder bereit, ein neues Exziton aufzunehmen und kann so mehr Photonen pro Sekunde abgeben, er wird also noch heller.

Wichtig dabei: Der schnellere Quantenpunkt sendet weiterhin einzelne Photonen aus und ist damit für Quantentechnologien geeignet. Die verbesserten Perowskit-Quantenpunkte sind laut Kovalenko nicht nur für die Lichterzeugung und Displays interessant, sondern auch in anderen, weniger offensichtlichen Gebieten. So könnten sie beispielsweise als lichtaktivierte Katalysatoren in der organischen Chemie zum Einsatz kommen.

ETHZ / JOL

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