Sechsfach verschränkte Resonatormoden
Gut untersuchte parametrische Fluoreszenz bringt Überraschungen.
Forscher in Brasilien haben durch parametrische Abwärtskonversion von grünem Laserlicht in einem optischen Resonator sechs Resonatormoden quantenmechanisch verschränkt und dies lückenlos nachgewiesen. Marcelo Martinelli von der Universität von São Paulo und seine Kollegen untersuchen schon seit längerem, wie man durch parametrische Fluoreszenz nicht-klassisches Licht erzeugen kann. Dazu gehören „gequetschte“ Lichtfelder, bei denen die statistischen Schwankungen der Feldstärke deutlich verringert sind, oder quantenmechanisch verschränkte Lichtstrahlen.
Abb.: Mit diesem Versuchsaufbau konnten sechs Lichtstrahlen miteinander verschränkt werden. (Bild: M. Martinelli, USP)
Bei ihren Experimenten haben die Forscher nun einen optisch nichtlinearen Kristall in einem Resonator mit grünem Laserlicht bestrahlt. Dadurch wurde der Kristall nicht nur bei der Pump-Wellenlänge polarisiert sondern auch bei etwa der doppelten Wellenlänge, sodass er zunächst spontan zwei Sorten von Infrarotphotonen abstrahlte. Mit zunehmender Pumpstärke sammelten sich die Infrarotphotonen im Resonator an, woraufhin sie oberhalb einer kritischen Pumpstärke auch induziert emittiert wurden. Dieser optisch parametrische Oszillator hatte also aus jedem grünen Laserphoton zwei verschiedene infrarote Photonen erzeugt, deren Energien und Impulse sich zur Energie und zum Impuls des Laserphotons summierten. Wie die gemessenen Fluktuationen des Pumpstrahls und der beiden Infrarotstrahlen (Signal und Idler) zeigten, waren die drei verschiedenfarbigen Lichtstrahlen korreliert und unter bestimmten Bedingungen verschränkt.
Jetzt haben die Forscher untersucht, ob die Seitenbandmoden des Pumpstrahls und der beiden abwärtskonvertierten Infrarotstrahlen miteinander quantenmechanisch verschränkt waren. Neben der Trägerfrequenz wies der Pumpstrahl noch weitere, darüber und darunter liegende Frequenzen auf. Dies führte dazu, dass auch der Signal- und der Idler-Strahl zusätzliche Frequenzen enthielten. Bei der Detektion der drei aus dem OPO kommenden Strahlen wurden jeweils zwei symmetrisch um die ursprüngliche Frequenz liegende obere und untere Seitenbandfrequenzen selektiert.
Somit konnten insgesamt sechs Moden untersucht werden: die beiden Pumpstrahlmoden 0U und 0L sowie die Signal- und Idler-Moden 1U und 1L bzw. 2U und 2L (mit U für up und L für low). Die Forscher wiesen die Verschränkung aller dieser Moden nach, indem sie sie auf alle möglichen Arten in zwei Gruppen aufteilten und analysierten, wie die Lichtsignale dieser beiden Gruppen miteinander korreliert waren. Insgesamt gibt es 31 Möglichkeiten, die sechs Moden in zwei Gruppen aufzuteilen. Für jede dieser 31 Zweiteilungen ermittelten Martinelli und seine Mitarbeiter aus den Fluktuationen der Lichtsignale eine bestimmte Kennzahl in Abhängigkeit von der Pumpstärke. War diese Kennzahl kleiner als Eins, so ließ sich das System nicht in die beiden Modengruppen separieren und der Quantenzustand der sechs Moden konnte nicht bezüglich der zwei ausgewählten Gruppen faktorisiert werden. Die beiden Gruppen waren dann quantenmechanisch verschränkt.
Abb.: Die sechs verschränkten Seitenbandmoden: Pumpstrahl (0, grün), Signal (1, rot) und Idler (2, orange). Doppellinie: Kopplung durch Photonenpaarerzeugung; gestrichelte Doppellinie: Kopplung durch Strahlteiler; einfache Linie: thermische Kopplung an Phononen. (Bild: M. Martinelli, USP)
Wie sich zeigte, gab es für alle 31 Zweiteilungen einen gemeinsamen Bereich oberhalb der kritischen Pumpstärke, in dem die jeweilige Kennzahl deutlich kleiner als Eins war. Daraus folgt, dass alle sechs Moden paarweise miteinander verschränkt waren. Demnach waren nicht nur die beiden Moden 1U und 2L bzw. 1L und 2U verschränkt, die durch Photonenpaarerzeugung direkt miteinander verbunden waren, sondern beispielsweise auch die Pumpmoden mit den Signal- und Idler-Moden – also 0U und 0L mit 1U, 1L, 2U und 2L. Dadurch wurden überraschenderweise auch die Pumpmoden 0U und 0L miteinander verschränkt.
Die Stabilität der Verschränkung hing davon ab, wie stark die jeweiligen Lichtmoden an die mechanischen Schwingungen oder Phononen des Kristalls gekoppelt waren. Dazu führten die Forscher Modellrechnungen für die Kennzahl in Abhängigkeit von der Pumpstärke durch, wobei sie die Phononen zunächst außer Acht ließen und sie dann berücksichtigten. Unter Einschluss der Phononen stimmten die Berechnungen hervorragend mit den experimentellen Ergebnissen überein, während die „phononenfreien“ Resultate meist erheblich davon abwichen und eine viel zu starke Verschränkung vortäuschten.
Für einige Zweiteilungen der Moden hatte die Kopplung an die Phononen kaum Einfluss auf die Kennzahl, so etwa wenn die Moden 1U und 2U in einer Gruppe waren und die anderen vier Moden in der anderen. In diesem Fall war der Einfluss des thermischen Rauschens auf 1U und 1L korreliert, ebenso für 2U und 2L, sodass deren Verschränkung kaum durch die Phononen destabilisiert wurde. In den anderen Fällen lässt sich der störende Einfluss der Phononen auf die Modenverschränkung verringern, indem man den Kristall kühlt. Nach Ansicht der Forscher weist ihre Arbeit den Weg zu einer kontrollierbaren und skalierbaren Quelle von verschränkten Zuständen für die Quanteninformation.
Rainer Scharf
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