25.05.2012

Seid umschlungen, Millionen

Der Förderatlas der DFG zeigt, welche Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen in den letzten Jahren am erfolgreichsten Drittmittel eingeworben haben.

München, München, Hamburg – das ist das Spitzentrio der deutschen Hochschulen, die im Fachgebiet Physik zwischen 2008 und 2010 am erfolgreichsten Drittmittel der DFG eingeworben haben. Verglichen mit dem letzten Ranking vor drei Jahren liegt die TU diesmal vor der ewigen Konkurrentin LMU. Die Universitäten Köln und Bochum sind nicht mehr unter den Top 10, während Regensburg und Heidelberg aufgestiegen sind (Tabelle). Mit rund 235 Millionen Euro teilen sich die zehn Bestplatzierten fast die Hälfte (44 %) der 540 Millionen Euro für die Physik, die die DFG zwischen 2008 und 2010 an insgesamt 68 Hochschulen bewilligt hat.

 

Die Top-10-Unis in der Physik haben bei der DFG zwischen 2008 und 2010 knapp 240 Millionen Euro eingeworben, die hier nach Forschungsfeldern aufgeschlüsselt sind. PKM: Physik kondensierter Materie, OPT: Optik, Quantenoptik, Physik der Atome, Moleküle und Plasmen, TKF: Teilchen, Kerne und Felder, SND: Statistische Physik und Nichtlineare Dynamik, AST: Astrophysik und Astronomie, GSC/EXC: Exzellencluster, Forschungszentren und Graduiertenschulen (Quelle: DFG)

Während große Physik-Fachbereiche erwartungsgemäß hinsichtlich der verschiedenen Physikgebiete mehrere Standbeine aufweisen, zeigt der aktuelle DFG-Förderatlas bei kleineren Fachbereichen eine teilweise sehr starke Konzentration. So liegt zum Beispiel in Regensburg ein starker Schwerpunkt in der Festkörperphysik, für die über 14 Millionen bewilligt wurden. Keine andere Universität hat – die Mittel der Exzellenzinitiative ausgenommen – mehr DFG-Mittel in einem einzigen Forschungsfeld eingeworben. Insgesamt haben die Universitäten in der Physik 460.000 Euro pro Professur oder 57.000 pro Wissenschaftlerstelle eingeworben; nur Maschinenbauer und Biologen waren erfolgreicher mit 780.000 bzw. 630.000 Euro pro Professur.

Insgesamt hat die DFG zwischen 2008 und 2010 Fördermittel in Höhe von 6,6 Milliarden Euro bewilligt. Von den knapp 620 Millionen für die Physik entfallen 540 Millionen auf die Universitäten und etwas über 70 Millionen auf außeruniversitäre Einrichtungen. Besonders erfolgreich waren das MPI für Quantenoptik, das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung sowie das Forschungszentrum Jülich.

Mit ihrem Förderatlas schreibt die DFG ihr seit 1997 in fünf Ausgaben erschienenes „DFG-Förder-Ranking“ unter neuem Namen fort. Die stark gestiegene Bedeutung von Drittmitteln und den immer intensiveren Wettbewerb um diese verdeutlicht der Förderatlas anhand verschiedenster Kennzahlen aus den Statistiken der DFG, des BMBF, der EU und weiterer Forschungsförderer: Demnach sind die laufenden Grundmittel der Hochschulen in Deutschland zwischen 1998 und 2010 nur moderat angewachsen, um 23 Prozent von 12,6 auf 15,5 Milliarden Euro. Die von den Hochschulen eingeworbenen Drittmittel stiegen im selben Zeitraum dagegen um mehr als 100 Prozent von 2,5 auf über 5,3 Milliarden Euro an. Damit hat sich der Anteil der Drittmittel an der Gesamtfinanzierung der Hochschulen und ihrer Forschung („Drittmittelquote“), in nur gut einem Jahrzehnt von 16 auf 26 Prozent erhöht.

„Der Wettbewerb um Drittmittel hat innerhalb von nur wenigen Jahren ganz erhebliche Ausmaße angenommen“, sagte DFG-Präsident Matthias Kleiner bei der Vorstellung des Förderatlas: „Der Wettbewerb ist für weite Teile des Wissenschaftssystems zum ganz selbstverständlichen Alltag geworden – man kann aber auch sagen: zur puren Notwendigkeit.“ Inzwischen aber gebe es in der Wissenschaft ein „deutlich zu vernehmendes Unbehagen gegen einen ausufernden Wettbewerb“. Dieses Unbehagen müsse gerade von der DFG als „Selbstorganisation der Wissenschaft“ aufgegriffen und gegenüber der Politik artikuliert werden, sagte Kleiner – und sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die Grundausstattung der Hochschulen zu erhöhen, um den Wettbewerbsdruck zu mindern.

Stefan Jorda / DFG

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