Sensoren im Carbonbeton
Faseroptische Sensoren könnten Bauwerke künftig permanent überwachen.
Leicht, langlebig, ressourcenschonend – mit diesen Eigenschaften revolutioniert der neue Baustoff Carbonbeton die Baubranche. Im Vergleich mit Stahlbeton reduziert die Herstellung von Carbonbeton den Kohlendioxid-Ausstoß und senkt die Herstellungskosten. Mehr als 130 Partner – unter anderem aus den Bereichen Bauphysik, Bauingenieurwesen, Bauplanung, Statik und Architektur – arbeiten in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Spitzencluster „C3 – Carbon Concrete Composite“ mit. Seit September 2015 gehen Forscher der Uni Hannover im Rahmen von C3 der Frage nach, wie der neue Baustoff in seiner Funktionalität über seine gesamte Lebensdauer von bis zu siebzig Jahren zuverlässig überwacht werden kann. Der Titel des von der TU Dresden geleiteten Vorhabens lautet „Dauerhaftigkeitsuntersuchung von faseroptischen Sensoren zur Zustandsüberwachung von C³-Bauteilen. Für die ersten zwei Jahre sind dazu rund 283.000 Euro bewilligt, das gesamte Projekt wird vom BMBF mit insgesamt 45 Millionen Euro gefördert. Am 4. Dezember 2015 erhielt das C³-Projekt als größtes deutsches Bauforschungsprojekt den vom BMBF initiierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung. Eine Woche später verlieh das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zusammen mit weiteren Partnern dem Projekt den Deutschen Rohstoffeffizienzpreis.
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„Das Monitoring von Bauwerken erfolgte bislang relativ aufwändig über Messgeräte, die erst auf dem Bauwerk, etwa am Brückenpfeiler oder auf der Betondecke angebracht werden müssen“, sagt Bernhard Roth, der Leiter des Projekts am Hannoverschen Zentrum für Optische Technologien. „Aber warum sollte man die Sensoren nicht gleich direkt in den Baustoff integrieren? Ausgehend von dieser Frage haben wir Glasfasern mit optischen Sensoren ausgestattet und wollen sie direkt im Carbonbeton verbauen. Über Laserlichtsignale sind so Dehnungen aber auch Feuchtigkeits- und Temperaturänderungen sicher und zuverlässig messbar. Das hilft, Schäden wie Risse im Beton oder Verformungen frühzeitig zu lokalisieren.“ Ziel sei es, eine integrale Bauweise zu schaffen, die Tragstruktur, Hüllstruktur und technische Intelligenz vereint. „Wir untersuchen in drei Arbeitspaketen den Verbund zwischen optischen Glasfasern und Carbonfaser-Bewehrungen, prüfen die Dauerhaftigkeit von optischen Glasfasern unter betonchemischer sowie –mechanischer Belastung und stellen sicher, dass die faseroptischen Sensoren auch über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerkes mit der Messtechnik kompatibel bleibt“, sagt Kort Bremer, der das Projekt am HOT durchführt.
Zurzeit wird Carbonbeton erst vereinzelt eingesetzt. Der leichte und flexible Baustoff ist zum Beispiel bei Gebäudesanierungen im Einsatz, wenn alte Dachkonstruktion aus statischen Gründen nur geringe zusätzliche Lasten aushalten. Auch für Brückenreparaturen oder beim nachträglichen Anbau von Balkonen ist Carbonbeton der ideale Baustoff. Bislang waren hierzu stets Einzelgenehmigungen nötig. Ziel des Projekts C³ ist es auch, für Carbonbeton eine generelle Zulassung zu erhalten. Damit würde ein Paradigmenwechsel nicht nur im Bauwesen sondern auch in der Stadtentwicklung eingeläutet.
LUH / RK