28.01.2009

Siemens besiegelt Areva-Ausstieg - Anteile gehen an die Franzosen

Der Elektrokonzern zieht einen Schlussstrich unter seine Partnerschaft mit dem französischen Atomkonzern



München (dpa) - Der Elektrokonzern Siemens zieht einen Schlussstrich unter seine Partnerschaft mit dem französischen Atomkonzern Areva. Am 26. Januar 2009 beschloss der Siemens-Aufsichtsrat den Verkauf des 34-Prozent-Anteils am Gemeinschaftsunternehmen Areva NP an den französischen Partner. Die Gesellschaftervereinbarung für das Joint-Venture solle mit Wirkung spätestens zum 30. Januar 2012 gekündigt werden, teilte das Unternehmen mit. Der Konzern will aber weiter im Atomgeschäft engagiert bleiben und dafür weiterhin alle Optionen prüfen.

«Wir wollen handeln und gestalten - und dies gilt auch für den Markt der Kernenergie», erklärte Siemens-Chef Peter Löscher. «Angesichts des Klimawandels und des weltweit weiter steigenden Energiebedarfs ist die Kernkraft für uns als Teil eines ausgewogenen Energiemixes essentiell.»

Siemens begründete den Schritt mit fehlenden unternehmerischen Einflussmöglichkeiten in dem Gemeinschaftsunternehmen. Zwar habe man in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet, doch die Rolle als Minderheitsaktionär schränke den Handlungsspielraum für Siemens stark ein. Die Transaktion stehe noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung. Der Kaufpreis für die Siemens-Anteile werde von den Parteien noch festgelegt. Der französische Atomkonzern, der 66 Prozent an dem Joint-Venture hält, werde die 34 Prozent der Anteile von Siemens innerhalb von drei Jahren übernehmen. Am 27. Januar 2009 informierte Siemens-Chef Peter Löscher die Aktionäre bei der Hauptversammlung in München über die Pläne.

Vor allem in Frankreich gilt das Thema als Politikum. Bereits vorab waren die Ausstiegspläne von Siemens durchgesickert. Der Elektrokonzern hatte sein eigenes Atomgeschäft 2001 in das Gemeinschaftsunternehmen eingebracht. Auch künftig wollen die Deutschen konventionelle Technik, beispielsweise Turbinen, an die Franzosen liefern. Zudem solle die Zusammenarbeit bei der betrieblichen Leittechnik fortgesetzt werden, hieß es. Die Siemens- Beteiligung an Areva NP wird auf zwei Milliarden Euro taxiert.

Zuletzt hieß es in Medienberichten, Siemens schaue sich bereits nach anderen Partnerschaften um, auch Übernahmen seien möglich. Dazu nannte das Unternehmen aber zunächst aber keine Details. Es wird spekuliert, Siemens könnten sich mit der russischen Atomenergoprom zusammentun und möglicherweise auch den japanischen Konzern Toshiba in das Bündnis einschließen, der 2006 den US-Atomreaktorbauer Westinghouse geschluckt hatte.

Nach Presseinformationen dringt Areva derweil auf eine Kapitalerhöhung durch den Staat. Unabhängig vom möglichen Kauf der Siemens-Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen benötige Areva dieses Jahr drei Milliarden Euro für Investitionen, berichtet das Pariser Wirtschaftsblatt «Les Echos» (Montag). Gleich nach Bekanntwerden der Ausstiegspläne von Siemens habe sich Konzernchefin Anne Lauvergeon deswegen an Präsident Nicolas Sarkozy gewandt. Sarkozy sieht die Dominanz Frankreichs in der Atomtechnik als strategisch bedeutend an.

Areva-Chefin Lauvergeon ist Befürworterin eines Börsengangs ihres Konzerns. Diese Option fällt wegen der Börsenkrise allerdings derzeit aus. Die von Sarkozy lange bevorzugte Fusion des Staatskonzerns mit dem Siemens-Konkurrenten Alstom und dem Baukonzern seines Freundes Martin Bouygues stößt bei Lauvergeon auf Widerstand. Bouygues hält gut 30 Prozent an Alstom, sieht aber laut «Les Echos» derzeit angesichts der Bankenkrise kaum Spielraum für eine Dreierfusion. Auch dem französischen Ölkonzern Total wird Interesse an einem Areva- Einstieg nachgesagt.


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