14.07.2017

Silber in Singapur

Das deutsche Team gewinnt die Silbermedaille beim diesjährigen Physik-Weltcup IYPT.

Fast könnte man schon sagen: „Alle Jahre wieder“, denn bereits zum fünften Mal in Folge gewann das Schülerteam aus Singapur das International Young Physicists‘ Tournament (IYPT), dieses Mal sogar auf eigenem Boden. Auf den weiteren Plätzen folgten China, Polen und Ungarn. Das deutsche Team landete auf einem guten 6. Platz und sicherte sich damit eine Silbermedaille in diesem anspruchsvollen Wettbewerb, der vom 5. bis 12. Juli an der National University of Singapore stattgefunden hat. Insgesamt 30 Teams hatten sich eine knappe Woche lang spannende Fights geliefert.

Das Besondere am IYPT sind die 17 Aufgaben, die sich zwar in wenigen Worten formulieren lassen, zur Beantwortung aber meist die Bearbeitung eines richtigen Forschungsprojekts erfordern. Dazu gehört das Studium der Fachliteratur, der Aufbau und die Durchführung eines Experiments und die theoretische Modellierung. In diesem Jahr bestanden die Aufgaben beispielsweise darin, ein Teleskop mit nur einer Linse zu konstruieren, eine Schutzvorrichtung für ein ungekochtes Hühnerei zu bauen, mit dem dieses aus einer Höhe von 2,5 Metern fallen kann, ohne zu zerbrechen, oder nicht-invasive Methoden zu entwickeln, mit denen sich bestimmen lässt, wie hart ein Ei gekocht ist.

Das deutsche Team gewinnt beim IYPT in Singapur die Silbermedaille (Foto:...
Das deutsche Team gewinnt beim IYPT in Singapur die Silbermedaille (Foto: DPG/Löfken 2017)

Ungewöhnlich ist auch das Reglement des Wettbewerbs: Jeweils drei der fünfköpfigen Teams treten gegeneinander mit unterschiedlichen Rollen an. Das „Reporter-Team“ präsentiert seine Lösung, das „Opponent-Team“ sucht darin nach Schwachstellen, und das „Reviewer-Team“ bewertet beide. Im Rahmen eines „Fights“, der drei Stunden dauert, nimmt jedes Team jede Rolle einmal ein und erhält dafür Punkte von einer Fachjury. Siegreich ist am Ende das Team, das nicht nur eine überzeugende Lösung präsentiert, sondern diese in einem rhetorischen Wettstreit auf Englisch überzeugend verteidigen kann.

Das deutsche Team wurde in diesem Jahr erneut in einem intensiven Auswahlverfahren gesucht: Beim German Young Physicists´ Tournament im Physikzentrum Bad Honnef waren im März insgesamt elf Jugendliche für das Nationalteam nominiert worden. Auf einem dreitägigen Workshop in Ulm setzten sich Anfang April schließlich vier Schüler und eine Schülerin durch: Waleed El-Kishawi vom Märkischen Gymnasium in Schwelm, Sebastian Friedl vom Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium in Bayreuth, Birk Magnussen vom Wilhelmsgymnasium in Kassel, Raymond Mason von der Europäischen Schule in München sowie Auguste Medert vom Robert-Bosch Gymnasium in Langenau. Mit 16 bis 18 Jahren sind alle Teilnehmer noch sehr jung und nahmen zum ersten Mal am IYPT teil.

Nach dem ersten Wettkampftag lag das deutsche Team auf dem sechsten Platz, konnte sich aber am zweiten Tag bis auf den vierten Platz nach vorne schieben - mit nur hauchdünnem Abstand zum Drittplatzierten - und damit auf eine Finalteilnahme hoffen. Doch am dritten Turniertag errang das deutsche Team im zweiten Fight nur eine überraschend niedrige Punktzahl. Am letzten Wettkampftag vor dem Finale präsentierte sich das deutsche Team gegen den haushohen Favoriten Singapur souverän und holte sich nochmals eine hohe Wertung. Insgesamt reichte es für das junge Team damit für einen beachtlichen 6. Platz.

„Singapur hat sehr verdient gewonnen“, sagte Waleed El-Kishawi. Mit tollen Experimenten und guter Theorie sei fast nichts daran auszusetzen gewesen. „China war aber auch gut“, ergänzte der deutsche Teamkapitän Raymond Mason. Im nächsten Jahr lädt China in die Hauptstadt Peking zum 31. IYPT ein.

Maike Pfalz

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