Silber-Jubiläum für Space Shuttle
US-Raumfahrtbehörde NASA feiert den 25. Jahrestag des Jungfernfluges einer Raumfähre ins All.
Silber-Jubiläum für die Space Shuttle - «Columbia» schrieb Geschichte
Washington (dpa) - Der 12. April 1981 schrieb Raumfahrtgeschichte. «Eine strahlend weiße "Columbia" donnerte mit großem Getöse in den dunkelblauen Himmel als erstes wieder verwendbares Space Shuttle», würdigt die US-Raumfahrtbehörde NASA den 25. Jahrestag des Jungfernfluges einer Raumfähre ins All. Als erster Deutscher flog 1983 Ulf Merbold an Bord der «Columbia» mit.
Beim Erstflug 1981 umrundeten die beiden Astronauten John Young und Robert Crippen 36 Mal die Erde, bevor sie nach nur zwei Tagen wieder zurückkehrten. Unter großem Jubel von Tausenden von Schaulustigen landete zum ersten Mal ein Raumflugkörper wie ein Flugzeug.
Mehr als neun Jahre zuvor, im Januar 1972, hatte der damalige US- Präsident Richard Nixon die Entwicklung einer wieder verwendbaren Raumfähre angekündigt. Zum ersten Testflug hob im September 1976 die «Enterprise» ab. Zum Jungfernflug ins All startete indessen die «Columbia» - ganz in weiß. Erst ab dem dritten Flug sparte die NASA das Gewicht von 500 Kilogramm Farbe ein und verzichtete auf den Anstrich des 47 Meter hohen, nicht wieder verwendbaren Außentanks.
Mit dem Namen der «Columbia» verbinden sich zahlreiche Premieren. Chiaki Mukai ist die erste japanische Astronautin. Auch sie startete 1994 mit der «Columbia». Eileen Collins geht als erste Kommandantin in die Shuttle-Geschichte ein. Im Juli 1999 hievte ihre Besatzung mit der «Columbia» das schwerste, größte und leistungsstärkste Himmelsobservatorium, das Röntgenteleskop «Chandra», ins All.
Die «Columbia» steht aber auch für eine der größten Tragödien in der Raumfahrt. Als die Raumfähre am 1. Februar 2003 von ihrem 28. Weltraumeinsatz zur Erde zurückkehrte, explodierte sie beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Beim Start am 16. Januar hatte sich ein Stück Schaumstoff vom Außentank gelöst und ein Loch in das Hitzeschild des linken Flügels geschlagen. Durch diese Öffnung drangen extrem heiße Gase ein. Für die siebenköpfige Besatzung, darunter Ilan Ramon als erstem israelischen Astronauten, gab es nicht die Spur einer Überlebenschance. Schon 1986 wurden sieben Astronauten in den Tod gerissen, als die Schwester-Fähre «Challenger» 73 Sekunden nach dem Start explodierte.
Das tödliche Unglück der ersten Raumfähre beschleunigte auch das Ende des gesamten Shuttle-Programms der NASA. Die Kritik daran will seit Jahren nicht verstummen: zu alt, zu gefährlich, zu teuer, zu arbeitsintensiv, zu hohe Transportkosten. Zwölf Mal pro Jahr sollten die Raumfähren ursprünglich starten. Stattdessen stehen jetzt in einem Vierteljahrhundert nur 114 Flüge von fünf Fähren zu Buche. Schätzungen von 59 Dollar pro Kilo Fracht erwiesen sich als Fantasie. Heute lassen sich Raumkörper wie Satelliten einfacher und billiger mit Kraftpaketen wie der Ariane V oder der Delta-Trägerrakete ins All bringen.
Die Space-Shuttle verschlingen nach Angaben der NASA rund ein Drittel des gesamten Jahresbudgets. Die drei verbliebenen Raumfähren «Discovery», «Atlantis» und «Endeavour» binden 25 000 Arbeitskräfte. 145 Milliarden Dollar (120 Milliarden Euro) hat das Shuttle-Programm bislang verschlungen. Um die Kosten zu dämpfen, will die NASA die «Atlantis» bis zum Jahr 2008 nur noch fünf Mal starten lassen und dann «pensionieren». Die beiden anderen Raumfähren kommen 2010 ins Museum. Dann wird bei der NASA die gigantische Summe von 174 Milliarden Dollar für das Shuttle-Programm aufgelaufen sein.
NASA-Direktor Michael Griffin hielt die im erdnahen Orbit kreuzenden Raumfähren und die Internationale Raumstation (ISS) nie für den großen Wurf. Mit dem Nachfolgemodell der Space Shuttle sollen Astronauten von 2018 an die Reise zum Mond, zum Mars und vielleicht sogar noch darüber hinaus antreten.
Von Hans Dahne, dpa