Skyrmionen mögen es heiß
Spinstrukturen sind auch bei hohen Temperaturen steuerbar.
Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz JGU und des Massachusetts Institute of Technology MIT arbeiten an Strukturen, die als magnetische Schieberegister dienen könnten, den Racetrack-Speichergeräten. Diese Art der Speicherung verspricht niedrige Zugriffszeiten, hohe Informationsdichten und einen geringen Energieverbrauch. Die neuen Erkenntnisse geben einen Einblick, wie sich die Temperatur auf die Dynamik von Skyrmionen auswirkt. Die Studie zeigt, dass sich Skyrmionen bei höheren Temperaturen effizienter bewegen und darüber hinaus, dass die Bahn ihrer Bewegung nur von ihrer Geschwindigkeit abhängt. Dies erleichtert das Gerätedesign erheblich.
Zuvor hatte das Team im Rahmen der Kooperation bereits die milliardenfach reproduzierbare Bewegung von Skyrmionen beobachtet. Skyrmionen sind eine topologisch stabilisierte Spinstruktur und damit ein vielversprechender Kandidat für die Verwendung als Datenbits im Racetrack-Speicher. Die neuen Experimente wurden in dünnen Filmen aus magnetischem Material durchgeführt, die Skyrmionen bei und oberhalb der Raumtemperatur stabilisieren – eine Eigenschaft, die für jede Anwendung erforderlich ist. Es zeigte sich auch, dass es derzeit noch immer Grenzen für die Geschwindigkeit eines Skyrmions gibt, die durch Deformationen verursacht werden und möglicherweise in antiferromagnetischen Materialien überwunden werden müssen.
„Dies ist ein großartiger Moment, da wir lange an der Fertigstellung dieser Studie gearbeitet haben und sie nun endlich abgeschlossen ist. Wir wissen jetzt, dass sich Skyrmionen milliardenfach reproduzierbar bewegen und zur gleichen Zeit bei hohen Temperaturen, typisch für das Innenleben eines Computers, kontrolliert werden können“, sagt Kai Litzius. „Damit können wir uns nun darauf konzentrieren, den Racetrack aus seinem experimentellen Zustand zu holen. Die Chancen stehen gut, dass Racetrack-Geräte der vorhandenen Speichertechnologie deutlich überlegen sind.“ Litzius hat die Arbeit an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, verbunden mit einem Forschungsaufenthalt am MIT, geleitet.
„Ich freue mich sehr, den nächsten Schritt zur Verwendung von Skyrmionen als magnetische Bits in neuartigen Geräten zu sehen. Die internationale Zusammenarbeit mit führenden Partneruniversitäten ist für eine solche Arbeit von entscheidender Bedeutung, und diese Art von Kooperationen und der Austausch von Studierenden sind ein Eckpfeiler unserer Graduiertenausbildungsprogramme“, sagt Mathias Kläui.
JGU Mainz / JOL
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
K. Litzius et al.: The role of temperature and drive current in skyrmion dynamics, Nat. Electron. 3, 30 (2020); DOI: 10.1038/s41928-019-0359-2 - Physik der Kondensierten Materie (M. Kläui), Johannes Gutenberg-Universität Mainz