SOFIA hat Zukunft
Das fliegende Infrarotobservatorium wird derzeit in Hamburg generalüberholt. Die Finanzierung des weiteren Betriebs scheint gesichert.
Erwartet von zahlreichen Schaulustigen und „Planespottern“ (Flugzeugfotografen), hat am 28. Juni um 8:44 Uhr ein besonderes Flugzeug am Hamburger Flughafen aufgesetzt: eine 37 Jahre alte Boeing 747SP, die zunächst für PanAm und United Airlines im Liniendienst flog, bevor sie ab 2002 aufwändig zum „Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie“ (SOFIA) umgebaut wurde. Seither erlaubt ein Rolltor im Rumpf während des Flugs in 12 bis 14 Kilometer Höhe den freien Blick des eingebauten Teleskops auf den Nachthimmel. Seit 2010 hat SOFIA 90 wissenschaftliche Flüge durchgeführt, doch nun ist die aufwändigste aller regelmäßigen Flugzeuginspektionen fällig, der D-Check. Dafür wird das Flugzeug bis voraussichtlich Mitte November bei der Lufthansa Technik AG in Hamburg auf Herz und Nieren geprüft.
Am 28. Juni ist das fliegende Infrarotobservatorium SOFIA in Hamburg gelandet (Foto: Lufthansa Technik AG)
Im Rahmen dieser Generalüberholung mit über 2000 einzelnen Maßnahmen müssen der komplette Kabinenboden sowie die Verkleidung der Außenwände entfernt werden. Die Techniker der Lufthansa haben zwar viel Erfahrung mit ungewöhnlichen Flugzeugen, da sie für VIP-Kunden die ausgefallensten Sonderwünsche erfüllen – goldene Badewannen und dergleichen gehen aber mit geringeren Herausforderungen einher als das Hightech-Teleskop. So wurden bei dessen Einbau armdicke Bündel von Kabeln und Glasfasern an der Außenwand verlegt, die sich jetzt nicht trennen und ausbauen lassen. Sven Hatje, der für SOFIA zuständige Projektmanager bei Lufthansa Technik, zeigte sich aber zuversichtlich, im November „ein fast neues Flugzeug, soweit man bei diesem schönen Oldtimer davon sprechen kann, wieder in die Lüfte schicken“ zu können.
Blick auf das Druckschott in der Kabine, hinter dem sich das Teleskop befindet. (Foto: S. Jorda)
Die Kosten für die 10 Millionen Euro teure Inspektion übernimmt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das SOFIA gemeinsam mit der NASA betreibt und 20 Prozent der Betriebskosten von rund 100 Millionen Euro pro Jahr trägt. Anfang März war völlig überraschend bekannt geworden, dass im amerikanischen Haushaltsentwurf für die NASA statt 84 nur noch 12 Millionen Dollar für SOFIA vorgesehen waren. Dies hätte das Aus für das Observatorium bedeutet just zu dem Zeitpunkt, zu dem es den Status „full operation capability“ erreicht hatte. Bei den beteiligten Wissenschaftlern stieß diese Ankündigung daher auf großes Unverständnis.
Inzwischen scheint dieses Szenario jedoch vom Tisch zu sein: Wie Eddi Zavala, NASA-Projektleiter für SOFIA, in Hamburg bestätigte, sind sich beide Parteien im Repräsentantenhaus und Senat einig, die notwendigen Mittel auch weiterhin zur Verfügung zu stellen. „Obwohl der Budgetprozess noch nicht beendet ist, bin ich sehr optimistisch“, sagte er. Diese Zuversicht teilt auch DLR-Projektleiter Alois Himmes: „Aus Sicht des DLR besteht kein Zweifel daran, dass die Mittel für SOFIA im nächsten Jahr bereitstehen“. Ab März 2015 sollen dann bis zu 100 Flüge pro Jahr stattfinden. Beobachtungszeit dafür können Wissenschaftler noch bis zum 18. Juli beantragen.
Stefan Jorda