Die globalen Investitionen in erneuerbare Energien steigen 2017 gegenüber dem Vorjahr leicht um zwei Prozent auf rund 280 Milliarden US-Dollar. Der moderate Anstieg ist jedoch das Ergebnis von stark gegenläufigen Trends in verschiedenen Weltregionen: Einem Investitionsboom in China (plus 31 Prozent auf etwa 126,6 Milliarden US-Dollar) stehen schwächere Investitionen in den USA (minus sechs Prozent auf 40,5 Milliarden US-Dollar) und ein starker Rückgang in Europa gegenüber (Deutschland minus 35 Prozent auf 10,4 Milliarden US-Dollar und Großbritannien sogar minus 65 Prozent auf 7,6 Milliarden US-Dollar).
Rund um den Globus wurden 160,8 Milliarden US-Dollar in neue Solarkraftwerke investiert, etwa 57 Prozent der letztjährigen Gesamtinvestitionen in erneuerbare Energien (ohne große Wasserkraft). Sie übertreffen damit die Neuinvestitionen in Kohle-, Gas- und Kernenergiekapazitäten gemeinsam mit schätzungsweise 103 Milliarden US-Dollar. Weltweit ging 2017 ebenfalls mehr solare Kraftwerkskapazität ans Netz als Kohle-, Gas- und Kernkraft zusammen genommen.
Den Boom in China, das in 2017 fast die Hälfte (etwa 45 Prozent) der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energie überhaupt erbringt, treibt entsprechend vor allem ein Rekordwachstum bei den Solar-Investitionen. Diese wachsen um 58 Prozent über das Vorjahresniveau auf 86,5 Milliarden US-Dollar. Mit etwa 53 Gigawatt wurden 2017 allein in China mehr Solarkapazitäten in Betrieb genommen als im gesamten Rest der Welt. Diese und weitere aktuelle Daten und Trends zu Investitionen in Erneuerbare Energien liefert der „Global Trends in Renewable Energy Investment“ Report 2018 (GTR), ein gemeinsamer Bericht des Frankfurt School-UNEP Collaborating Centre, Bloomberg New Energy Finance und UN-Environment, unterstützt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).
In Europa ist der Investitionsrückgang bei den Erneuerbaren deutlich durch sinkende Kraftwerkinvestitionen in England und Deutschland geprägt. In England wurde etwa nur ein Offshore-Windpark finanziert (in 2016 waren es noch vier große Projekte). In Deutschland wird die Zurückhaltung zumindest teilweise der Umstellung der staatlichen Förderung zugeschrieben.
„Auch wenn der Motor bei den Erneuerbaren in Deutschland und Europa etwas stottert: Der Strukturwandel ist weltweit in Fahrt, die Technologien sind auf einem guten Weg“, erklärt Ulf Moslener, Mitherausgeber des Reports und wissenschaftlicher Leiter des Frankfurt School-UNEP Collaborating Centre. „Jetzt müssen die Strom-Marktstrukturen fit gemacht werden, damit mehr Investitionen sowohl in erneuerbare Energie als auch zum stabilen Netzbetrieb möglich werden.“
Die Kosten von Photovoltaik und Windkraftanlagen sinken. Entsprechend werden Standortfaktoren wie Wind und Sonne wichtiger: Die Investitionen in Australien steigen auf mehr als das Doppelte (8,5 Milliarden US-Dollar), und Mexiko erreicht 2017 die Top Ten mit einer Verachtfachung der Investitionen auf rund sechs Milliarden US-Dollar, jeweils begleitet von politischen Initiativen.
Trotz dieser positiven Entwicklung verdeutlicht der derzeitige Anteil von Erneuerbaren Energien in Höhe von 12,1 Prozent an der tatsächlichen Stromproduktion, dass der Weg hin zu einer dekarbonisierten, klimaneutralen Wirtschaft noch weit ist. Der gegenwärtig pro Jahr erzeugte Strom auf Basis von erneuerbaren Energieträgern entspricht in etwa der Vermeidung von 1,8 Gigatonnen Kohlendioxid – ungefähr die gesamten Emissionen des Transportsystems in den USA.
„Wir müssen den Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise insgesamt im Blick behalten“, betont Silvia Kreibiehl, Ko-Leiterin des FS-UNEP Collaborating Centre, „und da ist es wichtig, die Investitionen in erneuerbare Energie und den Rückzug aus der Kohle zusammen zu denken und kohärente Regulierungsansätze zu verfolgen. Dies gilt auch über den Stromsektor hinaus.“
Frankfurt School / DE