Spaltung von Wasser mit Sonnenenergie
Prototyp einer kleinen Wasserstofffabrik aus günstigen Perowskit-Solarzellen und Eisen-Nickel-Katalysatoren.
Wasserstoff gilt als viel versprechendes Speichermedium, das sich via Elektrolyse aus überschüssigem Wind- oder Solarstrom gewinnen lässt. Direkter als diese Power-to-Gas-Technologie wären Anlagen, in denen Sonnenlicht die Spaltung von Wassermolekülen unterstützt. Zu diesem Zweck hat eine Forschergruppe an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne nun einen Prototyp entwickelt, der günstige Perowskit-Solarzellen mit katalytisch effizienten Elektroden verknüpft. In ersten Testreihen erreichten die Wissenschaftler bereits einen relativ hohen Wirkungsgrad von 12,3 Prozent.
Abb.: Fließt Solarstrom zu den Katalysator-Elektroden, steigen sofort Gasblasen aus Wasserstoff und Sauerstoff auf. (Bild: EPFL / LPI / A. Herzog)
Die Gruppe um Michael Grätzel fertigte für ihren Prototyp Perowskit-Solarzellen auf der Basis eines lichtaktiven, bleihaltigen Salzes – Methylammoniumbleihalid. Diese Zellen allein zeigten Wirkungsgrade von über 15 Prozent und belegten damit das große Potenzial, das in diesen Silizium-freien Photovoltaik-Modulen steckt. Jede Perowskit-Zelle für sich konnte eine Spannung von etwa einem Volt bereitstellen. So reichten zwei in Reihe geschaltete Solarzellen aus, um ausreichend Spannung für die Wasserspaltung liefern zu können. Vergleichbare Spannungen aus Solarzellen auf Siliziumbasis könnten dagegen nur mit drei bis vier gekoppelten Zellen erreicht werden.
Um ihre winzige Wasserstoff-Fabrik möglichst einfach und damit kostengünstig zu konzipieren, suchten Grätzel und Kollegen weiter nach einem Katalysator, der sowohl die Produktion von Wasserstoff als auch Sauerstoff effizient unterstützen konnte. Fündig wurden sie mit einer Material-Kombination aus Eisen, Nickel und geschichteten Hydroxiden – kurz NiFe-LDH genannt. Dieser Katalysator zeigte in einer wässrigen, basischen Natriumhydroxid-Lösung eine gute katalytische Wirkung für elektrochemische Reduktions- und Oxidationsprozesse.
Beleuchtet mit künstlichem Sonnenlicht erzeugte das Tandem aus Perowskit-Zellen nun Strom bei zwei Volt Spannung. Weitergeleitet auf die Katalysator-Elektroden ergab sich eine Stromdichte von etwa 10 Milliampere pro Quadratzentimeter. Eingetaucht in eine wässrige Lösung aus Natriumhydroxid blubberten sofort kleine Gasblasen an beiden Elektroden: auf der einen Seite Wasserstoff, auf der anderen Seite Sauerstoff. Über mehrere Stunden sammelten die Wissenschaftler dann die Gase. Der Energieinhalt des gewonnenen Wasserstoffs entsprach dabei 12,3 Prozent der eingesetzten Energie des künstlichen Sonnenlichts.
„Ein großer Nachteil dieses Systems ist die Instabilität der Perowskit-Zellen, wodurch die Stromausbeute nach einigen Stunden abnimmt“, gibt Thomas Haman von der Michigan State University, der nicht an der Arbeit beteiligt war, zu bedenken. Grätzel und Kollegen sind sich dieses Problems sehr wohl bewusst. Doch sind sie überzeugt, dass Perowskit-Solarzellen durch verbesserte Fertigungsverfahren und einer geeigneten Passivierung bald stabiler werden könnten. Gelingt dieser Schritt, ließe sich ihr Verfahren zum Aufbau großer Wasserstoff-Fabriken nutzen, die ohne teure Katalysatoren aus Platin oder Rutheniumoxid auskommen. Da sich Wasserstoff unter Druck gut speichern und transportieren lässt, könnten die Anlagen in Zukunft auch in Wüstenregionen aufgebaut werden. Dabei ist es nicht unwahrscheinlich, dass solar erzeugter Wasserstoff langfristig günstiger wird als mit der heute üblichen Gewinnung aus Erdgas.
Vereinfacht werden die solar betriebenen Prozesse zur Wasserstoffgewinnung unter der Bezeichnung „Künstliche Photosynthese“ zusammengefasst. Allerdings sind die biologischen, auf Chlorophyll basierenden Prozesse zur Umwandlung von Sonnenenergie weitaus komplexer als die technischen Ansätze. Einige Forschergruppen verfolgen die direkte photochemische Wasserspaltung. So erreichten vor gut einem Jahr Jiming Bao und Kollegen von der University of Houston mit Nanoteilchen aus Kobaltoxid, die sie direkt in Wasser verteilten, einen Wirkungsgrad von etwa fünf Prozent. Aber bereits nach einer Stunde verloren die Nanopartikel ihre katalytische Wirkung.
Jan Oliver Löfken
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