02.07.2013

Sparsame Datenübertragung

Weltrekorde bei der energieeffizienten photonischen Integration in Silizium erzielt.

Forschern des Instituts für Elektrische und Optische Nachrichtentechnik (INT) der Universität Stuttgart und des Instituts für Mikroelektronik Stuttgart (IMS CHIPS) gelang ein Weltrekord bei der energieeffizienten photonischen Integration in Silizium. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Eindämmung des Energieverbrauchs bei der Datenübertragung im Internet und in der Telekommunikation. Die Wissenschaftler arbeiteten mit optimierten aperiodischen Gitterstrukturen im Nanometerbereich mit einem neu entwickelten Rückseitenspiegel. Dadurch ließ sich in der Koppeleffizienz für Licht aus der Standardglasfaser in integrierte photonische Wellenleiter auf Siliziumscheiben ein Rekordwert von 87 Prozent erreichen.

Abb.: Mikroskopbild eines gefertigten Chips in Silizium und auf Gitterstrukturen angebrachter Glasfasern für die Ein- und Auskopplung des Lichts. (Bild: U. Stuttgart / IMS)

Internet und Telekommunikation basieren auf einem optischen Kernnetz, das mit Glasfasern die Städte weltweit verbindet. Diese können mit sehr geringen Dämpfungen das Licht über weite Strecken übertragen. Nach einer Studie der Firma CISCO wird sich alleine der mobile Datenverkehr (Smartphones), der Ende 2012 bei 885 Petabytes pro Monat lag, bis 2017 auf über zehn Exabytes pro Monat steigern. Damit der Energieverbrauch unserer Kommunikationssysteme nicht im gleichen Maße steigt, sind energieeffizientere Übertragungssysteme ein hochaktuelles Forschungsthema.

Die Wissenschaftler des INT und des IMS haben ein zum Patent angemeldetes Herstellungsverfahren entwickelt, mit dem sich komplexe optische Sende- und Empfangsstrukturen auf Siliziumscheiben integrieren lassen. Bisherige optische Sender und Empfänger basieren auf Indiumphosphidsubstraten, die nur mit kleinen Durchmessern und zu hohen Kosten verfügbar sind. Die Fachwelt rechnet damit, dass im Heimcomputer des Jahres 2020 optische Verbindungen notwendig sind, um die großen Datenmengen zwischen den einzelnen Bausteinen des Rechners auszutauschen. Das verwendete Licht mit einer Frequenz von circa 192 Terahertz bietet mit Bandbreiten von vielen Terahertz Übertragungsraten von etlichen Terabit/s. Forscher in aller Welt versuchen daher, mit neuen Komponenten diese enormen Datenraten in kommerziellen Produkten verfügbar zu machen. Da Silizium bei dieser Lichtfrequenz transparent ist, bietet es sich auch als Wellenleitermaterial an. In zukünftigen Rechnerbausteinen könnte daher das Rechnen in nanoelektronischen Schaltungen und die Datenübertragung mit Photonen erfolgen.

Hierzu muss das Licht mit großer Effizienz in den Siliziumwellenleitern geführt und dann von einem Baustein zum nächsten über Lichtwellenleiter übertragen werden. Die dabei entstehenden Energieverluste sollten so gering wie möglich sein. Den Forschern an der Universität Stuttgart ist mit den neu entwickelten aperiodischen Gitterstrukturen ein Weltrekord in der Kopplung des Lichts aus der Glasfaser in die Siliziumwellenleiter gelungen. Weltweit ist mit dem Kopplungsgrad von 87 Prozent und einer Breitbandigkeit von circa vierzig Nanometern nun die Integration optischer Sender und Empfänger auf Silizium einen großen Schritt vorangekommen.

In diesem Herstellungsverfahren lassen sich auch weitere Bauteile wie zum Beispiel Polarisationssplitter mit den Gitterkopplern kombinieren. Auch für diese Anwendung erzielten die Stuttgarter Forscher einen neuen Weltrekord im Wirkungsgrad. Damit sind die Universität Stuttgart und IMS CHIPS nun weltweit führend bei der Integration optischer Komponenten auf Siliziumsubstraten. Diese Forschungsarbeiten sollen nun in Zusammenarbeit mit der Industrie fortgeführt werden, um komplexe Sender und Empfänger auf Silizium zu realisieren, die zu geringen Kosten Datenübertragungen für Datenraten jenseits von 1 Terabit/s ermöglichen.

U. Stuttgart / CT

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