Spektroskopie mit verdrehtem Licht
Schraubenförmige Lichtwellen mit photoelektrischen Effekt kombiniert.
Lichtmikroskope ermöglichten der Menschheit die ersten Einblicke in den Mikrokosmos von Bakterien und Zellen. Doch ihre Auflösung ist durch die Wellenlänge des Lichts beschränkt. „Die Quantenwelt bleibt dabei unsichtbar“, sagt Jonas Wätzel vom Institut für Physik der MLU, der in der Arbeitsgruppe von Jamal Berakdar forscht. Man kann sich jedoch auch den photoelektrischen Effekt zunutze machen. Die Photoelektronenspektroskopie ist momentan das Hauptwerkzeug für die Analyse der elektronischen Struktur von Materialien. „Viele Quantenzustände lassen sich jedoch nicht mit einem Photon anregen und bleiben so unsichtbar“, so Wätzel.
Zusammen mit einem internationalen Forschungsteam fand er nun eine neue Methode, um das Photoelektron mit mehr Informationen auszustatten. Dafür kombinieren die Forscher herkömmliche Laserstrahlen mit Lichtwirbeln, also optischen Wirbeln. „Dabei werden Lichtwellen auf eine Schraubenbahn gezwungen und bekommen einen Drehimpuls. Wenn sie dann mit Materie interagieren, werden Elektronen herausgeschleudert, wobei die Schraubenbewegung übertragen wird“, erklärt Wätzel.
Kombiniert mit der Spektroskopie können so vormals unsichtbare Eigenschaften des Materials nachgewiesen werden. Denn: Wie und ob das Photoelektron mit der verdrehten Lichtwelle interagiert und selbst zum Drehen gebracht wird, hängt maßgeblich von den Materialeigenschaften ab. Das dazugehörende hochkomplexe Experiment wurde am freien Elektronenlaser Fermi in Triest in Italien durchgeführt.
„Dabei stellten sich hervorragende Übereinstimmungen zwischen den theoretischen Vorhersagen und den Messergebnissen heraus“, so Wätzel. „Diese Spektroskopiemethode ebnet den Weg für neuartige Einblicke in die Struktur der Materie und deren Wechselwirkung mit Licht. Wie ein Molekül aussieht, ob es links- oder rechtsdrehend ist, ob ein Material elektrisch leitend oder magnetisch ist, alles hängt von der elektronischen Struktur ab“, erklärt Wätzel. Die Methode sei im Prinzip universell anwendbar und für verschiedene Anwendungen, von der Medizin über die Elektronik bis zur Materialwissenschaft, interessant.
MLU / DE