Spintronik mit Antiferromagneten
Mangan-Gold-Verbindung zeigt verblüffend hohen Magnetowiderstand.
Im aufstrebenden Feld der Spin-basierten Elektronik wird Information üblicherweise durch die Ausrichtung der Magnetisierung von ferromagnetischen Materialien gespeichert. Zusätzlich wird jedoch auch daran geforscht, Antiferromagnete zu nutzen. Wissenschaftlern des Instituts für Physik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist nun ein wesentlicher Fortschritt gelungen: Sie konnten an dünnen Schichten einer bereits bei hohen Temperaturen antiferromagnetisch ordnenden metallischen Verbindung aus Mangan und Gold (Mn2Au) ein strominduziertes Schalten des Néel-Vektors experimentell nachweisen.
Abb.: Kristallstruktur von Mn2Au mit antiferromagnetisch geordneten magnetischen Momenten. (Bild: L. Šmejkal, JGU)
Antiferromagnete sind Materialien ohne makroskopische Magnetisierung, aber mit mikroskopisch wechselnder Ausrichtung ihrer magnetischen Momente. Hierbei wird die Information durch die Richtung der Modulation der magnetischen Momente gespeichert, ausgedrückt durch den Néel-Vektor. Antiferromagnete ermöglichen prinzipiell deutlich schnellere Schreibvorgänge und sind sehr stabil gegenüber externen Störfeldern. Allerdings bedeuten diese Vorteile auch, dass sowohl die Manipulation als auch das Auslesen der Orientierung des Néel-Vektors eine große Herausforderung darstellen. Dies konnte bisher sonst nur für die halbmetallische Verbindung Kupfermanganarsenid erreicht werden, die jedoch im Hinblick auf etwaige Anwendungen diverse Nachteile aufweist.
Die Physiker beobachteten bei der Mangan-Gold-Verbindung sogar einen zehnfach größerer Magnetowiderstand als bei CuMnAs. Entsprechende Berechnungen hat Libor Šmejkal erstellt, der im Rahmen einer Kollaboration mit der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik seine Promotion in der Arbeitsgruppe Sinova an der JGU durchführt. „Diese Berechnungen sind wichtig zum Verständnis der experimentellen Arbeiten, die mein Doktorand Stanislav Bodnar vornimmt. Dadurch könnte Mn2Au zu einem Türöffner für zukünftige antiferromagnetische Spin-Elektronik werden“, erklärt Martin Jourdan, der Projektleiter der Studie. „Über ihren großen Magnetowiderstand hinaus ist ein entscheidender Vorteil dieser Verbindung, dass sie keine toxischen Komponenten enthält und auch bei höheren Temperaturen genutzt werden kann.“
JGU Mainz / JOL