Stark polarisierte Radioblitze
Kosmische Radiostrahlungsausbrüche stammen aus hochmagnetisierter Region.
Die Radioblitze von FRB121102, der nach wie vor einzigen bekannten Quelle wiederholter Radiostrahlungsausbrüche („Fast Radio Bursts”, FRBs), sind sehr stark polarisiert. Das hat ein internationales Team von Astronomen durch neue Radiobeobachtungen mit den Teleskopen des Arecibo-
Abb.: Das Arecibo-Radioteleskop in einer sternklaren Nacht. Links neben dem Band der Milchstraße ist ein Strahlungsausbruch von der Quelle FRB121102 dargestellt. (Bild: D Futselaar / B. P. Irwin / D. van de Water / Shutterstock.com)
Wenn polarisierte Radiostrahlung ein kosmisches Magnetfeld durchläuft, wird die Ausrichtung der Polarisation durch die Faraday-
„Die einzigen Quellen in unserer Milchstraße, deren polarisierte Strahlung so stark verdreht wird wie bei FRB121102, liegen im galaktischen Zentrum und damit in einer dynamischen Region in unmittelbarer Nähe zu einem massereichen schwarzen Loch”, sagt Daniele Michilli von der Universität Amsterdam. „Die Verdrehung der Polarisation in den Strahlungsausbrüchen könnte aber auch dadurch erklärt werden, dass sich die Quelle in einem leuchtkräftigen Nebel oder Supernovaüberrest befindet.”
Der Schlüssel zu dem neuen Resultat war der Nachweis der Strahlungsausbrüche bei höheren Radiofrequenzen als jemals zuvor. „Wir haben am Arecibo-
Erst vor einem Jahr hat das Forscherteam die genaue Position von FRB121102 ermittelt und herausgefunden, dass die Strahlungsausbrüche aus einem Sternentstehungsgebiet in einer Zwerggalaxie in rund drei Milliarden Lichtjahren Entfernung kommen. Die große Entfernung bedeutet, dass in jedem Strahlungsausbruch eine gewaltige Menge an Energie freigesetzt wird – in einem nur eine Millisekunde lang andauernden Radioblitz ist es die gleiche Energie, wie sie unsere Sonne an einem ganzen Tag abstrahlt.
Zusätzlich zu der stärksten Drehung der Polarisationsrichtung, die in den bisher bekannten Radiostrahlungsausbrüchen beobachtet werden konnte, zeigen die beobachteten Ausbrüche von FRB121102 eine komplexe Struktur in Zeit und Radiofrequenz. „Die Profile der anderen bisher gefundenen Strahlungsausbrüche sind einfach mit gerade einem oder maximal zwei Spitzen im zeitlichen Verhalten. Bei FRB121102 haben wir aber schon Ausbrüche mit gleich sieben dieser Spitzen beobachtet. Und die finden wir sowohl in der zeitlichen als auch in der Frequenzabhängigkeit der Radiostrahlung”, sagt Laura Spitler vom MPI für Radioastronomie. „Wir versuchen zu verstehen, ob diese Strukturen in den Strahlungsausbrüchen direkt von dem Prozess kommen, der die Strahlung erzeugt, oder ob sie auf die Ausbreitung der Strahlung in dichtem Plasma in der direkten Umgebung zurückgehen.”
„Wir werden weiterhin systematisch überprüfen, wie sich die Eigenschaften der Strahlungsausbrüche mit der Zeit ändern”, sagt Jason Hessel von der Universität Amsterdam. „Mit diesen Beobachtungen sollte es uns möglich sein, zu entscheiden, welche der beiden Ursprungsmodelle für die Bursts zutrifft: ein Neutronenstern entweder in direkter Umgebung eines schwarzen Lochs oder inmitten eines energiereichen kosmischen Nebels.” Mit eine ganzen Anzahl von neuen Radioteleskopen zur gleichzeitigen Erfassung größerer Areale am Himmel, die demnächst ihren Betrieb aufnehmen, ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren eine ganze Anzahl weiterer Radioblitze nachgewiesen wird und die Forscher sind gespannt auf die Ergebnisse, um weitere fundamentale Fragen über die Natur der schnellen Radiostrahlungsausbrüche zu beantworten.
MPIfR / RK