Staubige Sternexplosionen
Supernovae produzieren über mehrere Jahre Staubpartikel.
Die Entdeckung großer Mengen an Staub in Galaxien im jungen Kosmos hat im Laufe des letzten Jahrzehnts die früheren Vorstellungen der Astronomen vom Ursprung der Staubpartikel auf den Prüfstand gestellt. Das geringe Alter dieser Galaxien von weniger als hundert Millionen Jahren wird von den meisten Astrophysikern als Indiz dafür angesehen, dass vor allem sich schnell entwickelnde Supernovae des Typs II den Staub produzieren. Tatsächlich zeigen theoretische Analysen, dass nach einer solchen Sternexplosion bis zu einer Sonnenmasse an Staub im Supernova-
Abb.: Supernovae produzieren Staub: Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Siliziumkarbid-
Doch diese Vorhersage ließ sich bislang nicht anhand von Beobachtungen überprüfen. So beeinträchtigt der bereits vor der Sternexplosion im interstellaren Medium vorhandene Staub eine genaue Messung der Staubproduktion. Aktuelle Messungen mit dem Weltraumteleskop Herschel und dem Atacama Large Millimeter/
Nan Liu und ihre Kollegen von der Carnegie Institution for Science in Washington beschritten jetzt einen indirekten Weg, um der Staubproduktion von Supernovae auf die Spur zu kommen. Sternexplosionen in der Umgebung reicherten die Materie der Gaswolke, aus der vor 4,5 Milliarden unser Sonnensystem entstanden ist, mit charakteristischen Staubpartikeln an – die sich beispielsweise eingebettet in Meteoriten aufspüren lassen. Versuche, mithilfe dieser Staubpartikel die Staubentstehung von Supernovae zu untersuchen, gab es bereits einige – allerdings mit widersprüchlichen Ergebnissen.
Die Kunst sei, so Liu und ihre Kollegen, in den Staubpartikeln Isotope aufzuspüren und zu analysieren, deren Verhältnisse nahezu unabhängig von anderen Prozessen im Verlauf der Entwicklung des Sonnensystems sind. Die Forscher verwendeten Vanadium und Titan, denn beide Elemente kondensieren leicht auf Siliziumkarbid, aus dem ein bis zwei Prozent des präsolaren Staubs bestehen. Das Team untersuchte 16 Siliziumkarbid-
Diese Korrelation lässt sich durch den radioaktiven Zerfall von Vanadium-49 in Titan-49 erklären – jedoch nur dann, wenn der Löwenanteil des Vanadiums bereits bei der Bildung der Staubkörner zerfallen war. Da die Halbwertszeit dieses Zerfallsprozesses 330 Tage beträgt, müsse die Staubproduktion mehrere Jahre lang andauern, folgern Liu und ihre Kollegen. So können Supernovae also tatsächlich für die großen Mengen an Staub verantwortlich sein, die bereits in jungen Galaxien vorhanden sind. Und auch die mit Herschel und ALMA gemessenen geringen Staubmengen finden so eine Erklärung: Die Messungen erfolgten relativ früh nach den Sternexplosionen, zu einer Zeit also, als erst ein kleiner Teil des Staubs entstanden war.
Rainer Kayser
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