Sternbewegung verrät schwarzes Loch
Erstmals inaktives stellares schwarze Loch in einem Kugelsternhaufen aufgespürt.
Kugelsternhaufen gehören zu den ältesten Sternsystemen im Universum. Astronomen haben jetzt den zur Milchstraße gehörenden Kugelsternhaufen NGC 3201 im Sternbild Vela mit dem MUSE-
Abb.: Hubble-Aufnahme der zentralen Region des Kugelsternhaufens NGC 3201. Der Stern, der ein schwarzes Loch mit der vierfachen Masse der Sonne umkreist, ist mit einem blauen Kreis gekennzeichnet. (Bild: ESA / NASA)
„Der Stern umkreist etwas Unsichtbares, das eine Masse hat, die mehr als viermal so groß ist wie die der Sonne“ sagt Benjamin Giesers von der Uni Göttingen. „Das kann nur ein schwarzes Loch sein – das erste schwarze Loch in einem Kugelsternhaufen, das sich direkt über seine Anziehungskraft bemerkbar gemacht hat.“
Die Beziehung zwischen schwarzen Löchern und Kugelsternhaufen ist bedeutsam, aber auch geheimnisvoll. Aufgrund ihrer großen Massen und ihres großen Alters geht man davon aus, dass die Sternhaufen eine große Anzahl von schwarzen Löchern mit stellaren Massen erzeugt haben – sie sind im Laufe des langen Lebens des Sternhaufens entstanden, immer dann wenn massereiche Sterne explodiert und die Überreste in sich zusammengefallen sind.
Das MUSE-Instrument der ESO bietet Astronomen die einzigartige Möglichkeit, die Bewegungen von Tausenden von Sternen gleichzeitig zu messen. Mit dieser neuen Entdeckung ist es dem Team erstmals gelungen, ein inaktives schwarzes Loch in einem Kugelsternhaufen zu entdecken. Aus den Beobachtungen lässt sich ermitteln, dass der Stern die 0,8-fache der Masse unserer Sonne hat, während sich für die Masse seines mysteriösen Gegenstücks das 4,36-fache der Masse der Sonne ergeben hat.
Kürzlich erfolgte Nachweise von Radio- und Röntgenquellen in Kugelsternhaufen sowie die Detektion von Gravitationswellensignalen, die durch das Verschmelzen von zwei schwarzen Löchern mit stellaren Massen erzeugt wurden, deuten darauf hin, dass diese relativ kleinen schwarzen Löcher in Kugelsternhaufen häufiger vorkommen könnten als bisher angenommen. „Bis vor kurzem ging man davon aus, dass fast alle schwarzen Löcher nach kurzer Zeit aus den Kugelsternhaufen verschwinden und dass solche Systeme gar nicht existieren“, so Giesers. „Aber offensichtlich ist das nicht der Fall. Diese Erkenntnis hilft, die Entstehung von Kugelhaufen und die Entwicklung von schwarzen Löchern und entsprechenden Binärsystemen nachzuvollziehen, was für das Verständnis von Gravitationswellenquellen unerlässlich ist.“
ESO / RK