01.10.2010

Stil oder Sturz

Zum 20. Mal wurden die IgNobel-Preise für wissenschaftliche Ergebnisse verliehen, welche Menschen „erst zum Lachen und dann zum Nachdenken“ bringen.

Zum 20. Mal wurden die IgNobel-Preise für wissenschaftliche Ergebnisse verliehen, welche Menschen „erst zum Lachen und dann zum Nachdenken“ bringen.

Der IgNobel-Preis ist gewissermaßen die lustige Kehrseite der Nobel-Medaille. Das IgNobel-Komitee nimmt es auch mit den Fächergrenzen nicht so ernst. Und so geht der diesjährige IgNobel-Preis für Physik an drei Medizinerinnen, die den Geheimnissen des winterlichen Ausrutschens auf den Grund gegangen sind.

Für ihre empirische Untersuchung baten Lianne Parkin, Sheila Williams und Patricia Priest von der Universität Otago in Neuseeland 29 zufällig ausgewählte Passanten, einen eisglatten und abschüssigen Fußweg hinunterzugehen. Die dreißigste Versuchsperson hatte aus bisher ungeklärten Gründen während des Versuchs die Flucht ergriffen. Eine Gruppe erhielt Socken, die sie über die Schuhe ziehen musste. Die andere Gruppe ging mit ihrer üblichen Fußbekleidung den Abhang hinunter. Gleichzeitig hielten Versuchsbeobachter fest, wie die Passanten den Weg bewältigten. Im Anschluss wurden die Teilnehmer befragt, wie rutschig sie die Strecke fanden.

Das Ergebnis war ziemlich eindeutig: Die Gruppe, die mit Socken ausgestattet war, fühlte sich auf dem glatten Untergrund deutlich sicherer, wie die Selbsteinschätzung und die Einschätzung durch die Beobachter übereinstimmend belegten, auch wenn ein Mitglied der „Socken-Fraktion“ ausrutschte – allerdings nur, weil er die Socken nicht ordnungsgemäß übergezogen hatte.

Auch andere IgNobel-Preise würdigen Forschungen, die sich mit Gegebenheiten des Alltags befassen. Wer hat sich nicht schon einmal den Zeh angestoßen und seinem Unmut laut fluchend Luft gemacht? Ein Wissenschaftlerteam von der Andrew Kingston of Keele Universität in Großbritannien konnte nun bestätigen, dass Fluchen tatsächlich hilft, den Schmerz zu erleichtern und erhielt dafür den Friedenspreis.

Der Preis in der Kategorie „Management“ dürfte dagegen Vorgesetzte und Personalabteilungen zum Grübeln bringen. Er ging an eine Gruppe aus Italien, die mathematisch zeigte, dass Organisationen effizienter werden, wenn sie Mitarbeiter per Zufallsprinzip befördern.

Fraglich ist, ob die Erkenntnisse der neuseeländischen Medizinerinnen auch die Physik voranbringen. Zukünftige Experimente könnten sich laut den Autorinnen z. B. damit befassen, ob Woll- oder Synthetiksocken den besseren Grip haben.

Anja Hauck und Alexander Pawlak / Physik Journal

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Originalveröffentlichung der Physik-Gewinner:

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