Straßenverkehr im Rundumblick
360°-Kamerasystem analysiert detailliert Verkehrssituationen.
Ein Auto zieht ohne den Blinker zu setzen unvermittelt vor dem eigenen Auto heraus – eine typische Situation für einen Auffahrunfall. Wenn es nach den Forschern am Institut für Ubiquitäre Mobilitätssysteme (IUMS) der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft geht, bald nicht mehr. „Mit unserem neuen, hochauflösenden 360-Grad-Kamerasystem haben wir nun ganz andere Möglichkeiten, Verkehrssituationen detailliert in alle Richtungen zu analysieren. Außerdem können wir dieses beispielsweise auch für Laborstudien mit Fahrern in Situationen nutzen, die real zu gefährlich wären”, sagt Institutsleiter Thomas Schlegel.
Abb.: 16 UHD-Einzelkameras mit 4K-Auflösung zeichnen Vorgänge gleichzeitig rundum in zwei Ebenen auf und liefern stufenlose Bilder. (Bild: W. Schlegel)
Mit dem Entwurf und der Fertigung eines solchen Kamerasystems beauftragte das IUMS zwei Schüler der Carl-Schäfer-Schule in Ludwigsburg, die im Rahmen ihrer Technikerarbeit an dieser nicht ganz trivialen Aufgabenstellung tüftelten. Ende Juli konnte das fertige System an das IUMS übergeben werden, das dieses nun zu weiteren Forschungszwecken einsetzen wird. Ziel der Technikerarbeit war es, ein 360°-Kamerasystem, bestehend aus bis zu 32 Kameras, zur detaillierten Beobachtung und Erfassung von Verkehrssituationen, Verkehrsverhalten und Verkehrsströmen zu entwickeln. So können verkehrliche Untersuchungen zukünftig weit über Strichlisten aus Verkehrszählungen oder Befragungen hinausgehen.
Mit dem neuen System lassen sich Verkehrsszenarien an Kreuzungen oder das Fußgängerverhalten exakter analysieren. Auch im Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg ist der Einsatz des Kamerasystems vorgesehen. Darüber hinaus kann es auch in anderen Branchen beispielsweise zur Fernüberwachung oder Steuerung der Produktion in Fertigungsbetrieben eingesetzt werden. 16 UHD-Einzelkameras mit 4K-Auflösung zeichnen Vorgänge gleichzeitig rundum in zwei Ebenen auf. Die Kameravorrichtung kann dabei stationär oder auf einem Fahrzeug montiert mobil eingesetzt werden. Auf der institutseigenen, sieben Meter großen Curved Displaywall des IUMS wirken die Rundvideos mit über 130 Millionen Bildpunkten dann so, als wäre man direkt im Geschehen.
HS Karlsruhe / JOL