31.07.2017

Strom aus Epitaxieabgas

Brennstoffzelle wird mit Wasserstoff­gemisch aus der Halbleiter­fertigung betrieben.

Am Fraunhofer-Institut für Inte­grierte Systeme und Bauelemente­technologie IISB in Erlangen wurde im Rahmen des Energie­forschungs­projekts SEEDs ein Verstromungs­system entwickelt, welches wasserstoff­reiches Abgas aus einer Halb­leiterferti­gungsanlage in Strom verwandelt. Das Institut forscht seit vielen Jahren an der Opti­mierung von Epitaxie­prozessen für die Herstellung von modernen Halb­leitern, besonders auf dem Feld der Silizium­karbid-Bauelemente, welche für moderne leistungs­elektronische Systeme benötigt werden. Für den Epitaxie­prozess, bei dem dünne Schichten von Halbleiter­material erzeugt werden, wird Wasser­stoff in großen Mengen als Träger­gas benötigt. Dieser bildet zusammen mit anderen Prozess­gasen den wasser­stoff­reichen Abgas­strom der Epitaxie­anlage. Der Abgas­strom wird bisher gereinigt und dann in die Atmo­sphäre entlassen. Der Energie­gehalt des Wasser­stoffes bleibt dabei ungenutzt.

Abb.: Forscher am Fraunhofer Institut IISB in Erlangen haben ein Verstromungssystem für wasserstoffreiche Abgase entwickelt. (Bild: K. Fuchs, Fh.-IISB)

Die Forscher des Fraun­hofer IISB haben es sich zum Auftrag gemacht, die bisher unge­nutzte Energie des wasserstoff­reichen Abgases in elektrische Energie zu wandeln und damit den im Epitaxie­verfahren nur als Träger genutzten Wasser­stoff einer zweiten Verwendung zuzu­führen. Damit wird die Ressourcen- bzw. Energie­effizienz von Halbleiter­fertigungs­prozessen gesteigert. Angesichts des großen welt­weiten Produktions­volumens von Halbleiter­bauele­menten hat das Verfahren hohes Anwendungs­potential.

Das Herzstück des Verstromungs­systems bildet eine Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoff­zelle, welche den Wasser­stoff aus dem Abgas mit Sauerstoff aus der Umgebungs­luft effizient in elek­trische Energie wandelt. Durch Modifi­kationen am Brennstoff­zellensystem ist es gelungen, dass das Brennstoff­zellensystem mit Wasserstoff­konzentra­tionen zwischen 40 und 100 Volumen­prozent arbeiten kann. Es ist damit in der Lage, auch nicht-reinen Wasser­stoff bzw. ein Wasserstoff­gemisch zu verstromen. Herkömm­liche Brenn­stoffzellen­systeme erfordern hingegen eine Wasserstoff­reinheit von mindestens 99,97 Volumen­prozent. Damit gelang die weltweit erst­malige Verstromung von Epitaxie­abgas in einer Brennstoff­zelle.

Zwischen Abgas­strang und Brennstoff­zellensystem kommt ein spezieller Membran­kompressor zum Einsatz. Dieser verdichtet das auf Atmo­sphären­druck vorliegende Abgas vor der Brennstoff­zelle und entkoppelt so Verstromung und Epitaxie­prozess. Das Verstromungs­system hat dadurch keinerlei Rück­wirkungen auf den empfind­lichen Epitaxie­prozess und dessen Prozess­qualität sowie auf das Gas­reinigungs­system der Anlagen. Dies ist eine wesent­liche Voraus­setzung für die Anwend­barkeit des Verfahrens in der Halbleiter­fertigung. Das Ver­stromungs­system wurde bereits an der im Reinraum­labor am IISB betriebenen indus­triellen Epitaxie­anlage erfolg­reich getestet und erzielte einen elek­trischen Gesamt­wirkungs­grad von bis zu 25 Prozent. Im Ergebnis kann ein Viertel des im Wasserstoff­abgas enthal­tenen Heiz­wertes in elek­trische Energie gewandelt werden.

Der Unter­schied zu Brennstoff­zellen­systemen für reinen Wasser­stoff mit bis zu 60 Prozent Wirkungs­grad liegt an zusätz­lichen Verlusten im Membran­kompressor sowie im Brennstoff­zellen­system, um das wasser­stoff­reiche Gas ohne Schä­digung der Brennstoff­zelle verstromen zu können. Es sind jedoch weitere Entwicklungs­stufen im Aufbau, mit denen der Gesamt­wirkungs­grad auf über 30 Prozent gesteigert und vor allem die Verluste im Brenn­stoffzellen­system weiter reduziert werden sollen. Somit konnten ein attrak­tives Verfahren für nach­haltige Produktion entwickelt und ein neues Anwendungs­gebiet für moderne und saubere Brennstoff­zellentech­nologie erschlos­sen werden.

Fh.-IISB / JOL

Anbieter des Monats

Quantum Design GmbH

Quantum Design GmbH

Forschung lebt von Präzision. Seit über 40 Jahren steht Quantum Design für innovative Messtechnik auf höchstem Niveau – entwickelt in Kalifornien, betreut weltweit. Unsere Systeme sind der Goldstandard in der Materialcharakterisierung und ermöglichen tiefe Einblicke in die magnetischen, thermischen und optischen Eigenschaften von neuen Materialien.

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen