Studenten auf ins All!
Internationales Raketen- und Ballonprogramm REXUS / BEXUS bietet neue stratosphärische Gelegenheiten zum Experimentieren.
Der Countdown für den 8. Wettbewerb des deutsch-schwedischen Studentenprogramms REXUS/BEXUS hat begonnen: Ab sofort können Studierende deutscher Universitäten und Hochschulen ihre Vorschläge für Experimente auf Stratosphärenballons oder Forschungsraketen beim Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) einreichen. Einsendeschluss ist er 13. Oktober 2014. „Damit haben die Interessenten zwei Monate mehr Zeit als bisher, ein Projektteam zu bilden und einen Experimentvorschlag zu erarbeiten“, erklärten Programmleiterin Maria Roth vom Raumfahrtmanagement des DLR. Die endgültige Experimentauswahl findet für die Teams aus Deutschland im Dezember 2014 beim DLR in Bonn und für die anderen europäischen Teilnehmer bei der Europäischen Weltraumagentur (ESA) im niederländischen Noordwijk statt. Die Studierenden werden dann vor Weihnachten benachrichtigt, ob ihr Experiment auf einem der beiden BEXUS-Ballone im Herbst 2015 beziehungsweise auf einer der beiden REXUS-Raketen im Frühjahr 2016 mitfliegen wird.
Abb.: Ballon BEXUS-14 wird mit Helium gefüllt und ist bald startbereit. Der rote Wetterballons dient zur Überprüfung der Windverhältnisse. (Bild: ESA)
Wird ein Experimentvorschlag ausgewählt, erhalten die Teams vom DLR Raumfahrtmanagement ein „Flugticket“ für REXUS oder BEXUS. Das bedeutet nicht nur einen Experimentplatz auf einem Forschungsballon oder einer Forschungsrakete, sondern auch die Teilnahme an einer Trainingswoche und an der Startkampagne in Esrange. Sie haben die Möglichkeit, ein vollständiges Projekt von der eigenen Experimentidee über Design, Bau, Tests und Flug bis zur Aus- und Verwertung der Daten zu durchlaufen und ihr Wissen in die Praxis umzusetzen. Die Studierenden erhalten während der gesamten Projektdauer technische und organisatorische Unterstützung von Raketen-, Ballon- und Raumfahrtexperten des Zentrums für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) in Bremen, der mobilen Raketenbasis des DLR (MORABA) und vom schwedischen Raumfahrtunternehmen SSC. Aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, in dessen Auftrag das DLR Raumfahrtmanagement den deutschen Anteil des Programms finanziert, können zu jeder Projektveranstaltung die Reisekosten für bis zu vier Teammitglieder übernommen werden. In beschränktem Umfang werden Materialien, Bauteile und Geräte bereitgestellt.
Nach der Experimentauswahl nehmen die Projekt-Teilnehmer an einer Trainingswoche beim DLR in Oberpfaffenhofen teil. Dort treffen alle REXUS/BEXUS-Teams aus Europa auf Ingenieure von ZARM, DLR, SSC und ESA, lernen die Raketen- und Ballonsysteme kennen und können mit den Experten diskutieren. Parallel dazu wird das finale Experimentkonzept überprüft. Danach folgen die BEXUS- und REXUS-Projekte ihrem eigenen Terminplan: Bei beiden steht als nächstes die Überprüfung des abgeschlossenen Experimentdesigns an. Während der anschließenden Bauphase werden alle Teams von den REXUS/BEXUS-Ingenieuren an ihren Universitäten oder Hochschulen besucht, um den Fortschritt festzustellen und offene Probleme zu diskutieren. Denn vor dem Versand der Experimente zum Startplatz müssen alle Experimente nachweislich startklar sein.
Für die REXUS Teams stehen zusätzlich noch zwei weitere Ereignisse an: Zum einen die so genannte Integrationswoche, in der alle Experimente, die in ein zylindrisches Model in der Rakete eingebaut sind, erst einzeln und dann zusammen verschraubt mit dem Raketen-Simulator arbeiten müssen. Zum zweiten findet ein Jahr nach der Experimentauswahl ein Test mit den original Raketensystemen statt. Der wichtigste Meilenstein, auf den alle hinarbeiten, ist der Flug vom Startplatz Esrange bei Kiruna in Nordschweden.
Bewerben können sich alle Studierenden, die mindestens 18 Jahre alt sind und über die Laufzeit des BEXUS- oder REXUX-Projekts an einer deutschen Universität oder Hochschule als Studierende mit dem Ziel Bachelor, Master, Diplom oder PhD eingeschrieben sind. Die Nationalität spielt keine Rolle, die offizielle Projektsprache ist Englisch. In den Teams können verschiedene Fachrichtungen vertreten sein. Wichtig ist, dass die wissenschaftlich-technischen Fragestellungen in eine Experimentanlage umgesetzt und die Daten nach dem Flug korrekt ausgewertet werden.
Die Fragestellungen reichen dabei von der Atmosphärenphysik, Ballon- und Raumfahrttechnik, Strahlenphysik oder -biologie, Forschung in reduzierter Schwerkraft und Fernerkundung bis hin zur Kommunikation. Darüber hinaus sind besonders Mechanik-, Elektronik- und Software-Kenntnisse gefragt. Aber auch Studierende nicht technischer oder naturwissenschaftlicher Fachrichtungen können sich beteiligen und sich einer Gruppe anschließen. Im Juni 2015 werden alle Teams auf einem Symposium ihr Experiment und ihre Ergebnisse vor Fachpublikum, aber auch der allgemeinen Öffentlichkeit, vorstellen, zum Bespiel auf einer Internetseite, in sozialen Netzwerken, in der Presse und bei Veranstaltungen der Universität.
DLR / DE