09.05.2018

Studienorientierung leicht gemacht

Das neue CHE-Ranking beleuchtet die Studiensituation im Fachbereich Physik in Deutschland.

Pünktlich zur Abitursaison erschien am 8. Mai das neue Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). All jenen, die ein Studium aufnehmen oder den Studienort wechseln wollen, soll es mit vielfältigen fachspezifischen Informationen zur Deutschen Hochschullandschaft Orientierung bieten. Dieses Jahr gibt es turnusgemäß neue Ergebnisse zur Physik.

Das CHE-Ranking ist kein Ranking im klassischen Sinn. Faktoren wie Veröffentlichungszahlen, Anzahl der Nobelpreisträger und Drittmitteleinnahmen eines Fachbereiches spielen bei der Bewertung keine Rolle. Stattdessen erfasst das Ranking anhand der Befragung von Studierenden und Professoren sowie mit Statistiken, wie Mietpreise und Studierendenzahlen, die Studiensituation an den verschiedenen Physikfakultäten Deutschlands.Zu diesem Zweck hat das CHE mehr als 20 Indikatoren aus Bereichen wie Lehre, Internationale Ausrichtung, Ausstattung und Studienort gewählt. Dabei hat sie mit dem Fachbeirat Physik zusammengearbeitet, der sich aus vier Vertretern der Studierenden, der Konferenz der Fachbereiche Physik (KPF) und der DPG zusammensetzt. Die fünf Hauptindikatoren sind Forschungsprofil, Abschlüsse in angemessener Zeit, Lehrangebot, Unterstützung im Studium und die Studierendenzahl. Die Auflistung im Ranking ist aber nicht fest, sondern passt sich den jeweils betrachteten Indikatoren an.

Selbst ohne eine eindeutige Reihung überraschen die Ergebnisse. Mit den Hauptindikatoren landen nicht unbedingt die besonders forschungs- und drittmittelstarken Standorte, wie die Münchner Universitäten oder Heidelberg ganz oben, sondern zum dritten Mal in Folge die Universität Duisburg-Essen. Weiterhin zählen Erlangen, Göttingen, Jena und Rostock in den Hauptindikatoren zur Spitzengruppe. Doch es gibt auch mehrere Kategorien, in denen die Unterschiede zu gering sind, um die Universitäten in eine Reihenfolge zu bringen. Gert-Ludwig Ingold, Sprecher der KFP, sieht das als positives Zeichen: „Die Qualität des Physikstudiums ist deutschlandweit von großer Homogenität geprägt.“

Nach den Hauptindikatoren führen die Universitäten Duisburg-Essen,...
Nach den Hauptindikatoren führen die Universitäten Duisburg-Essen, Erlangen-Nürnberg, Göttingen, Jena und Rostock das Rating an (Abb.: CHE Hochschulranking).

Es trägt aber längst nicht jeder Indikator zu einer Rangordnung bei. Während zum Beispiel ein gut bewertetes Laborpraktikum oder Lehrangebot durch die Befragung in Spitzengruppe (grün), Mittelgruppe (gelb) oder Schlussgruppe (blau) farblich eingeordnet wird, unterliegen Forschungsprofil der Fakultät und die Einwohnerzahl der Stadt nur einer individuellen Wertung. „Wichtig ist es, sich selbst im Klaren zu sein, welche Faktoren ausschlaggebend sind“, erklärt Gert-Ludwig Ingold.

Ein besonderer Blickfang im Ranking der Physik ist das Forschungsprofil. Sechs farbige Balken zeigen die prozentuale Verteilung der Promotionen auf verschiedene Kernbereiche der Physik. Selbst wer vor Beginn des Studiums die persönlichen Interessen noch nicht einschätzen kann, sieht hier, ob die Fakultät ein breites Forschungsspektrum hat oder Schwerpunkte wie Astrophysik oder Festkörperphysik setzt. Noch mehr Bedeutung aber kann das Forschungsprofil bei der Neuorientierung vor dem Master gewinnen, wenn Studierende gezielter nach bestimmten Forschungsprofilen für die fachliche Profilierung suchen.
Zu jeder Fakultät und jedem angebotenen Studiengang bietet das Ranking eigene Informationsseiten. Diese bilden unter anderem ein Diagramm ab, das anzeigt welcher Anteil der Leistungspunkte im jeweiligen Studiengang minimal und maximal in Experimentalphysik, theoretischer Physik und Mathematik erworben wird. Ebenfalls übersichtlich sortiert finden sich hier besondere Programme der Fakultäten, Anteil der ausländischen Studierenden, Geschlechterverhältnis und viele weitere Statistiken, die zum Stöbern einladen.

Nachdem das CHE-Ranking in die Kritik geraten war, hat die KFP beim letzten Ranking 2015 eine erhebliche Überarbeitung bewirkt. „Damals erzielten wir entscheidende Verbesserungen. Diesmal gab es dagegen keine wesentlichen Änderungen mehr“, berichtet Gert-Ludwig Ingold. Die KFP plant aber, die Studierenden noch detaillierter bei der Studienortwahl zu unterstützen: „Wir sind gerade dabei, einen Studienatlas Physik aufzusetzen. Er soll sämtliche Studiengänge in der Physik genauer erfassen.“

Marie Teich

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