07.02.2005

Studieren auf Pump?

Edelgard Bulmahn warnt vor einer Überschuldung der Studierenden in Folge der von der Union geplanten Bildungskredite.


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Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat vor einer Überschuldung der Studierenden in Folge der von der Union geplanten Bildungskredite gewarnt. «Alle, die über Kredite reden, müssen den Studenten die ganze Wahrheit sagen», erklärte Bulmahn am Freitag in Berlin. Wer «auf Pump» studiere, stehe nach dem Examen beim Start ins Berufsleben oder bei der Gründung einer Familie vor einem hohen Schuldenberg. «Das können wir nicht verantworten.»

Mehrere Unionspolitiker, Hochschulrektoren und die Bertelsmann-Stiftung erwägen, das bisherige Bafög wie die Studiengebühren künftig über vollzuverzinsende Darlehen zu finanzieren. Dazu hat die staatliche KfW-Förderbank Modelle gerechnet.

Nach einem «Focus»-Bericht rechnet die Bank damit, das künftig jeder dritte Student künftig einen Kredit für Lebensunterhalt und Studiengebühren aufnimmt. Die Schuldsumme werde nach dem Examen im Durchschnitt bei 30 000 Euro liegen. Die KfW dementierte diese Angaben. «Focus» berief sich hingegen auf ein ihm vorliegendes Darlehnsmodell der Bank.

Eine Bank-Sprecherin sagte dazu, 30 000 Euro seien der Schulden- Höchstbetrag, wenn ein Student acht Semester lang monatlich 650 Euro erhalte. Im Durchschnitt würden die Studenten aber weit weniger bekommen. Auch werde die Bank vom Staat keine Ausfallbürgschaft verlangen. Die Kosten seien in die Berechnungen eingeflossen.

Interne Berechnungen der Bundesregierung, die der dpa vorliegen, kommen hingegen zu Rückzahlsummen, die bei einem zehnsemestrigen Studium zwischen 65 000 und 90 000 Euro liegen - je nach Laufzeit und Zinsniveau des Darlehens. In Extremfällen könne sogar ein Schuldenberg von über 120 000 Euro anwachsen. In den von der Bank vorgelegten Beispielen sind die vollständigen Rückzahlungssummen einschließlichen Zinsen und Zinseszinsen nicht ausgewiesen.

Der stellvertretende Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung, Christoph Kannengießer, widersprach einem «Focus»-Bericht, wonach alle elf Begabtenförderungswerke in einen gemeinsamen Brief an die Länder auf Studiengebühren-Erlass für ihre Stipendiaten gedrängt hätten. «Ein solcher Brief steht nicht zur Debatte», sagte Kannengießer der dpa. «Focus» zitiert die Generalsekretärin des katholischen Cusanuswerks, Claudia Lücking, mit den Worten, nur bei einem Gebühren-Erlass könnten «sich Spitzenleute weiter uneingeschränkt ihren Studien widmen».

Die Förderungswerke werden von Parteien, Kirchen, Wirtschaft und Gewerkschaften getragen. Sie fördern besonders begabte Studenten, die sich für das Stipendium einer Auswahlkommission stellen mussten. Dazu gehört auch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Das Geld für die Stipendien erhalten die Werke in der Regel direkt aus dem Bundeshaushalt. Der Bund gibt dafür 80,5 Millionen Euro pro Jahr aus.

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