Südafrika greift nach den Sternen
Die neue südafrikanisch Weltraumagentur SASA soll künftig Weltraumwissenschaften und Technologieprogramme des Landes koordinieren.
Johannesburg (dpa) - Südafrika drängt es zu den Sternen. Auf der Erde mangelt es dem Land zwar nicht an Problemen, doch der Kap-Staat will künftig im All beherzter Flagge zeigen. Die Regierung hat dafür gerade grünes Licht für den Aufbau einer Weltraumagentur gegeben. Die Technologieminister Mosibudi Mangena unterstehende «South African Space Agency» (SASA) soll nationale Weltraumwissenschaften und Technologieprogramme koordinieren. Auch die Forschungstätigkeit in der südafrikanischen Antarktis-Station fällt künftig unter die SASA-Zuständigkeit. Schon plant der Kap-Staat, mit russischer Hilfe Satelliten ins All zu schießen.
«Die Russen haben Interesse bekundet, ihre Satelliten in der Overberg-Region der Westkap-Provinz vom Denel-Raketentestgelände aus ins All zu befördern», erklärte Ministeriumssprecher Nhlanhla Nyide südafrikanischen Journalisten. In fünf bis zehn Jahren, so schätzt er, könnten bereits die ersten Raketen von der Kap-Region aus in den Weltraum starten. Beim bevorstehenden Besuch von Russlands Präsident Wladimir Putin im kommenden Monat stehe vor diesem Hintergrund auch die Unterzeichnung eines bilateralen Abkommens an, das die Kooperation beider Staaten in diesem Bereich regeln soll.
Auftrieb bekommen hat Südafrikas Interesse am All durch eine Privatinitiative. Der südafrikanische Jung-Unternehmer, Millionär und Weltraum-Tourist Mark Shuttleworth hatte sich als erster «Afronaut» des Kontinents den Traum einer Weltraum-Reise gegönnt. Mit einer russischen Sojus-Rakete flog er zur Internationalen Weltraumstation, führte dort für südafrikanische Institute einige Mini-Experimente durch und sensibilisierte zugleich durch eine ebenfalls von ihm finanzierte landesweite Kampagne die Jugend seiner Heimat fürs All.
Die im Aufbau befindliche SASA soll jedoch keine Weltraumflüge organisieren, sondern die wissenschaftliche und industrielle Programme bündeln und schnellere Hilfestellung garantieren. Es geht vor allem um Satellitenbeobachtung in einem Land, das zumindest an seiner Südspitze zunehmend die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommt. Im Dezember soll mit russischer Hilfe der 80 Kilogramm leichte «Sumbandila»-Satellit in einen erdnahen Orbit geschossen werden. «Sumbandila» - auf Deutsch: «Wegbereiter» - ist Teil eines Programms, mit dem der Kap-Staat seine Kapazität in dem Bereich aufbauen will. Im Rahmen der Süd-Süd-Kooperation wird dabei auch auf Hi-Tech-Hilfe aus Ländern wie Indien oder China gesetzt.
Schwerpunkt der südafrikanischen Weltraumforschung ist die Universität Stellenbosch, nicht weit von Kapstadt. Die Region erfreut sich auch bei internationalen Astronomen zunehmender Beliebtheit - nicht nur wegen des dort produzierten Weins. Denn klare Luft und wenig Lichteinfluss garantieren dort gute Bedingungen für den Blick ins All. Bei Sutherland - einem der kältesten Orte des Landes - entstand mit dem SALT-Projekt eines der leistungsstärksten optischen Teleskope der südlichen Hemisphäre. Sollte Südafrika sich gegen seine Mitbewerber durchsetzen, könnte im Jahre 2010 nicht weit entfernt auch mit den Bauarbeiten für das leistungsstärkste Radio-Teleskop der Welt (Square Kilometre Array/SKA) begonnen werden.
Dabei handelt es sich um ein Milliardenprojekt, das auf mehreren Kilometern den Bau leistungsstarker Spiegel vorsieht. Für den Transport in die entlegene Gegend steht etwas weiter nördlich genügend Infrastruktur bereit. Der Flugplatz Upington mit seiner knapp fünf Kilometer langen Landebahn gilt auch als möglicher Ausweich-Landeplatz für die Weltraumfähren der NASA.
Ralf E. Krüger, dpa
Weitere Infos:
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«South African Space Agency» (SASA):
http://www.space.gov.za