Super-Ariane hebt ab
Die neue Trägerrakete Ariane-5-ECA ist erfolgreich gestartet. Der Jubel bei den Beteiligten kennt keine Grenzen.
Die neue Trägerrakete Ariane-5-ECA ist erfolgreich gestartet. Der Jubel bei den Beteiligten kennt keine Grenzen.
Kourou/Französisch Guyana (dpa) - Raketen-Fans brauchen Geduld und Sonnencreme, wenn sie am europäischen Raumfahrtbahnhof in Kourou (Französisch Guyana) auf einen Ariane-Start warten. 35 Grad im Schatten und eine stechend-heiße Äquator-Sonne: Mit der Hitze steigt auch die Spannung bei den 150 Zuschauern, als sie am Samstag schließlich noch einer Countdown-Unterbrechung von 74 Minuten trotzen. Endlich bebt die Erde unter ihren Füßen - in vier Kilometern Entfernung brüllen Triebwerke mit der Schubkraft von 30 Millionen PS auf.
Die neue Trägerrakete Ariane-5-ECA schießt mit einem gleißenden Feuerschweif in den Himmel. Zwei Minuten später sind von Europas stärkster und teuerster Rakete bereits nur noch die Kringel der Kondensstreifen zu sehen.
«Diesen Zitter-Countdown werde ich so schnell nicht vergessen», verrät später ein altgedienter Ariane-Techniker. Gemeint war nicht die ungeplante Startverzögerung - eine Lappalie im Vergleich zu den anderen Hindernissen auf dem Weg zu diesem erfolgreichen Start. Der Jungfernflug der Großrakete war Ende 2002 spektakulär gescheitert. Vom Erfolg dieses zweiten Versuchs hing in großem Ausmaß auch das Schicksal der europäischen Raumfahrt ab.
So braucht die Raumtransportgesellschaft Arianespace die Großrakete mit der Rekord-Nutzlast von zehn Tonnen, wenn sie im internationalen Preiskampf auf dem Markt für Satellitentransporte mithalten will. Zudem hätte ein erneutes Scheitern unabsehbare Auswirkungen auf Hunderte von Arbeitsplätzen in der europäischen und besonders in der deutschen Raumfahrtindustrie bedeutet.
Der Jubel kennt daher bei allen Beteiligten keine Grenzen, als eine knappe Stunde nach dem Bilderbuchstart der Ariane «ten tons» auch noch die Nutzlast von zwei Satelliten ausgesetzt wird. Wildfremde Menschen beglückwünschen sich ebenso wie die Spitzenmanager der europäischen Raumfahrtindustrie und der Raumfahrtbehörde Esa, die nach Kourou angereist sind. «Die Mission Bremen hat uns allen Glück gebracht», gratulieren die Franzosen ihren deutschen Kollegen. Arianespace hatte den Flug 164 offiziell der Stadt Bremen als wichtigem Raumfahrtstandort gewidmet.
Geschafft, aber besonders glücklich sind auch Reinhard Hildebrandt und Jens Lassmann: Die von ihnen betreute Oberstufe, beim Raumfahrtkonzern EADS Space Transportation in Bremen gebaut, hat soeben ihre Premiere problemlos bestanden. «Das Baby hat nach sieben Jahren das Laufen gelernt», freut sich Lassmann. Er hat das neue Triebwerk maßgeblich mit entwickelt.
Beim gescheiterten Erstflug 2002 war die Bremer Oberstufe nicht mehr zum Einsatz gekommen: Zuvor hatte bereits ein Fehler in der vorgeschalteten Hauptstufe zum Abbruch des Fluges geführt. «Wir konnten unsere Stufe nie unter vergleichbaren Bedingungen auf der Erde testen, weil sie erst in 200 Kilometer Höhe gezündet wird», sagt Hildebrandt. Immer wieder wurde der 150-Millionen-Euro-Start verschoben, um die richtigen Konsequenzen aus dem Fehlschlag zu ziehen und den Träger bis zur Serienreife zu verbessern.
Der «bestandene Ernstfall» beschert den Technikern nun Tausende von Flugdaten, die in den kommenden Wochen gründlich ausgewertet werden müssen. Denn nach dem Start ist vor dem Start - der nächste Flug der Super-Ariane soll im Sommer sein.
Hans-Christian Wöste, dpa
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