06.04.2017

Supraleitende Folie aus Nanodrähten

Neues Kompositmaterial vereint Flexibilität und widerstandslose Stromleitung.

Es ist eine neue Klasse von Supra­leitern: Experimental­physiker aus dem Forscher­team um Uwe Hartmann von der Univer­sität des Saar­landes haben einen dünnen Nano-Stoff entwickelt, der supra­leitende Eigen­schaften hat. Ab etwa 73 Kelvin trans­portiert er elektrischen Strom verlust­frei, lässt Magnete schweben und schirmt Magnet­felder ab. Das Besondere: Die Forscher haben dabei Fasern mit supra­leitenden Nano­drähten zu einem Stoff verwebt, der hauchfein, biegsam und flexibel ist wie Frischhalte­folie. Dies ermöglicht neuartige Beschich­tungen, etwa für Weltraum und Medizin.

Abb.: Was wie ein verbranntes Stück Papier aussieht, ist ein hauchdünner Supraleiter, den das Team von Uwe Hartmann (r.), hier mit Doktorand Xian Lin Zeng, entwickelt hat. (Bild: O. Dietze)

Auf den ersten Blick sieht es wie ein verko­keltes schwarzes Stück Papier aus. Aber das unschein­bare Blatt leitet tief gekühlt elek­trischen Strom widerstands­los und verlustfrei. Heute übliche Supra­leiter sind starr, spröde und haben eine hohe Dichte, was sie schwer macht. Die Saarbrücker Experimental­physiker haben die supra­leitenden Eigen­schaften in eine dünne, anschmieg­same Folie gepackt. Der Stoff ist ein Gewebe aus Kunststoff-Fasern und Hoch­temperatur-supra­leitenden Nano­drähten. „Das macht ihn formbar und anpassungs­fähig wie Frischhalte­folie. Theore­tisch könnte er in jeder Größe herge­stellt werden. Hierzu benötigen wir weniger Ressourcen als die üblicher­weise für Supraleiter verwen­deten Keramiken, was das Geflecht auch günstiger macht“, erklärt Uwe Hartmann.

Vor allem das geringe Gewicht der Folie ist ein Vorteil. „Mit einer Dichte von 0,05 Gramm pro Kubik­zentimeter ist der Stoff sehr leicht, das ist etwa ein Hundertstel eines herkömm­lichen Supra­leiters. Damit ist er interessant überall dort, wo es auf Gewicht ankommt. Zum Beispiel in der Weltraum­technik. Auch in der Medizin­technik könnte er zum Einsatz kommen“, erklärt Hartmann. Als neuartige Beschich­tung könnte er bei kalten Tempera­turen elektro­magnetische Felder abschirmen, in flexiblen Kabeln zum Einsatz kommen oder für reibungs­freies Gleiten sorgen.

Abb.: Mikroskopische Aufnahme der supraleitenden Nanodrähte. (Bild: AG U. Hartmann)

Um den neuar­tigen Stoff zu weben, haben die Experimental­physiker ein Elektro­spinn-Verfahren genutzt, das üblicher­weise für Kunst­stoffe zum Einsatz kommt. „Wir pressen dabei einen flüssigen Ausgangs­stoff durch eine sehr feine Düse, die unter elek­trischer Spannung steht. Heraus kommen Nanodraht-Fäden mit Durch­messern von etwa 300 Nanometer und weniger. Danach erhitzen wir das Geflecht so, dass Supra­leiter in der richtigen Zusammen­setzung entstehen. Sie bestehen aus Yttrium- Barium-Kupfer-Oxid oder aus ähn­lichen Verbindungen“, erläutert Michael Koblischka, Wissen­schaftler in Hartmanns Arbeits­gruppe.

U Saarland / JOL

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