18.01.2023

Topologische Phasen in magnetischen Materialien

Gestreutes Licht für den Nachweis von topologischen Magnonenphasen.

Topologische Phasen sind nicht auf elektronische Systeme beschränkt, sondern können auch in magne­tischen Materialien auftreten, deren Eigenschaften durch magnetische Wellen – den Magnonen – beschrieben werden. Doch obwohl es inzwischen möglich ist, Magnonenströme zu erzeugen und auszulesen, konnten Forscherende topologische Magnonen­phasen bislang nicht direkt nachweisen. Ein inter­nationales Team um Forscher vom Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie (MPSD) in Hamburg schlägt nun vor, dass solche Phasen direkt durch die Messung des vom Material gestreuten Lichts nachgewiesen werden können.

Abb.: Ein magnetisches Material wird zwei Laser­strahlen ausgesetzt, deren...
Abb.: Ein magnetisches Material wird zwei Laser­strahlen ausgesetzt, deren elektrische Felder in entgegen­gesetzte Richtungen drehen. Das Material streut das Licht zurück. (Bild: J. Harms, MPSD)

So wie sich eine Schallwelle durch die Luft bewegt, kann sich ein Magnon durch ein magne­tisches Material bewegen, indem es eine Störung in seiner magnetischen Ordnung verursacht. Diese Ordnung kann man sich als eine Ansammlung von Kreiseln vorstellen, die eine bestimmte Rotations­achse teilen. Der Effekt der Welle besteht darin, die Achsen der Kreisel leicht zu kippen. Eine topo­logische Magnonphase ist mit Kanälen verbunden, die einen Strom von Magnonen entlang der Kanten der Probe führen können. Solche Kanten­kanäle können potentiell zur Übertragung von Informationen in zukünftigen Spintronik-Geräten genutzt werden – analog zur Nutzung elektrischer Ströme in elek­tronischen Geräten. Dies kann jedoch nur geschehen, wenn neue Techniken entwickelt werden, um festzustellen, ob eine magnetische Phase topologisch ist oder nicht.

Das Forschungsteam untersuchte nun eine Klasse magnetischer Materialien mit graphen­ähnlicher Struktur und analysierte, wie sie das Licht unterschiedlich polari­sierter Laser streuen. Die elektrischen Felder polarisierter Laser drehen sich entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn um die Achse des Strahls. Das Team fand heraus, dass sich die Materialien in topo­logischen Phasen befinden, wenn sich das gestreute Licht der rechts- und links­drehenden Laser in seiner Intensität unterscheidet. Wenn die Intensität des gestreuten Lichts jedoch keinen Unterschied aufweist, ist das Material nicht in einer topo­logischen Phase. Die Eigenschaften des gestreuten Lichts sind somit klare Indikatoren für die topo­logischen Phasen dieser magne­tischen Materialien.

Die Technik ist einfach anzuwenden und kann auch auf andere Quasi­teilchen ausgedehnt werden, sagt Emil Viñas Boström: „Die Raman-Streuung ist eine experi­mentelle Standard­technik, die in vielen Labors verfügbar ist. Dies ist eine der Stärken unseres Vorschlags. Darüber hinaus sind unsere Ergebnisse recht allgemein und lassen sich auch auf andere Arten von Systemen anwenden, die aus Phononen, Exzitonen oder Photonen bestehen.“ Langfristig bieten Magnonen viel Potential für nachhaltigere und wesentlich energieeffizientere Technologien: „Die Nutzung topo­logischer Magnonen­ströme könnte den Energie­verbrauch zukünftiger Geräte im Vergleich zu elek­tronischen Varianten um einen Faktor von etwa 1.000 reduzieren – obwohl es noch viele Fragen zu klären gibt, bis wir an diesem Punkt ankommen“, so Viñas Boström.

MPSD / JOL

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