Ultraschneller photomagnetischer Datenspeicher
Laserpulse schreiben Magnetbits nichtthermisch innerhalb von Picosekunden.
Magnetische Datenspeicher sind noch immer unschlagbar, wenn es um eine möglichst große Speicherkapazität und um eine Wiederbeschreibbarkeit mit hoher Schreib- und Lesegeschwindigkeit geht. Doch statt die magnetischen Bits wie bisher magnetisch zu schreiben und auszulesen, könnte man dazu auch optische Verfahren benutzen, mit denen eine höhere Übertragungsrate möglich wird. Auf eine lichtdurchlässige ferrimagnetische Schicht kann man mit Laserpulsen schnell und bei geringer Wärmeerzeugung photomagnetisch Informationen schreiben, wie nun Experimente in den Niederlanden zeigen.
Abb.: Auf einer lichtdurchlässigen ferrimagnetische Schicht wurde mit zwei verschiedenen, linear polarisierten Laserpulsen ein Bit geschrieben und anschließend wieder gelöscht. (Bild: A. Stupakiewicz et al. / NPG)
So hat man mit zirkular polarisierten Laserpulsen von hundert Femtosekunden Dauer in dünnen Metallschichten die lokale Magnetisierung zwischen zwei stabilen Zuständen hin und her geschaltet. Auf diese Weise ließen sich magnetische Bits speichern und auch wieder löschen. Bei diesem Verfahren spielt die Erwärmung des Speichermaterials auf die Curie-Temperatur des magnetischen Materials eine entscheidende Rolle. Es geht somit nicht ohne starke Wärmeerzeugung ab, die eigentlich unerwünscht ist.
Viel geringer ist die Wärmeproduktion bei dem nichtthermischen photomagnetischen Speicherverfahren, das Forscher um Alexey Kimel von der Radboud Universität in Nimwegen entwickelt haben. Als Speichermaterial verwenden sie eine dünne lichtdurchlässige Schicht aus Yttrium-Eisengranat, in dem ein Teil der Eisenatome durch Kobaltatome ersetzt wurde. Das ferrimagnetische Dielektrikum hat eine kubische Kristallstruktur mit zwei antiferromagnetisch gekoppelten Spin-Untergittern der Eisenionen.
Die Schicht zeigte breite und schmale streifenförmige magnetische Domänen, deren Magnetisierung jeweils längs zwei der vier Raumdiagonalen des Kristallgitters ausgerichtet war, also entweder längs (1,-1,1) bzw. (1,1,1) oder alternativ längs (1,1,-1) bzw. (1,-1,-1). Die Kobaltionen, die an die Stelle der Eisenionen traten, gaben dem Material eine photoinduzierte magnetische Anisotropie, die es ermöglichte, optisch zwischen den beiden alternativen Magnetisierungszuständen zu schalten.
Dazu haben die Forscher die Schicht mit linear polarisierten Laserpulsen von 50 fs Dauer bestrahlt, deren Wellenlänge sie zwischen 1150 nm und 1450 nm variierten. Das Laserlicht regte resonant einen bestimmten Übergang zwischen den d-Orbitalen der Kobaltionen an, wodurch die Entartung zwischen den verschiedenen Magnetisierungszuständen aufgehoben wurde. Dadurch ließ sich die Magnetisierung der Domänen steuern.
So drehte beispielsweise ein in (1,0,0)-Richtung linear polarisierter Laserpuls die Magnetisierung der großen Domänen aus der (1,-1,1)-Richtung in die (1,1,-1)-Richtung. Eine entsprechende Drehung trat auch für die kleinen Domänen auf. Mit einem längs (0,1,0) polarisierten Laserpuls konnten diese Drehungen der Magnetisierung wieder rückgängig gemacht werden. Auf diese Weise ließ sich die Magnetisierung aller Domänen in einem etwa 75 µm großen Fleck auf der Schicht zwischen zwei Zuständen hin und her schalten. Der Fleck konnte somit ein Bit speichern.
Bei einem Pump-Probe-Experiment wurde die photoinduzierte Magnetisierungsänderung nach einer variablen Wartezeit optisch über den Faraday-Effekt abgefragt. Dadurch konnten die Forscher herausfinden, dass es etwa 60 ps dauerte, bis die Magnetisierung der Domänen von einem Zustand in den anderen übergegangen war. Solange dauerte es also, bis das magnetisch Bit geschrieben war. Nach Meinung der Forscher ist dies der bisher schnellste magnetische Schreib- und Lesevorgang überhaupt. Die so geschriebenen Bits blieben dann bei Zimmertemperatur mehrere Tage erhalten.
Auch in Hinblick auf die Wärmeentwicklung ist das neue Speicherverfahren konkurrenzlos. Nach den Berechnungen der Forscher würde beim Schreiben eines 20×20×10 nm3 großen Bits eine Wärmemenge von 22 aJ frei. Beim optischen Schreiben eines magnetischen Bits durch Erhitzen werden etwa 10 fJ frei, verglichen mit 10 bis 100 nJ in herkömmlichen Festplatten und 10 nJ in Flash-Speichern. Diese günstigen Eigenschaften machen photomagnetische Speicher für viele Anwendungen interessant.
Rainer Scharf
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