Und der Oscar geht an: den Laser!
Der Münchner Kinotechnik-Hersteller Arri und das Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM erhalten einen Academy Award für den gemeinsam entwickelten Arrilaser.
Für das Design und die Entwicklung des Arrilasers geht jeweils ein Oscar an Franz Kraus und Johannes Steurer von Arri sowie an Wolfgang Riedel vom Freiburger Fraunhofer IPM für eine technischen Leistung, mit der „nachweislich erhebliche Beiträge zur Verbesserung des Filmherstellungsprozesses“ erzielt wurden. Ihr Laser-Filmbelichter „beweist ein hohes Maß an Ingenieurskunst, die zu einem kompakten, nutzerfreundlichen und wartungsarmen Gerät geführt hat, das gleichzeitig eine herausragende Geschwindigkeit und Bildqualität besitzt“, so die Juroren der Academy. Einige Ausschnitte der wissenschaftlich-technischen Preisübergabe laufen in der TV-Übertragung der Oscar-Verleihung am 26. Februar.
Abb.: Franz Kraus, Johannes Steurer und Wolfgang Riedel erhielten bereits 2002 eine Würdigung der Academy, nach dem Siegeszug des Arrilasers bekommen sie jetzt die begehrte Statue. (Bild: Arri)
Das Grundkonzept des Arrilasers wurde von einem Forschungsteam um Wolfgang Riedel entwickelt, der als Projektleiter beim Fraunhofer IPM bereits einen am Markt erfolgreichen Großformatbelichter für die Fotoindustrie entwickelt hatte. Riedels Idee, das so gewonnene Know-how für die Kinofilm-Industrie zu nutzen, führte zu einer überaus erfolgreichen Zusammenarbeit mit Arri. Die Erfahrungen in der Belichtungstechnik kombiniert mit dem speziellen Wissen um die Bedürfnisse der Kinofilmindustrie erlaubte dem Team um Kraus, Steurer und Riedel, die Anforderungen an einen laser-basierten, hochwertigen und hochauflösenden Filmbelichters zu definieren. Nach nur zwei Jahren Entwicklungszeit wurden 1998 die ersten Prototypen eines solchen Laser-Filmbelichters zu Testzwecken an die Digital Domain und Computer Film Company geliefert. Heute ist der Arrilaser Industriestandard. Mehr als 280 Geräte sind weltweit im Einsatz, um digitale Filmdaten auf Film zu belichten.
„Die Idee war, ein Stück Technik zu haben, das in puncto Qualität jedem Hollywood-Anspruch genügt, gleichzeitig aber effizient genug ist, um auch bei knappen Filmbudgets wettbewerbsfähig zu sein“, erklärt Arri-Geschäftsführer Franz Kraus. Johannes Steurer, Entwicklungsleiter bei Arri, ergänzt: „Der Arrilaser machte es möglich, alle Features zu einem moderaten Preis anzubieten – und das bei sehr kurzen Aufnahmezeiten. Die Film-Branche konnte dadurch von Aufnahme-basierten Effekten auf die komplette digitale Produktion umsteigen.“ Er ermöglichte somit erstmals eine digitale Filmbearbeitung im großen Maßstab. Auch wissenschaftlich war die Entwicklung ein voller Erfolg. Wolfgang Riedel vom Fraunhofer IPM erklärt: „Es gab viele technologische Herausforderungen, die nur gelöst werden konnten, weil Wissenschaftler unterschiedlichster Organisationen beteiligt wurden. Einige signifikante Fortschritte in den Spezialgebieten sind auf dieses gemeinsame Projekt zurückzuführen.“
Das Fraunhofer IPM nutzte die Erkenntnisse aus der Entwicklung des Arrilasers für eine weitere Innovation: Der Arche Laserbelichter ist erstmals in der Lage, digitale Bilddaten – z. B. historische Dokumente – präzise und farbecht auf einen langzeitstabilen Film auszubelichten. Der Farbmikrofilmbelichter wird seit Jahren vom Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut des Landesarchivs Baden-Württemberg in Ludwigsburg eingesetzt.
FhG / OD